Das Edelweiß ist ein Volkslied aus dem 19. Jahrhundert, das in verschiedenen Varianten überliefert ist. Der Text geht zurück auf das Gedicht »Das schönste Bleamerl auf der Alp, das ist das Edelweiß« des bayerischen Mundartdichters Joseph Feller und E. Philippi aus dem Zeitraum 1890/1892. Aus der gleichen Zeit stammt die Musik von Franz Wagner (1853-1930).
Mit dem Lied Das Edelweiß wurde dem Alpen-Edelweiß ein musikalisches Denkmal gesetzt. Obwohl sie ursprünglich aus hochgelegenen Steppengebieten kommt, war die Pflanze im 19. Jahrhundert im ganzen Alpenraum verbreitet.
Aus dem Jahr 1856 ist die Begebenheit überliefert, dass der österreichische Kaiser Franz Joseph I. mit seiner Frau Elisabeth während einer Bergwanderung am Großglockner ein im steilen Fels stehendes Edelweiß pflückte und seiner Frau schenkte mit den Worten: »Das erste in meinem Leben, das ich selbst gepflückt«. Später ließ sich Kaiserin Elisabeth mit einem Edelweiß im Haar porträtieren.
Damit erwachte die breite Aufmerksamkeit an der Pflanze, was zu einer starken Dezimierung führte, so dass das Edelweiß fast nur noch an schwer zugänglichen Stellen anzutreffen war. Dies wiederum erhöhte den Reiz der Pflanze, denn ein junger Mann, der seiner Liebsten ein Edelweiß schenken wollte, musste eine mitunter waghalsige Klettertour unternehmen, um ein Edelweiß pflücken zu können.
In unserem Lied heißt es in der ersten Strophe: »Das schönste Blümlein auf der Welt, das ist das Edelweiß. Es blüht versteckt an steiler Wand«. Ein solches Blümchen wünschte sich ein Mädchen von ihrem Verehrer. Der zögert nicht lange und macht sich auf den gefährlichen Weg, ein solches Blümchen für seine Liebste zu pflücken. Er möchte ihr eine Freude machen und ihr seine Liebe beweisen. Doch er bezahlt diesen Liebesbeweis mit dem Leben. Er stürzt in der steilen Felswand in den Tod, das gepflückte Edelweiß noch fest in seiner blutigen Hand haltend.
Auch wenn der Jüngling seiner Liebsten das Edelweiß nicht mehr schenken konnte, so weiß sie doch seine Absicht zu schätzen. In der sechsten Strophe heißt es, dass sie jeden Sonntag ins Tal und an sein Grab geht und gesteht: »hier ruht mein einz'ger Freund«.
Tom Borg, 28. Februar 2024