Jingle Bells

(Dashing thro' the snow)

Der amerikanische Komponist und Organist James Lord Pierpont schuf das Winterlied von der Schlittenfart mit klingenden Glöckchen (»Jingle Bells«) in der Zeit zwischen 1850 und 1857.

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Musiknoten zum Lied - Jingle Bells

Dashing thro' the snow,
In a one horse open sleigh,
O'er the hills we go,
Laughing all the way;
Bells on bob tail ring,
Making spirits bright,
Oh what sport to ride and sing
A sleighing song to night.
|: Jingle bells, Jingle bells,
Jingle all the way;
Oh! what joy it is to ride
In a one horse open sleigh. :|

A day or two ago
I tho't I'd take a ride
And soon Miss Fannie Bright
Was seated by my side,
The horse was lean and lank
Misfortune seem'd his lot
He got into a drifted bank
And we - we got up sot.
|: Jingle bells, Jingle bells,
Jingle all the way;
Oh! what joy it is to ride
In a one horse open sleigh. :|

A day or two ago,
The story I must tell
I went out on the snow
And on my back I fell;
A gent was riding by
In a one horse open sleigh,
He laughed as there I sprawling lie,
But quickly drove away.
|: Jingle bells, Jingle bells,
Jingle all the way;
Oh! what joy it is to ride
In a one horse open sleigh. :|

Now the ground is white,
Go it while you're young,
Take the girls to night
And sing this sleighing song;
Just get a bob tailed bay
Two forty as his speed
Hitch him to an open sleigh
And crack, you'll take the lead.
|: Jingle bells, Jingle bells,
Jingle all the way;
Oh! what joy it is to ride
In a one horse open sleigh. :|

Jingle Bells gehört weltweit zu den bekanntesten und meistgesungenen Weihnachtsliedern. Dabei ist es gar kein Weihnachtslied. Weder wird Weihnachten erwähnt, noch geht es indirekt um weihnachtliche Themen. Jingle Bells übersetzt man am besten mit »Klimpert, Schellen«. Damit wiederum sind die Schellen am Pferdegeschirr eines Pferdeschlittens.

Der amerikanische Komponist James Lord Pierpont (1822-1893), der dieses winterliche Lied zwischen 1850 und 1857 schrieb, veröffentlichte die Originalversion im August 1857 unter dem Titel »The One Horse Open Sleigh«, deutsch: »Der einspännige offene Pferdeschlitten«. Und darum geht es tatsächlich in diesem Lied. Es handelt von Pferdeschlittenrennen, die damals bei den Jugendlichen im Nordwesten Amerikas sehr beliebt waren.

Die einzige Verbindung zu Weihnachten ist somit die Jahreszeit Winter, das winterliche Ambiente, zu dem auch Weihnachten gehört. Somit sangen die Menschen dieses Lied nicht zu Weihnachten, sondern in der Zeit, zu der auch Weihnachten stattfand. Irgendwann fiel dieser kleine Unterschied weg und Jingle Bells wurde fester Bestandteil des amerikanisch-weihnachtlichen Liedrepertoires, das im Laufe der Jahrzehnte auch zu uns nach Europa herüber schwappte. Inzwischen ist das winterliche Lied über das Pferdeschlittenrennen auch bei uns eines der beliebtesten Kinderweihnachtslieder und - ja, geben wir es ruhig zu - auch Erwachsene stimmen gerne mit ein.

Referenzaufnahmen des Lieds herauszupicken ist vergebene Liebesmüh. Nahezu jeder englische Künstler, der Weihnachtslieder singt, hat irgendwann Jingle Bells eingesungen. Auf YouTube liefert die Suche nach dem Lied beeindruckende 3,68 Millionen Treffer. Keine Frage, das Lied ist beliebt. Es gibt kaum ein englischsprachiges Weihnachtsliederbuch, das Jingle Bells ignoriert. Auch in deutschen Kinderlieder- und Weihnachtliederbücher ist das Schlittenlied oft zu finden.

Entstehung und Rezeption

Die heutige Bekanntheit von Jingle Bells ist - wie so oft in künstlerischen Dingen - eine Ironie der Geschichte. James Lord Pierpont war weder 1859 mit »The One Horse Open Sleigh«, noch zwei Jahre später mit der Wiederveröffentlichung unter dem neuen Titel Jingle Bells Erfolg beschieden. Auch sein Sohn, der das Copyright 1880 erneuerte, erhielt nur wenige Einnahmen daraus.

Da es kaum verlässliche Informationen über die Entstehungsgeschichte des Liedes gibt, rumorte es umso mehr in der Gerüchteküche. Nach einer Version entstand das Lied in Medford im Middlesex County des Bundesstaats Massachusetts, wo Piermont 1851 zu Besuch war. Die Stadt Savannah in Georgia wiederum beansprucht den Geburtsort des Lieds für sich, da Piermont 1857, als das Urheberrecht auf das Lied erteilt wurde, dort als Organist und Chorleiter arbeitete.

Die beiden Städte stritten sich noch bis in jngere Zeit darüber, wer denn nun für sich das Heimatrecht an Jingle Bells beanspruchen kann.

In beiden Fällen wird jedoch angenommen, dass Piermonts Lied zu einer Erntedankfeier in der Kirche mit so großem Erfolg aufgeführt wurde, dass zur Weihnachtsmesse eine Wiederholung der Aufführung angesetzt wurde. Das wäre immerhin eine Verbindung hin zur Verwendung als Weihnachtslied.

Daneben wurde immer wieder angezweifelt, dass Jingle Bells überhaupt für einen Kinderkirchenchor geschrieben wurde, denn immerhin geht es im Lied um schnelle Schlittenfahrten und hübsche Mädchen, was so gar nicht in den Gottesdienst der damaligen Zeit passte.

Fakt ist: gegen Ende des 19. Jahrhunderts und vor allem im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde Jingle Bells immer bekannter und etablierte sich zu dem Weihnachtsstandard, der heute in der ganzen Welt bekannt ist. Und das darf man sogar wörtlich nehmen, denn am 16. Dezember 1965 scherzten die Gemini-6-Astronauten Tom Stafford und Wally Schirra:

"We have an object, looks like a satellite going from north to south, probably in polar orbit … I see a command module and eight smaller modules in front. The pilot of the command module is wearing a red suit."

(Wir haben ein Objekt, das aussieht wie ein Satellit, der von Norden nach Süden wandert, wahrscheinlich im polaren Orbit … Ich sehe ein Kommandomodul und acht kleinere Module davor. Der Pilot des Kommandomoduls trägt einen roten Anzug.)

Dann holten die Astronauten eine heimlich mitgenommene Mundharmonika und ein Schellenband hervor und sangen Jingle Bells.

Ein Erklärungsversuch

Doch warum ist Jingle Bells so erfolgreich geworden, wo es doch gar nichts mit Weihnachten zu tun hat und Pferdeschlitten auch schon lange ausrangiert wurden? Es mag an der Melodie liegen, die so beschwingt daher kommt. Sie entspricht nicht mehr Piermonts Originalweise, sondern wurde im Laufe der Zeit entweder von Unbekannten leicht angepasst oder einfach von den Menschen zurecht gesungen.

Dazu der fröhliche, man könnte fast sagen übermütige, Text, der auch Jugendlichen aller Generationen aus der Seele spricht. Sie fahren zwar nicht mehr Pferdeschlitten, doch das Gefühl »Wir rasen durch den Schnee« passt auch in unsere Zeit. Actionspiele sind IN - und gefährliche Autorennen leider auch. Was macht mehr Spaß als »lachen den ganzen Weg«.

Hinzu kommt der Refrain mit seiner Wiederholung der Aufforderung »Jingle Bells« (klimpert Schellen) und dem nachfolgenden »Oh, welch Freude ist es, in einem einspännigen offenen Pferdeschlitten zu fahren.«

Auch die Geschichte, die der Text erzählt ist - je nach Geschmackslage - mehr oder weniger lustig. Es geht um Pferdeschlittenrennen, um Stürzen in den Schnee - und immer wieder: Mädchen. In zwei der vier Strophen muss ein Mädchen mitfahren, damit die Schlittenfahrt Spaß macht.

Das kommt uns doch auch heute noch alles irgendwie bekannt vor - wenn auch in anderer Coleur. Jingle Bells ist ein Lied, das der jugendlichen Freude am Leben Ausdruck verleiht. Und daraus ergibt sich auch der - unbeabsichtigte - Bogen zur Weihnachtszeit. Auch wir freuen uns auf die Ankunft Christi. Und die muss man nicht immer mit heiligen Phrasen besingen. Viel wichtiger ist es, Freude im Herzen zu haben. und dazu animiert Jingle Bells, das Lied vom winterlichen Pferdeschlittenrennen, allemal.

Neben dem englischen Originaltext gibt es zahlreiche Übersetzungen. 1968 sang Roy Black »Ein kleiner weißer Schneemann« und Francis Blanche wurde 1948 in Frankreich landesweit bekannt mit ihrer Version »Vive le vent«.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Parodien. Die Melodie und Textstruktur lädt regelrecht dazu ein, allerlei Schabernack draufzulegen.

Tom Borg, 19. Dezember 2016

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