Freut euch des Lebens

Freut euch des Lebens dichtete Martin Usteri 1793. Die Melodie komponierte Hans Georg Nägli im gleichen Jahr.

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Musiknoten zum Lied - Freut euch des Lebens

(Alle:)
Freut Euch des Lebens
weil noch das Lämpchen glüht,
pflücket die Rose,
eh’ sie verblüht!
(Einer:)
So mancher schafft sich Sorg’ und Müh,
Sucht Dornen auf, und findet sie,
Und läßt das Veilchen unbemerkt,
Das ihm am Wege blüht.

Freut Euch des Lebens,…
Wenn scheu die Schöpfung sich verhüllt,
und lauter Donner ob uns brüllt,
so scheint am Abend, nach dem Sturm,
die Sonne, ach! so schön!

Freut Euch des Lebens,…
Wer Neid und Missgunst sorgsam flieht,
Genügsamkeit im Gärtchen zieht,
dem schießt sie bald zum Bäumchen auf,
das goldne Früchte bringt.

Freut Euch des Lebens,…
Wer Redlichkeit und Treue übt,
und gern dem ärmern Bruder gibt,
da siedelt sich Zufriedenheit
so gerne bei ihm an.

Freut Euch des Lebens,…
Und wenn der Pfad sich furchtbar engt,
und Missgeschick uns plagt und drängt,
So reicht die holde Freundschaft stets
Dem Redlichen die Hand.

Freut Euch des Lebens,…
Sie trocknet ihm die Tränen ab,
und streut ihm Blumen bis in's Grab;
sie wandelt Nacht in Dämmerung,
und Dämmerung in Licht.

Freut Euch des Lebens,…
Sie ist des Lebens schönstes Band,
schlagt, Brüder, traulich Hand in Hand,
So wallt man froh, so wallt man leicht
in's bess're Vaterland.

(Abschluss:)
Freut Euch des Lebens,…
Weil noch das Lämpchen glüht,
Pflücket die Rose
Eh’ sie verblüht!

Freut euch des Lebens gehört zu den bekanntesten und beliebtesten deutschsprachigen Volksliedern. Es ist in unzähligen Liederbüchern enthalten -und man kann frei heraus sagen: Zu diesem Lied wurde in den letzten 230 Jahren fröhlich singend schon so manches Gläschen Bier und Wein geleert.

Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg gehörte es zum Standardrepertoire jeder Musikcombo und war der Inbegriff der neuen deutschen Fröhlichkeit und des Lebenshungers nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren. Freut euch des Lebens war das Motto des deutschen Wirtschaftswunders und durfte damals in den 1960er Jahren auf keiner Party fehlen. Das Lied hatte damals nahezu jeder deutsche Künstler irgendwann einmal in Radio- und Fernsehshows gesungen oder gar auf Schallplatte verewigt.

Den Text von Freut euch des Lebens verdanken wir dem Schweizer Dichter Johann Martin Usteri (1763–1827), der das Gedicht im Jahr 1793 verfasste.

Noch im gleichen Jahr schuf der Schweizer Komponist Hans Georg Nägeli (1773–1836) die eingängige Melodie, die im schwungvollen 6/8-tel Takt daherkommt. Dabei fällt auf den ersten Blick auf, das Nägli die zweite Hälfte des Worts „Le- bens“ nicht ausklingen lässt, wie man es vielleicht erwarten könnte. Vielmehr lässt die aufsteigende Melodie mit dem Druck und der Dynamik auf dem letzten Ton die Singenden die Endsilbe »bens« regelrecht jubilierend hausschreien. Moderne Fetenhits können es nicht besser machen. Bei dieser Melodie muss man einfach mitsingen und mitjubilieren. Es ist eine gesungene Aufforderung, das Leben fröhlich singend und in aller Ausgelassenheit zu genießen.

Auch nach über 200 Jahren hat Hans Georg Näglis Melodie nichts an seiner Ausgelassenheit und ihrem musikalischen Pep verloren. Wie beliebt die Melodie auch heute noch ist, erkennt man nicht zuletzt daran, dass sie immer wieder für allerlei Umdichtungen herhalten muss – vom spaßigen Geburtstagsgedicht bis hin zu übermütigen Jubelgesängen.

Drum lasst uns alle fröhlich einstimmen: Freut euch des Lebens!

Tom Borg, 25. April 2023

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