Die Vogelhochzeit

(Ein Vogel wollte Hochzeit machen)

Das Kinderlied Die Vogelhochzeit, besser bekannt unter der Anfangszeile »Ein Vogel wollte Hochzeit machen«, ist in der heutigen Form seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt.

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Musiknoten zum Lied - Die Vogelhochzeit

Ein Vogel wollte Hochzeit machen
in dem grünen Walde.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Die Drossel war der Bräutigam,
die Amsel war die Braute.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Sperber, der Sperber,
der war der Hochzeitswerber.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Stare, der Stare,
der flocht der Braut die Haare.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Die Gänse und die Anten,
die war'n die Musikanten.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Spatz, der kocht das Hochzeitsmahl,
verzehrt die schönsten Bissen all.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Uhu, der Uhu,
der bringt der Braut die Hochzeitsschuh’.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Kuckuck schreit, der Kuckuck schreit,
er bringt der Braut das Hochzeitskleid.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Seidenschwanz, der Seidenschwanz,
der bracht’ der Braut den Hochzeitskranz.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Sperling, der Sperling,
der bringt der Braut den Trauring.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Die Taube, die Taube,
die bringt der Braut die Haube.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Wiedehopf, der Wiedehopf,
der bringt der Braut nen Blumentopf.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Die Lerche, die Lerche,
die führt die Braut zur Kerche.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Brautmutter war die Eule,
nahm Abschied mit Geheule.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Auerhahn, der Auerhahn,
der war der stolze Herr Kaplan.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Die Meise, die Meise,
die singt das Kyrie leise.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Die Puten, die Puten,
die machten breite Schnuten.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Pfau mit seinem bunten Schwanz
macht mit der Braut den ersten Tanz.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Die Schnepfe, die Schnepfe,
setzt auf den Tisch die Näpfe.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Die Finken, die Finken,
die gaben der Braut zu trinken.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der lange Specht, der lange Specht,
der macht der Braut das Bett zurecht.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Das Drosselein, das Drosselein,
das führt die Braut ins Kämmerlein.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Uhu, der Uhu
der macht die Fensterläden zu
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Der Hahn, der krähet: "Gute Nacht",
nun wird die Kammer zugemacht.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Die Vogelhochzeit ist nun aus,
die Vögel fliegen all’ nach Haus.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Das Käuzchen bläst die Lichter aus
und alle ziehn vergnügt nach Haus.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.

Ein Vogel wollte Hochzeit machen, eines der bekanntesten deutschen Kinderlieder, ist in seiner heutigen Form seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. Das Textkonzept der Vogelhochzeit ist aber viel älter. Eine der ältesten bekannten Quellen ist das Wienhäuser Liederbuch, das vermutlich um 1470 entstanden ist, und bereits eine Textversion der Vogelhochzeit enthielt. Aus der Zeit um 1530 ist ein in Nürnberg gedrucktes fliegendes Blatt bekannt. 1613 tauchte eine weitere Druckversion der Vogelhochzeit auf, deren Herkunft in Basel vermutet wird. Es folgten diverse Textfassungen mit unterschiedlichen Melodien.

Die Entstehung der heute gesungenen Melodie reicht laut Musikwissenschaftler weit in die Vergangenheit zurück. So existiert eine Papierhandschrift der Philippi Hainhofer Lautenbuecher Band 2, die aus dem Jahr 1604 stammt und in der Wolfenbüttler Bibliothek archiviert wurde.

1842 wurde das Lied erstmals mit der heute gesungenen Melodie in Ludwig Erks Neue Sammlung deutscher Volkslieder mit ihren eigenthümlichen Melodien gedruckt. Aus dem gleichen Jahr stammt Hoffmann von Fallerslebens Publikation in Schlesische Volkslieder und Melodien. In der Folgezeit erlangte das Lied große Verbreitung, zu der auch die Anfang des 20. Jahrhunderts einsetzende Wandervogel-Bewegung beigetragen hat. Seit damals ist die lustige Ballade von der Vogelhochzeit mit der fröhlich jubilierenden Melodie in unzähligen Gebrauchsliederbüchern aufgenommen worden.

Ein Vogel wollte Hochzeit machen ist bis heute ein beliebtes Kinderlied, das bereits im Kindergarten und der Vorschule gesungen wird. Aber auch Erwachsenen fällt es schwer, bei diesem Jubelgesang nicht einfach mitzusingen.

Auf YouTube existieren unzähligen Videos in denen zumeist Kinder oder Kinderchöre Die Vogelhochzeit besingen. Zu den bekanntesten gehören die Aufnahmen von Rolf Zuckowski mit seinen Kindergruppen als Rolf und seine Freunde sowie die Version der Wiener Sängerknaben. Es gibt aber auch unzählige Parodien auf das Thema, unter anderen von Helge Schneider.

Tierischer Hochzeitsspaß

Die Beliebtheit des fröhlichen Kinderlieds Ein Vogel wollte Hochzeit machen zeigt die hohe Zahl der Textvarianten, Adaptionen und Parodien. Die hier vorgestellten 26 Strophen sind viele, aber es ist bei weitem nicht die längste Version. Es gibt auch gebräuchliche Versionen mit 35 Strophen oder gar mehr, in Hochdeutsch wie auch diversen Dialekten.

Eines haben alle Textversionen gemein: sie erzählen die Hochzeit zweier Vögel, die so ausgerichtet wird, wie wir es von uns Menschen kennen. Unsere menschlichen Verhaltensweisen werden auf die Vogelwelt abgebildet und mit einer entsprechenden Portion Humor vorgetragen. Letzteren dokumentiert alleine schon die Aufteilung der Strophen. Jeweils vier Takte transportieren die Aussage, während die übrigen vier Takte das Geschehen mit »Fiderallala« bejubeln.

Das Brautpaar, Drossel und Amsel, wird gleich in der zweiten Strophe vorgestellt und auch die Mitteilung, dass der Sperber als Hochzeitswerber das Paar zusammengebracht hat. Nun wird auch der Rest der Vogelwelt eingespannt, denn so eine Hochzeit ist ein großer Trubel. Der Stare macht der Braut die Haare und die Gänse und Anten (altdeutsch für Enten) geben die Musikanten. Das Hochzeitsmahl kocht der freche Spatz, der sich gleich die besten Bissen schnappt.

Doch die Hochzeit naht und alles hilft mit. Der Uhu bringt die Brautschuh, der Kuckuck schreit und bringt das Hochzeitskleid, der Seidenschwanz den Hochzeitskranz, der Sperling den Trauring und die Taube die Haube. Zu guter Letzt bringt der Wiedehopf noch einen Blumentopf. Dann geht es endlich los und die Lerche führt die Braut zur Kerche – denn es muss sich ja reimen.

Das Geheule der Brautmutter Eule stört den Auerhahn nicht als Kaplan, und auch die Meise singt tapfer das Kyrie leise. Nur die Puten machen breite Schnuten, denn nun ist er vergeben, der fesche Herr Drossel. Doch nach der Trauung geht die Party erst richtig los. Der Pfau mit seinem bunten Schwanz bekommt den ersten Tanz mit der Braut. Derweil stellt die Schnepfe die Näpfe auf den Tisch – für das leibliche Wohl ist gesorgt. Die Finken geben der Braut zu trinken.

Nach der Hochzeitsfeier ist vor der Hochzeitsnacht. Dafür macht der Specht das Bett zurecht und dann führt das Drossellein die Braut ins Kämmerlein. Der Uhu macht die Fensterläden zu, denn Diskretion muss sein. Der Hahn kräht entgegen seiner Gewohnheit „Gute Nacht“ und dann wird das Kämmerlein zugemacht. Die Vogelhochzeit ist aus. Das Käutzchen bläst als Letzter die Lichter aus und alle ziehen nach Haus mit fröhlichem »Fiderallala!«.

Tom Borg, 24. August 2023

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