All Morgen ist ganz frisch, und neu

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Musiknoten zum Lied - All Morgen ist ganz frisch, und neu

All Morgen ist ganz frisch, und neu
des Herren Gnad und große Treu;
sie hat kein End den langen Tag,
drauf jeder sich verlassen mag.

O Gott, du schöner Morgenstern,
gib uns, was wir von dir begehrn:
Zünd deine Lichter in uns an,
lass uns an Gnad kein Mangel han.

Treib aus, o Licht, all Finsternis,
behüt uns, Herr, vor Ärgernis,
vor Blindheit und vor aller Schand
und reich uns Tag und Nacht dein Hand,

zu wandeln als am lichten Tag,
damit, was immer sich zutrag,
wir stehn im Glauben bis ans End
und bleiben von dir ungetrennt.

Neben diesen vier Strophen existieren zwei weitere Strophen, die früher als Strophen zwei und drei gesungen wurden. Diese lauten:

Drum steht der Himmel Lichter voll,
dass man zum Leben sehen soll.
Und es mög schön geordnet sein,
zu ehren Gott, den Schöpfer dein.

So hat der Leib der Augen Licht
dass er dadurch viel Guts ausricht
und seh auf Gott zu aller Frist
und merk, wie er so gnädig ist

Die Melodie zu All Morgen ist ganz frisch und neu schuf im Jahr 1537 der Komponist und Kantor Johann Walter (1496-1570), der 1524 als Herausgeber des ersten evangelischen Chorgesangsbuchs »Geistliches Gesangbüchlein« Bekanntheit erlangte.

Den Liedtext schuf der deutsche Theologe und Reformator Johannes Zwick (um 1496-1542), der als Kirchenlieddichter bekannt wurde. Das Gebet um das Licht im menschlichen Leben und Handeln stammt aus der Konstanzer Reformation und greift zwei Bibelstellen auf. Die erste ist Psalmen 139: »Spräche ich: Finsternis möge mich decken! so muss die Nacht auch Licht um mich sein. Denn auch Finsternis ist nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtet wie der Tag, Finsternis ist wie das Licht.« Die zweite findet sich in Klagelieder 3, 22-23: »Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.« Es handelt sich dabei um eine späte Arbeit aus seinem letzten Lebensjahr 1541.

Zwicks Gedicht ist ein Gebet, das die Dankbarkeit für Gottes Gnade und Treue zum Ausdruck bringt, während es gleichzeitig um göttlichen Beistand, Erleuchtung und Schutz in der Dunkelheit bittet. Die ersten beiden Zeilen des Gedichts betonen die Frische und Neuheit von Gottes Gnade und Treue jeden Morgen. Diese Eigenschaften Gottes haben kein Ende und erstrecken sich über den gesamten Tag. Die Menschen können sich darauf verlassen, dass sie ständig erneuert und bereitgestellt werden. Der metaphorische Verweis auf Gott als »schöner Morgenstern« weist darauf hin, dass Gott das Licht und die Führung in unserem Leben ist. Wir Menschen sind abhängig von Gottes Gnade und mit den Worten »Treib aus, o Licht, all Finsternis« wird bitten wir darum, dass Gottes Licht alle Finsternis vertreibt.

All Morgen ist ganz frisch und neu ist ein Lied, das Trost und Hoffnung spendet. Es erinnert uns daran, dass Gottes Gnade und Treue uns jeden Tag neu zur Verfügung stehen. Damit ermutigt uns das Lied, im Glauben zu leben und uns von Gott behüten zu lassen.

Tom Borg, 21. Februar 2024

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