Als wir jüngst in Regensburg waren ist ein Volkslied, das, wie die meisten Volkslieder, im Laufe der Zeit »zurechtgesungen« wurde. Der Ursprung dieses Volksliedklassikers liegt wohl in Österreich, wo dieses Lied um 1750 entstanden sein soll. Hervorgegangen ist es aus einem Scherzlied unbekannter Verfasser. Ab Mitte der 1840er Jahre wird Als wir jüngst in Regensburg waren in immer mehr Gesellschaftsgesangbücher aufgenommen und fand eine große Verbreitung.
Die Geschichte hinter Als wir jüngst in Regensburg waren ist recht einfach. Das Lied erzählt von einem Schiffsmann, der sich einen Scherz mit einer Gruppe schwäbischer und bayerischer jungen Frauen (Dirdndel) erlaubt, die er von Ulm über Passau und Linz kommend weiter Donau abwärts transportiert. Als die jungen Frauen während der Fahrt über die Donau einen Strudel sahen und ängstlich fragten, ob man diesen gefahrlos passieren können, da antwortete der Schiffsmann sinngemäß mit den Worten der fünften Strophe:
Wem der Myrthenkranz geblieben,
landet froh und sicher drüben;
wer ihn hat verloren
ist dem Tod erkoren
Der »Myrthenkranz« bezeichnete die Junfernschaft. Nur wahre Jungfrauen können, so der Schiffsmann, den Strudel gefahrlos überstehen. Alle anderen sollten besser aussteigen und zu Fuß weitergehen. Es heißt, bis auf ein neun Jahre altes Mädchen sind alle ausgestiegen und zu Fuß gegangen.
Im Liedtext ist es ein zwölf Jahre altes Mädel, das ohne Angst über den Strudel gefahren ist. Doch das feine, stolze Fräunlein Kunigund, das in einem Bergschloss lebte, wollte es auch probieren. Aber in der Mitte kam ein Nix - der germanischen Mythologie ein Wassergeist, der versucht, Menschen ins Wasser hinabzuziehen – und zog das Fräulein Kunigund in die Tiefe.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Lied in zahlreiche Gebrauchsliederbücher aufgenommen und entwickelte sich zum bis heute populären Kinder- und Scherlied Als wir jüngst in Regensburg waren.
Tom Borg, 1. Mai 2023