Im Osterland kenn' ich ein Städtchen,
im Städtchen kenn ich ein Mädchen,
beim Himmel, wie's wenige gibt!
Jungst hab' ich sie wieder gesehen
und bin nun, ich muss es gestehen,
|: von Herzen in's Mädchen verliebt. :|
Sie hat so recht was mir behaget,
zwei Augen, drin Himmelschein taget,
ein Näschen nach griechischer Norm,
zwei Grübchen im rosigen Backen
und schwarzbraune Locken im Nacken,
|: ein Mündchen nach küsslicher Form. :|
Sie tanze, sie laufe, sie gehe,
sie sitze, sie liege, sie stehe,
so ist sie an Anmut so reich,
ich denke, sie wächst noch ein bisschen,
dann ist sie vom Kopf bis zum Füßchen
|: in Allem den Grazien gleich. :|
Auch hat meine freundliche kleine
ein Stimmchen wie Silber so reine,
sie trillert so herrlich, so leicht!
Ihr solltet sie hören, und sehen,
wie drob sich der Cantor wird blähen,
|: der vor ihr die Segel doch streicht :|
Die Laune, versteht sie, die Gute,
sie rollet dem Mädchen im Blute
und treibt sie oft kreiselnd umher.
Will Einer voll Missmut je schmollen
gleich weiß sie so heiter zu tollen,
|: und wahrlich schmollet nicht mehr. :|
Zwar hat sie nicht eben ihr Wesen
aus Büchern, denn ewiges Lesen
ist schönes, doch fährliches Ding,
Drum ward sie ein häusliches Mädchen,
so rustig am schnurrenden Rädchen,
|: in Keller und Küche so flink :|
Nun singet und saget ihr Musen
vom Herzchen, das unter dem Busen
das goldige Mädchen verhält,
es hüpft im Gefühle der Jugend,
es wallet für Unschuld und Tugend,
|: und ist gegen Falschheit gestählt. :|
Ach wenn doch, beseligt von Liebe,
das Herzchen bald stärker sich hübe,
und schlug' es doch Liebe für mich
Dann wär' ich der Glücklichsten Einer,
dann flöchte, lieb Mädchen, dir Keiner
|: das bräutliche Kränzchen als ich. :|