Und unser lieben Frauen

geistliches Volkslied aus der Zeit vor 1602

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Musiknoten zum Lied - Und unser lieben Frauen

Und unser lieben Frauen,
der träumte ein Traum,
wie unter ihrem Herzen
gewachsen war ein Baum.
Kyrie eleison.

Und wie der Baum ein Schatten gab
wohl über alle Land:
Herr Jesus Christ der Heiland
also ist er genannt.

Herr Jesus Christ der Heiland
ist unser Heil und Trost,
mit seiner bittern Marter
hat er uns all erlost.

Und unser liebe Fraue,
die trug ein Kindelein:
Darvon wölln wir so singen
und wöllen fröhlich sein.

Auch unser liebe Fraue,
die zog gen Bethlehem:
Sie gebar ihr liebs Kind Jesum
zu Trost der Christengemein.

Und da sie es geboren hatt',
sie sah ihr lieb's Kind an,
sie kniet' auf ein' Marmelstein
und bet' es alsbald an.

Auch unser liebe Fraue
die zog ihr Kindlein schon,
das sollen wir hören gerne:
was gab Gott ihr zu Lohn?

Und unser liebe Fraue
begehret ander's nicht
denn nur die arme Christenheit:
So wäre' es schon gericht'.

Also sprach Gott der Herre
wohl zu der Mutter sein:
»Und welchen Sünder du begehrst,
derselbig', der sei dein!«

Und unser lieben Frauen ist ein geistliches Volkslied aus der Zeit vor 1602. Erstmals im Druck überliefert wurde es 1602 in Graz im Liederbuch »Catholischem Gesangbuch«, das der Lehrer und katholische Kirchendiener Nikolaus Beuttner (vor 1592, nach 1610) herausgab. Das Werk zählt zu den wichtigsten Kirchenliedsammlungen der damaligen Zeit.

Aufgrund des Alters und der immer wieder vorgenommenen kleineren Textänderungen bzw. Textergänzungen variieren die im Umlauf befindlichen Angaben dazuDie . Üblicherweise werden die ersten fünf Strophen des Lieds gesungen. Auch Ernst Klusen (Deutsche Lieder, 1980, S.799) gibt in seinem Werk nur diese an. Ingeborg Weber-Kellermann (Das Buch der Weihnachtslieder, Schott, ISBN 3-7957-8213-9, 8. Auflage, 1994, S. 282f) präsentiert neun Strophen und Wikipedia führt gar 16 Strophen an. Die hier präsentierte Textfassung orientiert sich an der Fassung nach Weber-Kellermann.

Der Lied ist eine symbolische Erzählung von der Geburt Jesu'. Dazu wird Maria als »unser lieben Frauen« bezeichnet, die nicht einfach schwanger war, sondern sie bemerkte, das »unter ihrem Herzen gewachsen war ein Baum«. Und auch die Bedeutung, die Jesus für diese Welt haben soll, ist zunächst umschrieben mit den Worten »wie der Baum ein Schatten gab wohl über alle Land«. Erst danach wird es als »Herr Jesus Christ der Heiland« bezeichnet und in der vierten Strophe wird es endlich als »Kindelein« bezeichnet.

Wie es der Liedtitel Und unser lieben Frauen anzeigt, wird in diesem Lied Maria besungen. Dieses Lied ist ihr gewidmet als Dank für ihre Hingabe und Bereitschaft, Jesus, Gottes Kind, zu gebären. Maria erfüllte den Wunsch Gottes und um sie, »unser lieben Frauen«, zu ehren, ihr zu danken für ihre selbstlose Aufopferung, wird dieses Lied in diversen Varianten gesungen. Unter anderem auch mit der Schlussstrophe:

Zu Ehren unser Frauen
singen wirs Lobgesang
von nun an bis in Ewigkeit
sei Gott im Himmel Dank

Tom Borg, 14. Dezember 2023

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