Der Weihnachtstraum

(Ich lag und schlief, da träumte mir)

Der Weihnachtstraum (Ich lag und schlief, da träumte mir) ist ein Gedicht von Hoffmann von Fallersleben mit einer Melodie von Friedrich Reichardt.

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Musiknoten zum Lied - Der Weihnachtstraum

Ich lag und schlief, da träumte mir
ein wunderschöner Traum;
es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.

Nur bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten rings umher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.

Und Zuckerpuppen hingen dran,
das war mal eine Pracht;
da gab's, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.

Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und Alles, Alles schwand.

Da wacht ich auf aus meinem Traum
und dunkel war's um mich.
Du lieber schöner Weihnachtsbaum,
sag' an, wo find ich dich!

Da war es just, als rief er mir:
"Du darfst nur artig sein,
dann steh' ich wiederum vor dir,
jetzt aber schlaf nur ein!

Und wenn du folgst und artig bist,
dann wird erfüllt dein Traum;
dann bringet dir der heil'ge Christ
den schönsten Weihnachtsbaum."

Der Weihnachtstraum ist ein Gedicht von Hoffmann von Fallersleben (1798-1874), das ursprünglich den schlichten Titel Der Traum besaß. Gesungen wird es nach einer Weise von Johann Friedrich Reichardt (1762-1814). Im Druck erschien das Lied 1848 in Hundert Schullieder. Heute wird es wohl öfter als Gedicht aufgesagt als gesungen.

Weihnachten im frühen 19. Jahrhundert war ein deutlich anderes Fest als heute. Es hatte einen viel stärkeren religiösen Charakter und die Geschenke, die Kinder von ihren Eltern und Großeltern erhielten, waren bei weitem nicht so üppig und teuer wie heutzutage. Manche Eltern konnten sich auch gar keine Geschenke leisten, weil das Einkommen gerade so für das Überleben ausreichte.

Auch bunt geschmückte und hell erleuchtete Weihnachtsbäume gab es damals, sofern überhaupt, in der Kirche. Weniger gut situierte Familien konnten sich damals keinen Weihnachtsbaum leisten. Überhaupt lag die Christbaumtradition damals, zu Hoffmanns Zeiten, noch in ihren Anfängen. Weihnachtsbäume kamen damals gerade erst in Mode. Für viele Menschen der Unterschicht blieb es oftmals beim Traum vom Baum.

Das lyrische Ich in unserem Lied träumt von einem hohen Weihnachtsbaum und malt sich aus, wie schön er anzuschauen wäre, wenn er auf »unserm Tisch« stünde, mit Zweigen »von goldnen Äpfeln schwer« und Zuckerpuppen sollen auch dranhängen. Und viele bunte Lichter sollen brennen.

Für das Kind wäre es »eine Pracht«, denn es gäbe da alles, was es sich nur wünschen kann und was ihm Freude macht. Das tägliche Leben des Kindes sieht wohl anders aus. Denn wünschen tut man sich ja meist das, was man nicht hat. Aber Träume werden selten war. Das merkt auch das Kind, als es im Schlaf nach einem Apfel griff und alles plötzlich weg war – der Apfel und der Baum, alles war weg.

Erschrocken erwacht das Kind aus dem Traum und findet sich wieder im dunklen Kämmerlein. Es war alles nur ein Traum. Doch Träume können wahr werden, das suggeriert auch der Traum in Form eines Gefühls - »Da war es just, als rief er mir«, heißt es bei Hoffmann. Und dann folgt die motivierende Ermahnung des Traums: sei immer schön brav und artig, dann »bringet dir der heil'ge Christ den schönsten Weihnachtsbaum«.

So in der Art klingt es auch heute noch, wenn Eltern sagen: den braven Kindern bringt das Christkind was und legt es unter den Weihnachtsbaum. Zu Hoffmanns Zeiten brachte das Christkind den komplett geschmückten Baum und die Geschenke. Heute ist es Brauch geworden, dass Familien gemeinsam den Weihnachtsbaum schmücken und vielerorts auch schon die Geschenke unter den Baum gelegt und zu Heiligabend nur noch ausgepackt werden. Aber, ein Weihnachtsbaum muss sein…

Tom Borg, 29. September 2023

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