O du fröhliche

Die 1. Strophe dichtete Johannes Daniel Falk und unterlegte eine alte sizilianische Melodie

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Musiknoten zum Lied - O du fröhliche

O du fröhliche, O du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren, Christ ward geboren:
Freue, freue dich, O Christenheit!

O du fröhliche, O du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Christ ist erschienen, uns zu versühnen:
Freue, freue dich, O Christenheit!

O du fröhliche, O du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Himmlische Heere jauchzen dir Ehre:
Freue, freue dich, O Christenheit!

O du fröhliche gehört zu den beliebtesten und bekanntesten Weihnachtsliedern. Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Entstanden ist das Lied 1815/16 in Weimar. Das war die Zeit kurz nach dem Sieg über Napoleons Armee, als Europa am Boden lag, aber mit Hoffnung in die Zukunft schaute. Damals gab es viele Kinder denen der Krieg die Eltern und die Familien genommen hatte. Sie waren verzweifelt und irrten alleine umher, auf der Suche nach Essen und einer Zukunft. So auch in Weimar, wo der Schriftsteller und Laientheologe Johannes Daniel Falk (1768–1826) sich gemeinsam mit seiner Frau um Kriegswaisen kümmerte. Für diese Kinder dichtete Falk das Lied O du fröhliche, das damals nur eine Strophe besaß. Gesungen wurde es auf die Melodie eines alten sizilianischen Schifferlieds, das Johann Gottfried Herder in seine Sammlung Stimmen der Völker in Liedern aufgenommen hatte. Die Strophen zwei und drei fügte später der Sozialarbeiter und Kirchenlieddichter Heinrich Holzschuher (1798-1847) hinzu.

Damals war O du fröhliche kein reines Weihnachtslied, sondern ein christliches Lied, das zu allen christlichen Festen, also auch Ostern und Pfingsten, gesungen werden sollte. Doch eigentlich ist es ein Lied, das man immer singen kann. Damals, nach Napoleons Niederlage, begann eine Zeit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die man gerne mit »O du fröhliche« bejubelte. Auch wenn das Lied aus der durch Krieg, Hunger und Leid hervorgerufenen Not geboren wurde, es sollte den Kindern, um die sich Falk und seine Frau kümmerten, Halt geben und Mut machen. O du fröhliche war für Falk nicht nur ein Lied, sondern eine Lebenseinstellung, ein Ausdruck seines christlichen Glaubens und Vertrauens in Gott. Und dieses Vertrauen wurde damals dringend gebraucht. Denn als die Menschen endlich Napoleon vertrieben hatten, kam 1815 das nächste Desaster, das die gesamte nördliche Halbkugel der Erde traf: der verheerende Ausbruch des indonesischen VulkansTombora in den Tagen zwischen dem 10. Und 15. April 1815. Er gilt als die größte Eruption seit über 20.000 Jahren und versachte globale Klimaveränderungen mit Auswirkungen auf das nordamerikanische und europäische Wetter, was dem Jahr 1816 die Bezeichnung »Jahr ohne Sommer« einbrachte und die schlimmste Hungersnot des 19. Jahrhundert verursachte.

In diesen Zeiten sang Falk mit den Kindern: »O du fröhliche, O du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! «

Begründer der kirchlichen Jugendsozialarbeit

Johannes Daniel Falk führte sein Engagement für Kinder fort bis zu seinem Tod im Jahr 1826. Es heißt, dass Falk und seine Frau im Laufe der Jahre wohl 500 Kindern ein Zuhause gegeben haben. Sie kümmerten sich um andere Kinder und bewahrten sich den Glauben an Gott, obwohl sie in diesen schlimmen Tagen selbst vier ihrer Kinder durch Typhus verloren hatten. Damit wurde Falk ein Vorbild für andere, so auch für den Hamburger Pastor Heinrich Wichern (1808-1881). Dieser gründete im Jahr 1833 das »Rauhe Haus«, ein Rettungsdorf für arme Kinder, in Hamburg.

Auch dort wurde O du fröhliche zur Weihnachtszeit gesungen. 1844 nahm Wichern das Lied auch in das von ihm herausgegebene Buch »Unsere Lieder« auf. Damit begann der Siegeszug von O du fröhliche als Weihnachtslied. Denn Wichern ließ sich für »seine Kinder« einiges einfallen, um ihnen eine möglichst unbeschwerte Kindheit zu bieten und gleichzeitig auch zum Glauben zu führen. So nahm Wichern unter anderem ein Wagenrad mit Löchern und steckte für jeden Tag vom ersten Advent bis zum Heiligabend eine Kerze hinein. Es war die Geburt des Adventkranzes.

Und zu Weihnachten, so Wichern, gehöre auch Singen dazu. Und O du fröhliche passte perfekt zur Weihnachtszeit. Die Kinder und auch die Helfer, die Wichern später als Diakone zur kirchlichen Jugendsozialarbeit entsendet, verbreiteten das Lied rausch über die Grenzen Hamburgs hinaus. Mit den Aussiedlern zog es dann auch in die weite Welt hinaus und ist heute rund um den Globus als Weihnachtslied bekannt, schließlich beginnen alle drei Strophen des Lieds mit »O du fröhliche, O du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!« Sie stimmen und ein auf das Besondere der Weihnachtszeit: die Geburt Jesu. Diese wird jeweils im dritten Vers einer jeden Strophe herausgestellt um dann im vierten Vers die Freude darüber auszudrücken: »Freue, freue dich, O Christenheit!« Auch diese Zeile ist in allen drei Strophen gleich.

Claudia Nicolai, 26. August 2023

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