Beresinalied

(Unser Leben gleicht der Reise)

Das Beresinalied ist ein Volkslied nach dem Gedicht Die Nachtreise von Ludwig Giseke. Die Melodie komponierte 1823 Johann Immanuel Müller.

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Musiknoten zum Lied - Beresinalied

Unser Leben gleicht der Reise
eines Wandrers in der Nacht.
Jeder hat in seinem Gleise,
etwas das ihm Kummer macht.

Aber unerwartet schwindet
vor uns Nacht und Dunkelheit,
und der Schwerbedrückte findet
Linderung in seinem Leid.

Daram laßt uns weitergehen,
weichet nicht verzagt zurück!
Dort in jenen fernen Höhen
wartet unser noch ein Glück.

Mutig, mutig, liebe Brüder,
gebt die bangen Sorgen auf:
morgen geht die Sonne wieder
freundlich an dem Himmel auf.

Das Beresinalied, ursprünglich unter seiner Anfangszeile »Unser Leben gleicht der Reise« bekannt, basiert auf dem Gedicht »Die Nachtreise« des deutschen Schriftstellers, Dichters und Hofrats Ludwig August Christian Giseke (1756-1832).

Die Melodie komponierte der Erfurter Organist und Musikdirektor Johann Immanuel Müller (1774–1839) im Jahr 1823. Wobei der Beginn der Melodie an die Arie »Du musst glauben, du musst hoffen« aus Johann Sebastian Bachs Kantate »Mein Gott, wie lang, ach lange?« erinnert.

Mit der Bresina (auf belarussisch Bjaresina), einem rechten Nebenfluss des Dnepr, hatte das Lied zunächst nichts zu tun. Der Fluss selbst gelangte in die Geschichtsbücher durch die sogenannte Schlacht an der Beresina vom 26. bis 28. November 1812 während des Rückzugs der Grande Armée Napoleons vor den Truppen des Zaren Alexander I.

Doch in Napoleons Armee dienten damals auch schweizerische Söldner von denen viele ihr Leben ließen. Die Erinnerung daran veranlasste den damaligen Nationalrat und späteren Bundesrat Christoph Blocher dazu, 1997, zum 80-jähriges Bestehen der Zürcher SVP das Lied anzustimmen. Denn das Lied, erinnere an die bittere Tragödie der Schweizer Landsknechte im Dienste Napoleons. Blocher zog Parallelen zur Gegenwart und meinte, das Lied sei »ein eindrückliches Zeugnis gescheiterter Schweizer Teilnahme an einer abenteuerlichen Grossmachtpolitik«.

Und so erklang damals:

Unser Leben gleicht der Reise
eines Wandrers in der Nacht.
Jeder hat in seinem Gleise
etwas, das ihm Kummer macht.

Damit wurde das Lied zu einem Symbol für die Aufopferung der Schweizer in fremden Kriegsdiensten. Und da es auch mit der Schlacht an der Beresina in Verbindung gebracht wurde, hieß es fortan auch Beresinalied. Dem Stolz und dem Heimatbewusstsein des Alpenlandes ist es zu verdanken, dass Unser Leben gleicht der Reise bis heute eines der populärsten und politisch aufgeladensten Lieder des Schweizer Liedguts ist.

Das Lied ist mehr als eine Nationalhymne, es ist ein politisches Manifest und eine musikalische Kampfansage, die als Mahnung gilt. Denn von den Schweizer Söldnern im Heer von Napoleon kehrten nur wenige von der Schlacht an der Beresina zurück, erschöpft und traumatisiert, aber mit einem Lied, das sie während des Albtraums begleitet und getröstet hatte:

Aber unerwartet schwindet
vor uns Nacht und Dunkelheit.
Und der Schwergedrückte findet
Linderung in seinem Leid.

Mutig, mutig, liebe Brüder,
gebt das bange Sorgen auf.
Morgen steigt die Sonne wieder
freundlich an dem Himmel auf.

Mit diesem Lied ist ein Hoffnungsschimmer verbunden:

Darum lasst uns weitergehen,
weichet nicht verzagt zurück.
Hinter jenen fernen Höhen
wartet unser noch ein Glück.

Tom Borg, 22. April 2023

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