Stimmt an mit hellem, hohen Klang

(Stimmt an mit hellem, hohem Klang)

Deutsches Weihelied von Matthias Claudius 1722, 1818 vertont von Albert Methfessel

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Musiknoten zum Lied - Stimmt an mit hellem, hohen Klang

Stimmt an mit hellem, hohem Klang,
stimmt an das Lied der Lieder,
des Vaterlandes Hochgesang,
das Waldtal hall es wider.

Der alten Barden Vaterland,
dem Vaterland der Treue,
du freies, unbezwungnes Land,
dir weihn wir uns aufs neue.

Zur Ahnentugend wir uns weihn,
zum Schutze deiner Hütten
wir lieben deutsches Fröhlichsein
und alte deutsche Sitten.

Die Barden sollen Lieb' und Wein,
doch öfter Tugend preisen
und sollen biedre Männer sein
in Taten und in Weisen.

Ihr Kraftgesang soll himmelan
mit Ungestüm sich reissen
und jeder rechte deutsche Mann
soll Freund und Bruder heissen.

Der Text des Weihelieds Stimmt an mit hellem, hohem Klang ist ein Auszug aus dem 14-strophigen Neujahrsgedicht Mein Neujahrslied, das Matthias Claudius auf den 1. Januar 1773 verfasste. Bereits 1794 und 1814 wurde das Gedicht vertont und in Liederbüchern aus Berlin überliefert. Doch erst die Melodie die Albert Methfessel (1785-1869) im Jahr 1818 komponierte, schuf ein Lied, das bis heute bekannt blieb. Nach Methfessels Melodie wird auch das Herbstlied Der Herbststurm braust durch Wald und Feld gesungen. Mit den Strophen 1, 8, 9, 13 und 14 wurde Claudius' Gedicht auch als »vaterländisches Weihelied« bekannt, eben unserem Stimmt an mit hellem, hohen Klang. Auch Methfessels Melodie ist diversen anderen Texten unterlegt worden.

Wie es der Begriff »vaterländisches Weihelied« vermuten lässt, geht es um vaterländische und studentische Rituale, wie sie in früheren Zeiten üblich waren. Damals wurden in Studentenbünden vaterländische Lieder gesungen. Man war stolz Deutscher zu sein, was heutzutage fast schon anstößig klingt. Die eigentlich harmlose Formulierung des »Vaterlandes Hochgesang« ist heute mit Vorsicht zu genießen, weil politisch äußerst rechts zu verorten. »Dem Vaterland der Treue«, »zum Schutze deiner Hütten« und »alte deutsche Sitten« sind Formulierungen, die damals ehrenwerte Ansichten waren und als Tugend galten. In unserer heutigen multikulturellen Gesellschaft wird die Fokussierung auf eine politisch-gesellschaftliche Norm, gleich welcher Art sie ist, als einschränkend und engstirnig wahrgenommen. Zu Claudius' Zeiten, galt es jedoch als anständig und war als Ehrenkodex studentischer Verbindungen akzeptiert und regelrecht gefordert, wenn man dazugehören wollte. So wie es auch üblich war, dass man als Student einer studentischen Verbindung angehörte, deren Rituale auch den Gesang solcher Vaterlandslieder beinhalteten.

Tom Borg, 12. Oktober 2023

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