Wie schön leuchtet der Morgenstern

Wie schön leutet der Morgenstern ist ein Choral von Philipp Nicolai aus dem Jahre 1598. Hier mit der evangelischen Textfassung.

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Musiknoten zum Lied - Wie schön leuchtet der Morgenstern

Wie schön leuchtet der Morgenstern
voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn,
die süße Wurzel Jesse.
Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm,
mein König und mein Bräutigam,
hast mir mein Herz besessen;
lieblich,
freundlich,
schön und herrlich,
groß und ehrlich,
reich an Gaben,
hoch und sehr prächtig erhaben.

Ei meine Perl, du werte Kron,
wahr? Gottes und Marien Sohn,
ein hochgeborner König!
Mein Herz heißt dich ein Himmelsblum;
dein süßes Evangelium
ist lauter Milch und Honig.
Ei mein
Blümlein,
Hosianna!
Himmlisch Manna,
das wir essen,
deiner kann ich nicht vergessen.

Gieß sehr tief in das Herz hinein,
du leuchtend Kleinod, edler Stein,
mir deiner Liebe Flamme,
daß ich, o Herr, ein Gliedmaß bleib
an deinem auserwählten Leib,
ein Zweig an deinem Stamme.
Nach dir
wallt mir
mein Gemüte,
ewge Güte,
bis es findet
dich, des Liebe mich entzündet.

Von Gott kommt mir ein Freudenschein,
wenn du mich mit den Augen dein
gar freundlich tust anblicken.
Herr Jesu, du mein trautes Gut,
dein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut
mich innerlich erquicken.
Nimm mich
freundlich
in dein Arme
und erbarme
dich in Gnaden;
auf dein Wort komm ich geladen.

Herr Gott Vater, mein starker Held,
du hast mich ewig vor der Welt
in deinem Sohn geliebet.
Dein Sohn hat mich ihm selbst vertraut,
er ist mein Schatz, ich seine Braut,
drum mich auch nichts betrübet.
Eia,
eia,
himmlisch Leben
wird er geben
mir dort oben;
ewig soll mein Herz ihn loben.

Zwingt die Saiten in Cythara
und laßt die süße Musika
ganz freudenreich erschallen,
daß ich möge mit Jesulein,
dem wunderschönen Bräut?gam mein,
in steter Liebe wallen.
Singet,
springet,
jubilieret,
triumphieret,
dankt dem Herren;
groß ist der König der Ehren.

Wie bin ich doch so herzlich froh,
daß mein Schatz ist das A und O,
der Anfang und das Ende.
Er wird mich doch zu seinem Preis
aufnehmen in das Paradeis;
des klopf ich in die Hände.
Amen,
Amen,
komm, du schöne
Freudenkrone,
bleib nicht lange;
deiner wart ich mit Verlangen.

Philipp Nicolai schuf den Text und die Melodie seines Chorals Wie schön leuchtet der Morgenstern (gebräuchlich ist auch der Titel »Wie schön leucht’ uns der Morgenstern«) im Jahre 1597. Seitdem erfuhren sowohl die Melodie als auch der Texte diverse Modifikationen, die insbesondere am Text deutlich werden, der sich vom mittelalterlichen Deutsch zur heute gebräuchlichen Variante entwickelte.

Zu den bekanntesten Gestaltern gehören: Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (in Herrnhuter Gesangbuch. Christliches Gesang-Buch der Evangelischen Brüder-Gemeinen von 1735 zum drittenmal aufgelegt und durchaus revidirt. O. O. 1741. Teil II. Anhang I – XII.), Friedrich Gottlieb Klopstock (Geistliche Lieder. Erster Theil. Kopenhagen und Leipzig 1773, S. 255–260), Johann Adolf Schlegel (vgl. Sammlung christlicher Lieder für die kirchliche Andacht evangelischer Gemeinen. Zunächst der zu Jauer. 2. Aufl. Breslau und Jauer o. J. [1. Aufl. 1813], S. 126f. (Nr. 153) ) und Albert Knapp (1832/1841, Nr. 544 in der württembergischen Ausgabe des Evangelischen Gesangbuchs).

Eine einheitliche, konfessionsübergreifende Fassung des Chorals gibt es aber bis heute nicht. Zwar ist das Lied im Evangelischen Gesangbuch (EG 70), im Gotteslob (GL 357) und im Mennonitischen Gesangbuch (MG 279) enthalten, aber mit jeweils unterschiedlichen Texten. Auf eine gemeinsame ökumenische Version müssen wir leider weiter warten. Dennoch erlangte der Choral eine große Verbreitung und wird noch heute von vielen Chören gesungen. Das belegen unter anderen auch die rund 33.000 Videos, die es auf Youtube zu diesem Lied gibt.

Die Musik begeisterte auch viele klassische Komponisten. So nutze Johann Sebastian Bach Philipp Nicolais Werk als Vorlage für seine Choralkantate Wie schön leuchtet der Morgenstern ( BWV 1). Auch Max Reger verwendete die Melodie für op. 40,1 Phantasie über den Choral »Wie schön leucht’ uns der Morgenstern.«

Tom Borg, 1. Mai 2022

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