Drei König' führet göttlich' Hand

Drei König' führet göttlich' Hand ist ein verbreitetes Gesangbuchlied des 17. Jahrhunderts.

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Musiknoten zum Lied - Drei König' führet göttlich' Hand

Drei König' führet göttlich' Hand
mit einem Stern aus Morgenland
zum Christkind durch Jerusalem
in einem Stall nach Bethlehem.
»Gott führ' und auch zu diesem Kind
und mach' aus uns sein Hofgesind'«!

Die König' waren Weisheit voll,
im Himmelslauf erfahren wohl,
und gleich als Brüder alle drei
sich gaben in eine Kompanei.
Gott sammle uns durch seine Kraft
in diese ihre Bruderschaft!

Der Stern war groß und wunderschön,
im Stern ein Kind mit einer Kron',
ein goldnes Kreuz sein Zepter war,
und alles wie die Sterne klar.
O Gott, erleucht vom Himmel fern
die ganze Welt mit diesem Stern!

Aus Morgenland in aller Eil',
kaum dreizehn Tag' viel' hundert Meil'
Berg auf, Berg ab durch Reif und Schnee
Gott suchten sie durch Meer und See.
Gott, laß uns auch nicht werden hart
kein Kirchengang noch auch Wallfahrt!

Herodes nicht ein' halbe Stund'
in seinem Hof sie halten kunnt':
Jerusalem sie lassen steh'n
und eilends fort zur Krippe geh'n.
Gott, laß uns auch nicht halten ab
vom guten Weg bis zu dem Grab!

Sobald sie kamen zu dem Stall,
auf ihre Knie sie fielen all'.
Die Schätz' heraus und Kisten auf:
Gold, Weihrauch, Myrrhen mit ganzem Hauf.
O Gott, nimm an auch unser Gut,
Herz, Leib und Seel', Gut, Ehr' und Blut!

Mit Weihrauch und gebog'nem Knie
erkannten sie die Gottheit hie,
mit Myrrhen sein' Menschheit bloß,
mit rotem Gold ein' König groß.
Gott halt uns auch bei diesem Sinn,
kein Ketzerei laß schleichen in.

Maria hieß sie willkommen sein,
legt' ihn' ihr Kind ins Herz hinein:
Das tragen sie im Herzen mit,
kein' ander' Schatz begehrens' nit.
O Jungfrau rein, du göttlich'r Thron,
in unser Herz leg deinen Sohn!

Mit solchem Zehrgeld wohl verseh'n
zum Vaterland sie fröhlich geh'n;
ihr Zehrgeld das süß' Kindlein war,
ihr frei' Geleit der Engel Schar.
Gott geb' uns auch am letzten Zug
der Zehrung und Beschützung g'nug!

Ingeborg Weber-Kellermann (Das Buch der Weihnachtslieder, Schott, ISBN 3-7957-8213-9, 8. Auflage, 1994, S. 192) bezeichnet Drei König' führet göttlich' Handals ein »weit verbreitetes Gesangbuchlied des 17. Jahrhunderts«.

Erk/Böhme betiteln das Lied in Deutscher Liederhort, Band 3, Nr. 1955 »Am Fest der heiligen drei Könige« und notieren: Melodie und Text nach dem Würzburger Gesangbuch 1628. Sie geben aber auch weitere geistliche Quellen an, die auf eine damals hohe Verbreitung des Lieds in kirchlichen Kreisen schließen lassen.

Wie bei allen Liedern rund um die »Heilige Drei Könige« geht es auch in diesem Lied um die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Matthäus Evangelium erzählt wird. Dort wird von den drei Weisen berichtet, die das neugeborene Jesuskind besuchen, es anbeten und ihm Geschenke überbringen. Den Weg wies ihnen ein »Stern aus Morgenland zum Christkind durch Jerusalem in einem Stall nach Bethlehem«.

Die drei Weisen, wie sie auch genannte werden, überbrachten ihre Gaben und durften das Kindlein schauen. »Maria hieß sie willkommen« und »legt' ihn' ihr Kind ins Herz hinein«. Die Weisen erkennen die heilige Größe des Kinds und wissen und »Das tragen sie im Herzen mit, kein' ander' Schatz begehrens' nit«.

Die neunte und letzte Strophe bietet reichlich Anlass zur Spekulation und Missdeutung. Die Zeilen

Mit solchem Zehrgeld wohl verseh'n
zum Vaterland sie fröhlich geh'n;
ihr Zehrgeld das süß' Kindlein war

müssen heute oft als leicht zweifelhafte Begründung für den Wunsch nach Belohnung für das Singen der Lieder herhalten. Das wahre Entgeld der Heiligen Drei Könige war in letzter Konsequenz die Gnade Gottes, dessen Sohn sie besuchten und beschenkten. Und auch

Gott geb' uns auch am letzten Zug
der Zehrung und Beschützung g'nug!

richtet den Blick auf das ewige Leben in Gottes Paradies, nicht auf irdische Güter.

Tom Borg, 28. September 2023

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