O Tannenbaum

O Tannenbaum gehört zu den 5 beliebtesten deutschen Weihnachtsliedern. Auch auf dieser Plattform ist es das am häufigsten aufgerufene Weihnachtslied.

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Musiknoten zum Lied - O Tannenbaum

O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu sind deine Blätter!
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
nein, auch im Winter, wenn es schneit.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu sind deine Blätter!

O Tannenbaum, o Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!
Wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit
ein Baum von dir mich hoch erfreut!
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!

O Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit,
o Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren.

O Tannenbaum ist ein deutsches Weihnachtslied, das um die Welt ging. Doch es dauerte an die 300 Jahre bis das weihnachtliche Loblied auf den Tannenbaum seinen Siegeszug antreten konnte.

Eine erste Version lieferte bereits der evangelische Komponist Melchior Franck im 16. Jahrhundert mit dem schlesischen Volkslied »Ach Tannenbaum«, das in diversen Abwandlungen und unterschiedlichen Dialekten Verbreitung fand.

Die Thematik des Tannenbaums und seiner immergrünen Zweige wurde mehrfach aufgegriffen. Doch erst in der zweiten Hälfte des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts zog der Tannenbaum als Weihnachtsbaum in die biedermeierlichen Wohnstuben ein und wurde zu einem festen Bestandteil des Weihnachtsfests. Damit rückte auch der Gedanke an die immergrüne Kraft der Tanne weiter ins Bewusstsein der Menschen und Dichter gebrauchten dieses Bild als Symbol. So auch 1819 der Dichter Joachim August Zarnack, der den immergrünen Baum als Symbol der Beständigung nutzte und in den Folgezeilen seines Gedichts die Unbeständigkeit und Untreue eines Mädchens besang. Es war ein Lied über enttäuschte Liebe in dem das Immergrün der Nadeln als Sinnbild für die Treue steht (vgl. O Tannenbaum).

Dieses Liebeslied inspirierte den Leipziger Lehrer Ernst Anschütz. Für sein eigenes »Musikalisches Schulgesangbuch« ergänzte er 1824 die erste Strophe Zarnacks um zwei weitere mit Bezug zur Geburt des Christuskinds. Er verwendete dabei die gleiche Melodie, die auch Zarnack seinem Gedicht unterlegt hatte. Sie entstammt einem alten Handwerkslied Es lebe hoch der Zimmermannsgeselle das ebenfalls seit dem 16. Jahrhundert bekannt ist.

Mit dem immer beliebter werdenden Brauch des geschmückten Weihnachtsbaums wurde auch das Lied über den weihnachtlichen Tannenbaum bekannter. Mit wachsender Bekanntheit schlich sich dann auch eine Textänderung ein, die sich allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig durchsetzen konnte. Bei Zarnack und auch Anschütz lautete die zweite Zeile der ersten Strophe »wie treu sind deine Blätter«. Gegen Ende des 19 Jahrhundert kam dann jedoch die Variante "wie grün sind deine Blätter" auf, die sich anfangs noch nicht durchsetzen konnte, heute aber die gebräuchliche Variante ist.

Parodien und Adaptionen

Die eingängige Melodie sowie der einfache Aufbau luden schon früh zur Adaption und Umdichtung ein. So findet sich bereits 1843 in den »Liedern eines politischen Tagwächters« des Vormärz-Dichters Ernst Ortlepp (1800–1864) ein »O Eichenbaum« das auf die damalige Lage im Deutschen Reich anspielte. Bis heute entstanden und entstehen immer wieder neue Parodien zur Melodie von O Tannenbaum, die in den seltensten Fällen etwas mit Weihnachten zu tun haben.

Aber auch im Ausland erfreut sich O Tannenbaum großer Beliebtheit. Bereits 1861 wurde die Melodie dem Gedicht »Maryland, My Maryland« von James Ryder Randall (1839–1908) unterlegt und als Propagandalied im Bürgerkrieg verwendet. Im Jahre 1939 wurde »Maryland, My Maryland« sogar offizieller »State Song« des US-Bundesstaates Maryland.

eine gegen Präsident Bush gerichtete politische Parodie »O Taliban« gab es im Herbst 2001 in den USA, die sich damals schnell im Internet verbreitete.

Aber auch der deutsche Originaltext fand Beachtung und wurde mehrfach übersetzt. In englischer Sprache gibt es gleich mehrere Versionen, die das deutsche Original adaptieren, so u.a. 1926 von H. Brueckner (vgl. American Lutheran Hymnal. Music Edition. Compiled and edited by an Intersynodical Committee. Columbus, Ohio: The Wartburg Press 1954, S. 529, [Nr. 618]). Die englische Seite der Wikipeda liefert zwei weitere Varianten.

Mit »Mon beau sapin« existiert auch eine moderne französische Fassung. Die französische Wikipedia präsentiert zusätzlich auch eine ältere Fassung aus dem Jahre 1824.

Im deutschsprachigen Raum darf O Tannenbaum auf keinem weihnachtlichen Tonträger fehlen. Fast jeder Künstler, der traditionelle Weihnachtslieder interpretierte, hat sich auch am Klassiker O Tannenbaum versucht. Aber auch internationale Größen wie Soul-Lady Aretha Franklin (»A Very Special Christmas 2«), Tony Bennett (»A Swingin' Christmas«) und Chicago (»Chicago XXXIII: O Christmas Three«) präsentierten ihre Tannenbaum-Versionen. 2010 kam auch Glee (»Glee: The Music, The Christmas Album«) nicht an diesem Weihnachtsklassiker vorbei. Und auch die zur Neue Deutsche Härte gezählte Band Unheilig veröffentlichte 2002 eine Version von O Tannenbaum auf ihrem Album »Frohes Fest«.

Damit gehört O Tannenbaum nach Stille Nacht, Heilige Nacht zu den meistgesungenen Weihnachtsliedern, die von Deutschland aus die Welt eroberten.

Tom Borg, 10. Dezember 2016

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