Geborn ist uns ein Kindelein

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Musiknoten zum Lied - Geborn ist uns ein Kindelein

Gebor'n ist uns ein Kindelein
von einer Jungfrau reine:
Gott Vater, Sohn und heil'ger Geist,
die sind gereist
mit Maria alleine.

Wir woll'n Gott lob'n in Ewigkeit,
dazu das Kindlein kleine
und Maria, die Mutter sein,
die Jungfrau rein,
woll' uns ihr Gnad' mitteilen.

Freu dich, Maria, in Ewigkeit,
darum du hast empfangen
den Spiegel der Dreifaltigkeit:
Dein Lob ist b'reit,
zu dir hab'n wir Verlangen.

Das Kindlein ist der Gnaden voll,
es gibt un gute Lehre.
Sein Lob niemand aussprechen kann,
ist sonder Wahn,
wir danken ihm seiner Lehre.

Er hat gelitten den bitter'n Tod
für unsere Sünden alle
und gibt den Sündern guten Trost,
hat uns erlöst
von dem ewigen Falle.

O Herr, halt uns in deiner Hut,
daß wir nicht mögen sterben
in uns'rer Sünd' und Missetat;
o ewiger Gott,
dein' Gnad' hilf uns erwerben.

Wir bitten von unser'm letzten End',
wann wir von hinnen scheiden,
dein Leichnam aus des Priesters Hand
werd' uns gesandt:
Maria mög' uns geleiten.

Als eine der ältesten Quellen des Lieds Geborn ist uns ein Kindelein gilt das Mainzer Cantual von 1605. Dort ist verzeichnet: »Ein alt katholisch Christgesang, vorzeiten in Thüringen gebräuchlich.« Als Melodie wird genannt: »Ich weiß ein Blümlein hübsch und fein (5-zeilig)«. Gleichlautende Angaben finden sich auch im Hildesheimer Gesangbuch von 1619 (S. 18), das Andernacher Gesangbuch von 1608 und das Mainzer Gesangbuch von 1631, sowie anderen Publikationen jener Zeit. Das Lied muss also lange vor der Reformation entstanden sein, was sich auch im Text widerspiegelt. Es wird weniger das Weihnachtserlebnis, die Geburt des Christkunds Jesus, betont, sondern dem Credo der katholischen Kirche folgend die Jungfräulichkeit Marias.

Franz Magnus Böhme kritisiert die Originalmelodie als »rhythmisch verzerrt, und ohne wesentliche Änderung nicht genießbar.« (vgl. Deutscher Liederhort, Erk/Böhme, Band III, Nr. 1926). Er fügte 2 Pausen ein, um den Rhythmus anzupassen. Im Laufe der Zeit wurde das Lied jedoch zurechtgesungen und klingt heute deutlich ›runder‹ als die von Böhme präsentierte Fassung. Dennoch blieb Geborn ist uns ein Kindelein eine eher schwere Kost, die seltener gesungen und veröffentlicht wird. Das Deutsche Musikarchiv weist nur wenige Noten und Tonträger aus und auch auf Youtube ist die Zahl der Videos überschaubar.

Trotz allem istGeborn ist uns ein Kindelein nicht in Vergessenheit geraten. Schließlich drückt der Text des Liedes sehr bildhaft die große Freude der Christenheit über die Geburt Jesu aus. Im kirchlichen Tonfall besingen die ersten beiden Strophen die Geburt Jesu, erzählen von der Krippe in Bethlehem und schildern die Anbetung des Kinds durch die Hirten und die Weisen aus dem Morgenland. Erst die dritte Strophe lobt Maria als die Mutter des Gotteskinds, um sie dann gleich wieder zurückzusetzen, denn »Das Kindlein ist der Gnaden voll« und »es gibt uns gute Lehre«. Es geht um das Kind, um Jesus, der »hat gelitten den bitter'n Tod für unsere Sünden«.

Claudia Nicolai, 2. August 2023

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