Allein Gott in der Höh sei Ehr

Evangelisches Kirchenlied von Nikolaus Decius, 1522, nach einer älteren Vorlage

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Musiknoten zum Lied - Allein Gott in der Höh sei Ehr

Allein Gott in der Höh
sei Ehr und Dank für seine Gnade,
darum, dass nun und nimmermehr
uns rühren kann kein Schande.
Ein Wohlgefallen Gott an uns hat,
nun ist groß Fried ohn Unterlass;
all Fehd hat nun ein Ende.

Wir loben, preisn, anbeten dich;
für deine Ehr wir danken,
dass du, Gott Vater, ewiglich
regierst ohn alles Wanken.
Ganz ungemessn ist deine Macht,
allzeit geschieht, was du bedacht.
Wohl uns solch eines Herren!

O Jesu Christ, Sohn eingeborn
des allerhöchsten Vaters,
Versöhner derer, die verlorn,
du Stiller unsres Haders,
Lamm Gottes, heilger Herr und Gott:
nimm an die Bitt aus unsrer Not,
erbarm dich unser aller.

O Heilger Geist, du höchstes Gut,
du allerheilsamst Tröster:
vor Teufels G'walt fortan behüt,
die Jesus Christ erlöset
durch große Mart'r und bittern Tod;
abwend all unsern Jamm'r und Not!
Darauf wir uns verlassen.

Allein Gott in der Höh sei Ehr, das deutschsprachige Gloria, gilt als das älteste evangelische Kirchenlied, das die Kernteile der römischen Liturgie adaptierte.

Nikolaus Decius (1485-1546) schuf die Übertragung des Messe-Glorias in die deutsche Sprache während der Osterzeit 1523 in Braunschweig, wobei er reformatorische Gedanken in die Übertragung einfließen ließ. Allerdings stammen nur die ersten drei Strophen von Decius. Die vierte Strophe wurde 1525 vom Geistlichen und Reformator Joachim Slüter (1490-1532) hinzugefügt. Sie vervollständigt die trinitatische Struktur des Lieds und geht dabei über den Gloria-Text hinaus, indem der Charakter des Bittgebets hervorgehoben wird. Denn die dritte Strophe von Decius richtet sich direkt und persönlich an Christus und endet mit »nimm an die Bitt aus unsrer Not, erbarm dich unser aller«. In der ökumenischen Fassung des Lieds ist diese Zusatzstrophe jedoch nicht enthalten, wohl um formal nahe beim Gloria zu bleiben.

Generell folgen die drei Strophen von Decius exakt der formalen Gliederung des Gloria-Textes, wobei die erste Strophe lediglich den Lobgesang der Engel nach der Weihnachtsgeschichte (Lukas 2,14) enthält und diesen poetisch ausschmückend interpretiert. Auch, dass das Wort »Allein« am Anfang des Textes steht, zeigt den reformatorischen Tenor des Lieds: »Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade«.

Die Melodie wird ebenfalls Decius zugeschrieben, wobei er vermutlich das Gloria der Ostermesse »Lux et origo« adaptierte.

Die älteste deutsche Fassung mit Melodie ist im Gesangbuch des Valentin Schumann, Leipzig 1539, überliefert. In die dänische Sprache übertragen erschien das Lied bereits 1529. Sechs Jahre später, 1535, wurde es in London mit englischsprachigem Text veröffentlicht.

In der deutschen lutherischen Kirchenmusik bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gehörte Allein Gott in der Höh sei Ehr zu den meistbearbeiteten Melodien. Als Gloriagesang in den Gottesdienstordnungen der lutherischen Landeskirchen hat das Lied bis heute eine bevorzugte Stellung.

Tom Borg, 11. November 2023

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