Auf de schwäb'sche Eisebahne

Volkslied aus der Mitte des 19. Jahrhunderts

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Musiknoten zum Lied - Auf de schwäb'sche Eisebahne

Auf de schwäb'sche Eisebahne
gibt's gar viele Haltstatione.
Schtuegart, Ulm und Biberach,
Meckebeure, Durlesbach!
Rulla, rulla, rullala,
Rulla, rulla, rullala.
Schtuegart, Ulm und Biberach,
Meckebeure, Durlesbach!

Auf de schwäb'sche Eisebahne
wollt amal a Bäu'rle fahre,
geht an Schalter, lüpft de Hut:
"Oi Billettle, seid so gut!"
Rulla, rulla, rullala,
Rulla, rulla, rullala.
Geht an Schalter, lüpft de Hut:
"Oi Billettle, seid so gut!"

Eine Geiß hat er sich kaufet
und dass die ihm nit entlaufet,
bindet sie de gute Ma
hinte an de Wage a.
Rulla, rulla, rullala,
Rulla, rulla, rullala.
Bindet sie de gute Ma
hinte an de Wage a.

"Böckli, tu nur woidle springe,
's Futter werd i dir scho bringe."
Setzt si zu seim Weible na
und brennt's Tabakpfeifle a.
Rulla, rulla, rullala,
Rulla, rulla, rullala.
Setzt si zu seim Weible na
und brennt's Tabakpfeifle a.

Auf de nächste Statione,
wo er will sei Böckle hole,
find't er nur no Kopf und Soil
an dem hintre Wagetoil.
Rulla, rulla, rullala,
Rulla, rulla, rullala.
find't er nur no Kopf und Soil
an dem hintre Wagetoil.

Do kriegt er en große Zorne,
nimmt de Kopf mitsamt dem Horne,
schmeißt en, was er schmeiße ka,
den Konduktör an Schädel na:
Rulla, rulla, rullala,
Rulla, rulla, rullala.
Schmeißt en, was er schmeiße ka,
den Konduktör an Schädel na.

"So, du kannst de Schade zahle,
warum bis d' so schnell gefahre!
Du alloin bis schuld dara,
daß i d'Goiß verlaure ha!"
Rulla, rulla, rullala,
Rulla, rulla, rullala.
Du alloin bis schuld dara,
daß i d'Goiß verlaure ha!"

So, jetzt wär das Lied gesunge,
's hätt' euch wohl in d'Ohre geklunge.
Wer's no nit begreife ka,
fang' no mal von vorne a!
Rulla, rulla, rullala,
Rulla, rulla, rullala.
Wer's no nit begreife ka,
fang' no mal von vorne a!

Das Scherzlied Auf de schwäb’sche Eisebahne gehört zu den meistgesungenen Liedern Deutschlands. Der Originaltext ist in schwäbischer Mundart verfasst und gilt als das schwäbische Volkslied schlechthin. Daher verwundert es nicht, dass im Laufe der Jahre immer wieder neue oder abgewandelte Strophen hinzugekommen sind. So listet das Projekt Volksliederarchiv beispielsweise 20 Strophen auf. Wikisource belässt es bei 12 Strophen. Die Volksliedforscher Theo & Sunhilt Mang (Liederquell, Dörfler Verlag, 2015, ISBN 978-3-89555-679-1, Seite 476ff) führen ebenfalls 12 Strophen an. Auch eine Version mit 27 Strophen ist bekannt.

Dabei geht es im Kern jedoch immer um die gleiche Geschichte: Ein Bauer, der eine Geiß, also eine weibliche Ziege, mit sich führte, wollte mit der Eisenbahn fahren. Sparsam, wie es den Schwaben nachgesagt wird, wollte der Mann das Beförderungsentgelt für das Tier sparen und band seine Ziege einfach an das Ende des Zuges, damit sie selbst laufen kann. An der nächsten Station angekommen, schleifte nur noch das Band und der Kopf des Tiers hintern letzten Wagen. Daraufhin wurde der Bauer so wütend, dass er den Schädel des Tiers dem Schaffner („Kondukteur“) an den Kopf warf und verlangte, den Schaden zu bezahlen. Soweit der Kern der Geschichte, die in diversen Varianten umgedichtet und zurechtgesungen wurde.

Es kursieren sowohl hochdeutsche Textversionen wie auch Strophen im schwäbischen Dialekt.

Die eigentlichen Urheber des Liedes blieben unbekannt. Es wird vermutet, dass Auf de schwäb’sche Eisebahne in Studentenkreise entstanden ist. Erstmals aufgezeichnet wurden Text und Melodie 1853. Ab der 1880er Jahre war das Lied in diversen Gebrauchsliederbüchern enthalten.

Die im Liedtext erwähnten Stationen Stuttgart, Ulm, Biberach, Meckenbeuren und Durlesbach gibt es tatsächlich. Meckenbeuren hat dem Bauern und seiner Ziege sogar ein Denkmal gesetzt. Dem Reim geopfert wurde allerdings die korrekte Reihenfolge. In der betroffenen Fahrtrichtung kommt Durlesbach eigentlich vor Meckenbeuren. Aber dann würde sich die Aufzählung nicht reimen. So sei diese kleine Ungenauigkeit vergeben.

Tom Borg, 14. August 2023

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