Frühlingsgruß

(So sei gegrüßt viel tausendmal)

Das Frühlingslied So sei gegrüßt viel tausendmal dichtete Hoffmann von Fallersleben 1844 - wohl nicht ohne politische Hintergedanken. Die Musik komponierte Robert Schumann 1849.

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Musiknoten zum Lied - Frühlingsgruß

So sei gegrüßt viel tausendmal,
holder, holder Frühling!
Willkommen hier in unserm Tal,
holder, holder Frühling!
Holder Frühling, überall
grüßen wir dich froh mit Sang und Schall.

Du kommst, und froh ist alle Welt,
holder, holder Frühling!
Es freut sich Wiese, Wald und Feld,
holder, holder Frühling!
Jubel tönt dir überall,
dich begrüßt Lerch und Nachtigall.

So sei gegrüßt viel tausendmal,
holder, holder Frühling!
O bleib recht lang in unserm Tal,
holder, holder Frühling!
Kehr in alle Herzen ein,
laß doch alle mit uns fröhlich sein!

Das Frühlingsgedicht So sei gegrüßt viel tausendmal, holder, holder Frühling! dichtete August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1844. Es ist eines von vielen, denn Hoffmann hatte nicht nur ein großes Herz für Kinder, er war auch ein bekennender Liebhaber der Natur. Allerdings war Hoffmann auch ein Freigeist, der sich gesellschaftliche Freiheit, demokratische Rechte, eine staatliche Verfassung und das Ende der Kleinstaaterei wünschte.

Doch damals regierten absolutistische Herrscher, die Hoffmann als den »Winter der Tyrannei« ansah. Die 1848er Revolution und die Nationalversammlung in der Paulskirche begrüßte er hingegen als den lang ersehnten Frühling. Und so versteckte er seine politischen Aussagen hinter den jahreszeitlichen Begriffen, was auch heute noch vielgebrauchte Metaphern sind. Der damaligen Zensur blieb das jedoch nicht lange nicht vorborgen. Hoffmann verlor seinen Lehrstuhl an der Universität in Breslau. Ende des Jahres 1843 wurde dem unbequemen Professor die Staatsbürgerschaft aberkannt und sein Pensionsanspruch gestrichen. Daraufhin verließ Hoffmann Preußen und kam auf einem Rittergut in Mecklenburg unter, wo er seine Arbeit fortsetzten konnte.

Dabei war Hoffmann nie ein Anti-Deutscher. Im Gegenteil; am 26. August 1841 dichtete er auf der Insel Helgoland »Das Lied der Deutschen«, auch » Deutschlandlied « genannt, dessen dritte Strophe heute als deutsche Nationalhymne gesungen wird. Aber schon dieses Lied zielt auf das Volk als Einheit, besingt Einigkeit, Recht und Freiheit. Werte, die es seinerzeit nicht gab, und die zu fordern niemand wagen durfte. Hoffmann verwendete deshalb die Metapher des Frühlings, die bis heute in ähnlicher Weise verwendet wird. Der Frühling als Erwachen – nicht nur in der Natur, sondern auch in der Politik.

Es ist Hoffmanns sehnsüchtiges Beten für eine freie Heimat ohne Zensur und Bevormundung wenn er dichtet:

So sei gegrüßt viel tausendmal,
holder, holder Frühling!
O bleib recht lang in unserm Tal,
holder, holder Frühling!
Kehr in alle Herzen ein,
lass doch alle mit uns fröhlich sein!

Es ist wohl davon auszugehen, dass Robert Schumann all diese Zusammenhänge bekannt waren, als er Heinrich Hoffmann von Fallerslebens Frühlingsgedicht 1849 vertonte. Es kann nur als Ausdruck seiner Sympathie für Hoffmanns Ideale gewertet werden. Auch Schumann war, wie sein Publikum, offen für den »politischen Frühling«.

Tom Borg, 20. April 2023

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