Das deutsche Volkslied An der Saale hellem Strande dichtete Franz Kugler 1826 auf der Radelsburg auf die Melodie Opus 27 Nr. 1 von Friedrich Ernst Fesca, die dieser 1822 ursprünglich zu Friedrich Müllers Text Soldatenabschied (Heute scheid ich, morgen wandr' ich) komponiert hatte.
Die Rudelsburg ist eine Höhenburg oberhalb von Saaleck im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt. Sie liegt etwa 85 Meter über dem Südufer der Saale auf einem felsigen Bergrücken aus Muschelkalk (Wikipedia).
Anders als man vielleicht vermuten könnte, stammte der Kunsthistoriker und Schriftsteller Franz (Theodor) Kugler nicht aus der Saale-Gegend. Geboren wurde er 1808 in Stettin. Sein Studium absolvierte er in Berlin. Von dort aus unternahm er viele Ausflüge, unter anderen eben auch auf die Rudelsburg, die südwestlich von Naumburg gelegen ist.
Das Gebiet entlang der Saale bot einiges an Naturschönheiten und auch Kulturdenkmäler. Welche davon Kugler mit »Burgen stolz und kühn« meinte, ist leider nicht dokumentiert und schwer zu erforschen, denn die Saale fließt durch gleich Bundesländer, nämlich Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern. Mit 413 Kilometer Länge ist sie der zweitlängste Nebenfluss der Elbe und auf ihrem Weg fließt sie an vielen Burgen vorbei zu deren bekanntesten die Heidecksburg und die Leuchtenburg gehören. Aber auch Schlösser sind in der Gegend zu finden. Unter anderem Schloss Augustusburg, Schloss Burgk, die Dornburger Schlösser und Schloss Goseck. Kugler hatte also ein reiches Angebot an Inspirationen.
Doch alleine die von Kugler besuchte Rudelsburg bietet eine imposante Ansicht und die Saale schlängelt sich durch Naturgebiete, als hätte sie absichtlich einen Schlenker westwärts gemacht, um die Rudelsburg zu umfließen. Aber natürlich war es zeitlich umgekehrt: die Rudelsburg wurde in diese idyllische Landschaft gebaut.
Bis heute ist die Gegend um die Rudelsburg ein schönes Ausflugsziel geblieben; ebenso die benachbarten Burgen und Schlösser.
An der Saale Strände ist es zwar etwas enger und bevölkerter geworden, aber eine Reise sind sie, wie zu Kuglers Zeiten, allemal wert. Und wenn man von den Höhen hinunter schaut auf der Saale Strände, dann kann man noch heute fühlen, was wohl Franz Kugler gefühlt hat, als er 1826 sein Gedicht An der Saale hellem Strande schrieb.
Tom Borg, 10. Mai 2023