Schneeflöckchen, Weißröckchen

Das Weihnachtslied Schneeflöckchen, Weißröckchen veröffentlichte die Kindergärtnerin und späteren Lehrerin Hedwig Haberkern im Jahr 1869 als Winterlied mit dem Titel »Schneeflöckchen vom Himmel«.

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Musiknoten zum Lied - Schneeflöckchen, Weißröckchen

Schneeflöckchen, Weißröckchen,
wann kommst du geschneit?
Du wohnst in den Wolken,
dein Weg ist so weit.

Komm setz dich ans Fenster,
du lieblicher Stern,
malst Blumen und Blätter,
wir haben dich gern.

Schneeflöckchen, du deckst uns
die Blümelein zu,
dann schlafen sie sicher
in himmlischer Ruh’.

Schneeflöckchen, Weißröckchen,
komm zu uns ins Tal.
Dann bau’n wir den Schneemann
und werfen den Ball.

Schneeflöckchen, Weißröckchen ist eigentlich gar kein Weihnachtslied, sondern ein Winterlied. Geschrieben wurde der Text 1869 von der Breslauer Kindergärtnerin und späteren Lehrerin Hedwig Haberkern (1837–1902). Als »Tante Hedwig« verfasste sie Gedichte und Erzählungen für Kinder. Ihre erste Veröffentlichung »Geschichte von der Schneewolke« erschien 1869. Darin fand sich auch das Lied »Schneeflöckchen vom Himmel«, die Urfassung von Schneeflöckchen, Weißröckchen.

Als Melodie für das Lied wünschte sich Hedwig Haberkern eine Melodie von Mozart, auf die auch Christian Adolf Overbecks »Wir Kinder, wir schmecken der Freuden recht viel« gesungen wurde. Durchsetzen konnte sich diese Melodie jedoch nicht. Stattdessen wurden ab der Jahrhundertwende einige neue komponiert bis sich schließlich um 1945 die heute übliche Melodie etablierte. Deren Herkunft ist jedoch unbekannt.

Auch das Gedicht wurde im Laufe der Zeit leicht umgeformt. Der Originaltext war auf zwei Strophen verteilt und lautete:

Schneeflöckchen, vom Himmel
da kommst du geschneit,
du warst in der Wolke,
dein Weg ist gar weit.
Ach setz dich ans Fenster,
du niedlicher Stern,
gibst Blätter und Blumen,
wir haben dich gern!

Schneeflöckchen, ach decke
die Saaten geschwind.
Sie frieren, du wärmst sie,
so bittet das Kind.
Schneeflöckchen, Weißröckchen
so kommet doch all’,
dann wird bald ein Schneemann,
dann werf’ ich den Ball.

Den heutigen Titel »Schneeflöckchen, Weißröckchen« verdanken wir der ostdeutschen Herkunft des Liedes. In Schlesien war »Weißröckchen« ein Synonym für "Schneeflocke". Somit ergibt sich eine Verdoppelung des Titels »Schneeflöckchen«. Und um jenes Schneeflöckchen ging es letztlich in Haberkern Buch. "Tante Hedwig" wollte den Kindern den Winter von seiner guten Seite nahebringen. Denn bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Winter meist als frostig und todbringend dargestellt. Haberkern hingegen stellte den Winter positiv dar. Bei ihr sind die Blumen und Pflanzen nicht tot, nein, sie schlafen nur, um im Frühjahr wieder aufzuwachen. Der Schnee wandelt sich hier vom todbringenden Frost zur Beschützerin: »Schneeflöckchen, du deckst uns die Blümelein zu, dann schlafen sie sicher in himmlischer Ruh’.«

Auch für die Kinder wird das Schneeflöckchen zum Spielkameraden. »komm zu uns ins Tal« singen sie. »Dann bau’n wir den Schneemann und werfen den Ball.« Dem Winter wird der Schrecken genommen; er wird zur Freude der Kinder. Entsprechend wird das Schneeflöckchen auch nicht gefürchtet, sondern eingeladen: »Komm setz dich ans Fenster«".

Zweifelsohne verstand Hedwig Haberkern den Umgang mit Kindern. Sie bringt ihnen Winter und Schnee nahe und erklärt ein gar nicht so einfaches Naturphänomen in Kind gerechter Weise. So verwundert es nicht, dass Schneeflöckchen, Weißröckchen bis heute besonders gerne von Kindern gesungen wird - als Advents- und Weihnachtslied, aber auch als einfaches Winterlied im Kindergarten.

Tom Borg, 18. Dezember 2016

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