Robert Schumann ist am 8.Juni 1810 als Sohn eines Schriftstellers und Verlagsbuchhändler in Zwickau geboren. Schon frühzeitig erwachten bei ihm literarische und musikalische Neigungen, die er jedoch nuterdrücken musste, da er dem Wunsch seiner Mutter gemäß das juristische Studium ergreifen sollte.
1828 bezog er die Universität in Leipzig, hörte aber lieber als trockene Rechtsvorlesungen Philosophie und fand in Friedrich Wieck, seinem späteren Schwiegervater, einen Klavierlehrer, der ihn immer tiefer der Musik verschrieb.
Nach einem fröhlichen Jahr in Heidelberg, in dem seine ersten Werke entstanden, kehrte Schumann 1830 nach Leipzig zurück, wo er sich mit Einwilligung seiner Mutter ganz seiner Kunst widmete. Schumann, der ein glänzender Virtuose zu werden versprach, musste seine pianistische Laufbahn jedoch aufgeben, da er sich durch das Aufhängen des 4. Fingers in einer Schlinge die Spielfertigkeit verdarb. Um so eifriger widmete er sich unter Dorns Leitung dem Gebiet der Komposition, auf dem er rasche Fortschritte machte.
Daneben beschäftigte Robert Schumann sich mit Musikschriftstellerei und gründete 1834 mit Knorr, Schunke und Wieck die "Neue Zeitschrift für Musik", in der ein mutiger Feldzug gegen alles Reaktionäre in der Kunst und gegen die immer größere Verflachung des Geschmacks eröffnet wurde.
Schumann stiftete einen geheimen Bund der "Davidsbündler", in dem er selbst unter drei verschiedenen Masken als leidenschaftlicher Florestan, sanfter Eusebius und weiser Raro, die verschiedenen Seiten seines Wesens symbolisierte, den Mittelpunkt bildete. Zehn Jahre führte er die Schriftleitung allein und erwarb sich durch seine geistvolle Aufsätze über verschiedene musikalischen Fragen und sein Eintreten für neue Talente wie Chopin und Brahms bleibende Verdienste.
Bis zu op. 23 schrieb Schumann ausschließlich für Klavier, doch blieb die Aufführung dieser Werke auf einen kleinen Kreis beschränkt.
Einer tiefen Neigung zu der Tochter seines Lehrers, Clara Wieck, stand der Wille des Vaters entgegen, der sich einer Verbindung hartnäckig und fortdauernd widersetzte, so dass erst eine gerichtliche Entscheidung angerufen werden musste.
Das Jahr 1840, in dem der Ehebund geschlossen wurde, erweckte in Schumann den Liedkünstler, der in rascher Folge mehrere Hefte mit insgesamt 138 Liedern herausgab, die zu den schönsten und romantischen ihrer Gattung gehören.
Auch Schumanns Instrumentalschaffen empfing neue kräftige Impulse, es entstanden die "Frühlingssinfonie" B-Dur (Nr. 1, op. 38, 1841), drei Streichquartette (op. 41), das Klavierquintett und -quartett (op. 44 und 47) und endlich das weltliche Oratorium "Das Paradies und die Peri" (op. 50).
Seit der Gründung des Leipziger Konservatoriums 1843 war Schumann dort dank der Vermittlung von Felix Mendelssohn Bartholdy als Lehrer angestellt, doch befriedigte ihn sein Amt keineswegs. Missstimmigkeiten zwischen ihm und Mendelssohn, dessen Kunst er warm verehrte, machten ihm den Aufenthalt in Leipzig lästig, und er siedelte deshalb 1844, zugleich mit Abgabe seiner Zeitschrift an Franz Brendel, nach Dresden über, wo er Chorleiter wurde. Doch auch hier erlebte er manche Enttäuschung und folgte deshalb 1850 einer Berufung als Musikdirektor nach Düsseldorf. Schumann, bei dem sich schon seit 1833 Spuren eines Gehirnleidens gezeigt hatten und dessen Krankheit sich zunehmend verschlimmerte, war seiner neuen Stellung jedoch wenig gewachsen. Der scheue und unbeholfene Mensch, der sich am liebsten in ein undurchdringliches Schweigen hüllte, ließ es als Chor- und Orchesterleiter an der nötigen Umsicht und Energie fehlen, so dass er schon nach drei Jahren seines Posten verlustig ging.
Ein Jahr darauf brach der Wahnsinn aus: Schumann, noch eben im Kreise mehrere Freunde, verließ das Zimmer und stürzte sich in den Rhein. Man rettete ihn zwar aus den Fluten, aber sein Geist war und blieb gestört. Zwei Jahre fristete er noch in einer Irrenanstalt zu Endenich das Leben, bis ihn der Tod am 29. Juli 1856 erlöste.
Ist Mendelssohn der "Klassizist" unter den Romantikern, so repräsentiert Schumann den Typus des ewig suchenden, nach immer neuen Zielen strebenden Künstlers, der in seinem rastlosen Jagen nach einem fernen Zauberklange schließlich in Wahnsinn verfiel und durch sein tragisches Ende die Welt erschütterte.
Mit Robert Schumann ging eine der poetischsten und liebeswertesten Gestalten der Musikgeschichte dahin, ein Mann, der in seiner Musik den Deutschen ein wahrhaft neues Klangreich erschlossen hat. Seiner eigentlichen Natur nach ist Schumann Lyriker, als solcher hat er vor allem das poetische Klavierstück über Schubert und Mendelssohn hinaus mit tiefstem Gehalt erfüllt.
Wie Meldelssohn geht er in seinem Schaffen vom Klavier aus, aber während jener mit zunehmender Entwicklung zu seinem gewaltigen symphonischen Stil gelangte, ist Schumann, der von Anfang an als ein "Fertiger" vor uns tritt, dabei stehen geblieben, und seine Chor- und Orchesterwerke sind nur Übertragungen aus seiner Klavierschreibart.
Robert Schumann führt uns in seiner Musik von feurigster Leidenschaft zu zartester, verträumtester Empfindung. Ein Strom blühendsten Lebens geht von seinen Tönen aus, deren Motive wie Zauberformen an unsere Seele dringen. An der Spitze der Kompositionen stehen die Klavierwerke, die, im Gegensatz zu Mendelssohns glatter Formschönheit, oft phantastisch und gestaltlos wirken, aber gerade dadurch den tiefsten Eindruck hinterlassen. Für die Zeitgenossen galt ihre Schreibweise abstrus und kaum leserlich, erst allmählich wurde sie in ihnen verständlicher, zumal durch die Konzerte der hervorragenden Pianistin Clara Schumann, die die beste Interpretin der Werke ihres Gatten wurde.
Schumann, der einen erlesenen literarischen Geschmack hatte, wurde durch die Dichtkunst Jean Pauls ("Arabeske", "Blumenstück") und mit E. T. A. Hoffmanns (Fantasiestücke", "Kreisleriana", "Nachtstücke") stark angeregt. Aus der großen Zahl der übrigen Klavierwerke sind hervorzuheben: "Davidsbündler" op. 6, "Carneval" op.9, 2 Sonaten (fis-Moll op. 11 und op. 22), "Kinderszenen" op. 15, "Faschingschwank aus Wien" op. 26, "Album für die Jugend" op. 68 u.a. Die Orchesterwerke umfassen 4 Sinfonien (B-Dur op. 38; C-Dur, op. 61; Es-Dur (die "Rheinische") op. 97; d-Moll, op. 120), mehrere Ouvertüren, das herrliche Klavierkonzert op. 543 a-Moll u.a., die Chorwerke "Das Paradis und Peri" und "Der Rose Pilgerfahrt" (mit Klavierbegleitung!) sowie eine Reihe von a-cappella-Gesängen.