Als die Römer frech geworden

Victor von Scheffels Gedicht Als die Römer frech geworden mit der Melodie von Ludwig Teichgräber

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Musiknoten zum Lied - Als die Römer frech geworden

Als die Römer frech geworden,
simserim sim sim sim sim
zogen sie nach Deutschlands Norden,
simserim sim sim sim sim.
Vorne mit Trompetenschall,
täterätätätä,
ritt Herr Generalfeldmarschall,
täterätätätä.
Herr Quintilius Varus, wau, wau wau.
Herr Quintilius Varus,
schnedderängtäng, schnedderängtäng,
schnedderängtäng, schnedderängtäng.

In dem Teutoburger Walde,
Huh! Wie piff der Wind so kalte,
Raben flogen durch die Luft,
Und es war ein Moderduft,
Wie von Blut und Leichen

Plötzlich aus des Waldes Duster
Brachen kampfhaft die Cherusker,
Mit Gott für Fürst und Vaterland
Stürzten sie sich wutentbrannt
Auf die Legionen.

Weh, das ward ein großes Morden,
Sie schlugen die Kohorten,
Nur die röm'sche Reiterei
Rettete sich noch ins Frei',
Denn sie war zu Pferde.

O Quintili, armer Feldherr,
Dachtest du, daß so die Welt wär'?
Er geriet in einen Sumpf,
Verlor zwei Stiefel und einen Strumpf
Und blieb elend stecken.

Da sprach er voll Ärgernussen
Zum Centurio Titiussen:
"Kam'rad, zeuch dein Schwert hervor
Und von hinten mich durchbor,
Da doch alles futsch ist."

In dem armen röm'schen Heere
diente auch als Volontäre
Scaevola, ein Rechtskandidat,
Den man schnöd gefangen hat,
Wie die andern alle

Diesem ist es schlimm ergangen,
Eh daß man ihn aufgehangen,
Stach man ihm durch Zung und Herz,
Nagelte ihn hinterwärts
Auf sein corpus iuris.

Als das Morden war zu Ende,
rieb Fürst Hermann sich die Hände,
und um seinen Sieg zu weih'n,
lud er die Cherusker ein
zu 'nem großen Frühstück.

Wild gab's und westfäl'schen Schinken
Bier, soviel sie wollten trinken
Auch im Zechen blieb er Held
Doch auch seine Frau Thusneld
soff walküremäßig

Nur in Rom war man nicht heiter,
Sondern kaufte Trauerkleider;
G'rade als beim Mittagsmahl
Augustus saß im Kaisersaal,
kam die Trauerbotschaft.

Erst blieb ihm vor jähem Schrecken
ein Stück Pfau im Halse stecken,
Dann geriet er außer sich
und schrie: "Vare, schäme dich
Redde legiones!"

Sein deutscher Sklave, Schmidt geheißen
Dacht': Euch soll das Mäusle beißen
Wenn er sie je wieder kriegt
denn wer einmal tot daliegt
wird nicht mehr lebendig

Wem ist dieses Lied gelungen?
Ein Studente hat's gesungen
in Westfalen trank er viel
drum aus Nationalgefühl
hat er's angefertigt

Und zu Ehren der Geschichten
tat ein Denkmal man errichten,
Deutschlands Kraft und Einigkeit
kündet es jetzt weit und breit:
"Mögen sie nur kommen!"

Endlich nach so vielen Mühen
ist von Bandels Werk gediehen
Hermann ist jetzt aufgestellt
zusammen kommt die ganz Welt
in dem lippschen Reiche.

Victor von Scheffel veröffentlichte sein Gedicht Als die Römer frech geworden im Jahr 1849. Zentrales Thema ist die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9. Damals unterlagen die römischen Legionen unter Feldherr Quintilus Varius. Die Römer erlitten dabei große Verluste; überliefert sind rund 20.000 Tote. Anführer der siegreichen Germanen war Herrmann der Cherusker, zu dessen Ehren das Hermannsdenkmal errichtet wurde. Heute weiß man, dass die historische Schlacht gar nicht im Teutoburger Wald stattfand, sondern in Kalkriese bei Osnabrück. Das tat dem Ruhm jedoch keinen Abbruch.

Und wo ein Krieg verloren wurde ist der Spott nicht fern. Auch Scheffel schlug in diese Kerbe. Sein Gedicht sollte weder ein historisches Epos noch ein nationalistisches Manifest werden. Er schrieb es als 22-jähriger Student und reichte es bei den Münchner Fliegende Blätter ein, in der Hoffnung auf einen Abdruck. Im Begleitschreiben nannte Schffel sein Werk ein »verbummeltes Lied« und »abnormes Lied«; sprich: er hatte es so nebenbei geschrieben ohne größere literarische Ambitionen. Auch die Darstellung der Geschehnisse sollten kein historisches Epos werden, sondern eine Verballhornung der unterlegenen Römer, was Scheffel mit seinen spöttischen Versen prächtig gelungen ist.

Vor allem in Studentenkreisen verbreitete sich das Gesicht sehr schnell und wurde für Scheffel der Grundstein seiner schriftstellerischen Karriere. Und natürlich wurde das Werk auch gesungen. Scheffel selbst hatte sich an das Versmaß von von Karl Seyferths Die Hussiten zogen vor Naumburg gehalten. Nach dessen Melodie wurde auch Als die Römer frech geworden lange Zeit gesungen.

Anlässlich der Enthüllungsfeier des Hermannsdenkmals im Jahr 1875 komponierte Ludwig Teichgräber eine neue Melodie, zu der fortan Als die Römer frech geworden gesungen wurde.

Teichgräber war es auch, der das markante und lustige »simserim-sim-sim, täterä-tä-tä, wau-wau-wau, schnedderängtäng« einbaute, was den Spott über die Römer noch etwas bissiger rüberkommen ließ.

Das Lied wird bis heute gerne gesungen. Vor allem das lustige »simserim-sim-sim, täterä-tä-tä, wau-wau-wau, schnedderängtäng« macht es auch für Kinder interessant, so dass es gelegentlich auch als Kinderlied bezeichnet wird.

Tom Borg, 7. Mai 2023

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