Lobet den Herren alle, die ihn ehren

Kirchenlied von Paul Gerhardt in der Vertonung von Johann Crüger.

Downloadformate

Musiknoten zum Lied - Lobet den Herren alle, die ihn ehren

Lobet den Herren alle, die ihn ehren;
lasst uns mit Freuden seinem Namen singen
und Preis und Dank zu seinem Altar bringen.
Lobet den Herren!

Der unser Leben, das er uns gegeben,
in dieser Nacht so väterlich bedecket
und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket:
Lobet den Herren!

Dass unsre Sinnen wir noch brauchen können
und Händ und Füße, Zung und Lippen regen,
das haben wir zu danken seinem Segen.
Lobet den Herren!

Dass Feuerflammen uns nicht allzusammen
mit unsern Häusern unversehns gefressen,
das macht’s, dass wir in seinem Schoß gesessen.
Lobet den Herren!

Dass Dieb und Räuber unser Gut und Leiber
nicht angetast’ und grausamlich verletzet,
dawider hat sein Engel sich gesetzet.
Lobet den Herren!

O treuer Hüter, Brunnen aller Güter,
ach lass doch ferner über unser Leben
bei Tag und Nacht dein Huld und Güte schweben.
Lobet den Herren!

Gib, dass wir heute, Herr, durch dein Geleite
auf unsern Wegen unverhindert gehen
und überall in deiner Gnade stehen.
Lobet den Herren!

Treib unsern Willen, dein Wort zu erfüllen;
hilf uns gehorsam wirken deine Werke;
und wo wir schwach sind, da gib du uns Stärke.
Lobet den Herren!

Richt unsre Herzen, dass wir ja nicht scherzen
mit deinen Strafen, sondern fromm zu werden
vor deiner Zukunft uns bemühn auf Erden.
Lobet den Herren!

Herr, du wirst kommen und all deine Frommen,
die sich bekehren, gnädig dahin bringen,
da alle Engel ewig, ewig singen:
Lobet den Herren!

Das Gedicht Lobet den Herren alle, hier in der Textfassung des Evangelischen Gesangbuchs Nr. 447, schrieb Paul Gerhardt im Jahr 1653. Der Originaltext der ersten Zeile lautete damals: »Lobet den Herren, alle, die ihn fürchten«. Im katholischen Gotteslob ist das Lied ebenfalls enthalten unter der Nummer 81, jedoch ohne die Strophe 4, 5 und 9.

Ebenfalls im Jahr 1653 fügte Johann Crüger eine Melodie hinzu – damals ohne Oberstimmen und leichten Abweichungen gegenüber der heute bekannten Tonführung.

Formal ist das Gedicht leicht zu beschreiben. Es besteht aus zehn Strophen mit jeweils vier Versen. Auffällig ist jedoch die Struktur der Strophen. Die jeweils erste Zeile einer Strophe besteht aus zwei sich reimenden Hälften. Die Verse zwei und drei haben jeweils volle Länge und bilden einen Paarreim. Der vierte Vers ist bei allen zehn Strophen gleich und besteht nur aus drei Wörter: »Lobet den Herren!« Dieser reimlose Satz steht für sich allein; er ist eine Aufforderung: »Lobet den Herren!« Das ist kurz, knapp und klar: Wir sollen Gott, den Herren, loben. Wofür wir ihn loben sollen, das erzählen die jeweils ersten drei Verse der nachfolgenden Strophen. Sie zählen auf, was wir dem Herrn zu verdanken haben. Vom ersten Vers der zweiten Strophe mit »Der unser Leben, das er uns gegeben« bis hin zur fünften Strophe listet das Lied auf, was Gott, der Herr, alles für uns getan hat.

In den Strophen sechs bis neun wendet sich der Tenor hin zu den Bitten, die wir an Gott richten. Er möge uns leiten und stützen, uns die Kraft geben, den richtigen Weg zu gehen. Dass wir Gottes Gebote beachten und nicht vom rechten Weg abkommen. Denn unser Ziel, das formuliert die zehnte und letzte Strophe:

Herr, du wirst kommen und all deine Frommen,
die sich bekehren, gnädig dahin bringen,
da alle Engel ewig, ewig singen

Und das Lied endet schließlich mit dem Vers mit dem alle Strophen enden - der Aufforderung: »Lobet den Herren!«

Formal kann man hinzufügen, dass sich mit der zehnten Strophe auch die Struktur des Gedichts vollendet, denn mit der zehnten Strophe ist die Symmetrie wiederhergestellt und es ergibt sich ein 1-4-4-1 Schema. Auf die Einleitungsstrophe mit der Aufforderung Gott zu loben folgen vier Strophen des Dankes, gefolgt von vier Strophen des Bittens, die in dem Glauben münden, dass Gott wiederkehren und die Gläubigen ins Paradies aufnehmen wird.

Tom Borg, 20. August 2023

 Top