Still, still, still

Still, still, still ist ein Wiegenlied aus dem österreichischen Salzkammergut, das Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden ist.

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Musiknoten zum Lied - Still, still, still

Still, still, still,
weil's Kindlein schlafen will!
Maria tut es niedersingen,
ihre keusche Brust darbringen.
Still, still, still,
weil's Kindlein schlafen will!

Schlaf, schlaf, schlaf,
mein liebes Kindlein, schlaf!
Die Engel tun schön musizieren,
vor dem Kindlein jubilieren.
Schlaf, schlaf, schlaf,
mein liebes Kindlein, schlaf!

Groß, groß, groß,
die Lieb' ist übergroß.
Gott hat den Himmelsthron verlassen
und muß reisen auf den Straßen.
Groß, groß, groß,
die Lieb' ist übergroß.

Auf, auf, auf,
ihr Adamskinder auf!
Fallet Jesum all’ zu Füßen,
weil er für uns d’Sünd tut büßen!
Auf, auf, auf,
ihr Adamskinder auf!

Wir, wir, wir,
wir rufen all’ zu dir:
Tu’ uns des Himmels Reich aufschließen,
wenn wir einmal sterben müssen!
Wir, wir, wir,
wir rufen all’ zu dir.

Der Text zu Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will stammt aus dem österreichischen Salzkammergut. Aufgezeichnet wurde nach Recherchen der Autoren Theo & Sunhilt Mang (vgl. Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S. 1027–1028) erstmals 1819.

Die Melodie ist eine Volksweise aus dem Salzburger Land, die erstmals 1865 von Maria Vinzenz Süß (1802–1868) gemeinsam mit dem Text präsentiert wurde (vgl. Salzburgische Volks-Lieder mit ihren Singweisen. Mayrische Buchhandlung, Salzburg 1865, S. 30–31 sowie Singweise Nr. 3). Im Original handelt es sich um einen Text in österreichischer Mundart. Das Entstehungsjahr der hochdeutschen Version ist nicht belegt. Der heute üblicherweise gesungene Liedtext wird jedoch dem deutschen Musikpädagogen Georg Götsch (1895–1956) zugeschrieben. Götsch galt als eine wichtige Persönlichkeit der deutschen Jugendbewegung und der Jugendmusikbewegung und könnte so auch die Verbreitung des Liedes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gefördert haben.

Doch schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will eine gewisse Verbreitung erlangt. 1895 wurde es zwar von Franz Magnus Böhme noch nicht für den »Deutschen Liederhort« berücksichtigt. Doch Anfang es 20. Jahrhunderts häuften sich die Drucklegungen. So erschien das Weihnachtslied beispielsweise 1917 in »Nun singet und seid froh - 80 Advents- und Weihnachtslieder in 3-stimmigen Sätzen« (Hrsg. P. A. Pfeifer, Brunnen-Verlag, Gießen 1917) und bereits 1913 im Zupfgeigenhansl sowie 1916 in Walther Werckmeister »Deutsches Lautenlied«.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will von vielen namhaften Künstlern interpretiert. Neben den Wiener Sängerknaben und der Vokalgruppe Die jungen Tenöre sangen auch Volksmusikgrößen wie Uschi Bauer und Eva Lind sowie international bekannte Künstler wie Hermann Prey, Nana Mouskouri oder Adoro das österreichische Wiegenlied. Wie beliebt das stille Liedchen tatsächlich ist, zeigen auch die mehr als 4.000 Treffer auf Youtube.

Die ursprüngliche mundartliche Textfassung, wie sie 1865 von Maria Vinzenz Süß gedruckt wurde, lautete:

Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will!
Maria thuat es niedersingen,
Ihre keusche Brust darbringen.
Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will.

Schlaf, schlaf, schlaf, mein liabes Kindlein, schlaf!
Die Engel thuan schön musiziren,
Bey dem Kindlein jubelliren,
Schlaf, schlaf, schlaf, mein liabes Kindlein, schlaf.

Groß, groß, groß, die Liab ist übergroß!
Gott hat den Himmels-Thron verlassen
Und muaß reisen auf der Strassen;
Groß, groß, groß, die Liab ist übergroß!

Auf, auf, auf, ihr Adams-Kinder auf!
Fallet Jesum all zu Füaßen,
Weil er für uns d’Sünd thuat büaßen,
Auf, auf, auf, ihr Adams-Kinder auf.

Wir, wir, wir, thun rufen all’ zu Dir!
Thua uns des Himmels Reich aufschliessen,
Wenn wir einmal sterben müassen,
Wir, wir, wir, thun rufen all zu Dir.

Daneben gibt es auch diverse fremdsprachliche Versionen, darunter originalgetreue und freie englischsprachige Übersetzungen (vgl. Wikipedia).

Tom Borg, 16. Dezember 2016

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