Den geboren hat ein' Magd

altes Kindelwiegelied aus dem 14. Jahrhundert

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Musiknoten zum Lied - Den geboren hat ein' Magd

Den geboren hat ein' Magd,
hat der Welt das Leben 'bracht
und den bösen Feind verjagt,
und aller seiner Macht beraubt.
|: Suse, su, su, su,
schlaf mein liebes Kindelein! :|

Wer gesündigt hat sein' Tag
und tut dessen schwere Klag',
dem verzeiht das Kindelein,
weil es gütig wie ein Lämmelein.
|: Suse, su, su, su,
schlaf mein liebes Kindelein! :|

Ist gebor'n zu Bethlehem
und getöt't zu Jerusalem,
hat gelitten Armut viel:
zu sein demütig war sein will'.
|: Suse, su, su, su,
schlaf mein liebes Kindelein! :|

O du liebes Kindelein
wollst doch uns're Freude sein
nun an und in Ewigkeit,
denn du bist unser Herr allzeit.
|: Suse, su, su, su,
schlaf mein liebes Kindelein! :|

Den geboren hat ein' Magd ist ein altes westfälisches Kindelwiegelied aus dem 14. Jahrhundert nach dem lateinischen »Quem nunc virgo peperit«. Die Melodie ist im Andernacher Gesangsbuch von 1608 (Nr. 26) überliefert.

Erk/Böhme dokumentierten das Lied in Deutscher Liederhort, Band 3, Nr. 1937 mit der Überschrift Altes westfälisches Kindelwiegenlied. Wie auch dort notiert, ist der deutsche Text offenbar eine Übersetzung der lateinischen Vorlage.

Markant ist das zärtliche »Suse, su, su, su, schlaf mein liebes Kindelein!«, das jede der vier Strophen wie ein Refrain abschließt.

Der Text des Liedes konzentriert sich zunächst auf die Geschichte der Geburt Jesu, wie sie in der biblischen Weihnachtsgeschichte erzählt wird. Er beginnt mit dem Satz »Den geboren hat ein' Magd«. Diese Aussage unterstreicht, dass Maria, die Mutter Jesu, eine einfache und gottesfürchtige Frau war, die in Demut und Bescheidenheit die Geburt dieses Kindes, Gottes Sohn, auf sich nahm, weil Gott es ihr so beschieden hatte.

Der Text betont die Bedeutung von Jesu Geburt für uns alle indem seine Ankunft als Quelle des Lebens und als Licht in einer dunklen Welt dargestellt wird. Durch seine Geburt wurde Hoffnung, Freude und Frieden in die Welt gebracht. Denn Jesus wird als jemand dargestellt, der die Macht hat, den »bösen Feind« zu vertreiben und ihm seine Macht zu nehmen. Doch dazu müssen wir Sünder uns zu unseren Sünden bekennen: »Wer gesündigt hat sein' Tag und tut dessen schwere Klag', dem verzeiht das Kindelein«, so heißt es in der zweiten Strophe.

In der dritten Strophe geht das Lied auf die Leiden ein, die Jesus in Jerusalem ertragen musste. Doch er trug sie demütig um uns Menschen das ewige Leben zu geben, indem er all unsere Schuld auf sich nahm, als er am Kreuz für uns starb. Damit überwand er sie die Macht des Bösen und gab uns Erlösung und das ewige Leben.

Damit kann auch das Kindelein, das in den Schlaf gewiegt werden soll, beruhigt einschlafen. Denn Jesus wird über ihm wachen.

Tom Borg, 10. Dezember 2023

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