Der Tag, der ist so freudenreich

Der Tag, der ist so freudenreich ist die deutsche Textfassung des lateinischen »Dies est laetitiae«

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Musiknoten zum Lied - Der Tag, der ist so freudenreich

Der Tag, der ist so freudenreich
aller Kreature;
denn Gottes Sohn vom Himmelreich
über die Nature
von einer Jungfrau ist geborn,
Maria, du bist auserkorn,
daß du Mutter wärest.
Was geschah so wundergleich?
Gottes Sohn vom Himmelreich,
der ist Mensch geboren.

Ein Kindelein so löbelich
ist uns geboren heute
von einer Jungfrau säuberlich,
zu Trost uns armen Leuten.
War uns das Kindlein nicht geborn,
so warn wir allzumal verlorn;
das Heil ist unser aller.
Ei du süßer Jesu Christ,
daß du Mensch geboren bist!
Behüt uns vor der Hölle.

Groß Wunderding sich bald begab,
wie uns die Schrift tut melden:
Ein Engel kam vom Himmel herab
zu'n Hirten auf das Felde.
Ein großes Licht sie da umfing,
der Engel Gottes zu ihn' ging,
verkündt ihn' neue Märe,
daß zu Bethlehem in der Stadt
ein Jungfrau den geboren hat,
der aller Heiland wäre.

Die Hirten wurden freudenvoll,
da sie den Trost empfingen;
ein jeder das Kind sehen wollt,
gen Bethlehem sie gingen.
In einer Kripp, gewickelt ein,
da fanden sie das Kindelein,
wie ihn' der Engel saget;
sie fielen nieder all zugleich
und lobten Gott vom Himmelreich,
der sie so hätt begnadet.

Dem sollen wir auch danken schon
um seine großen Gaben,
die wir sein' allerliebsten Sohn
von ihm empfangen haben
in eines kleinen Kinds Gestalt,
der doch regiert mit aller Gwalt
im Himmel und auf Erden.
Dem sei Lob, Ehr und Preis
bereit' samt Heilgem Geist in Ewigkeit
von allen Kreaturen.

Der Tag, der ist so freudenreich ist die deutsche Textfassung des lateinischen »Dies est laetitiae« (um 1320). Das Lied wurde in der sogenannten »Medinger Handschrift« überliefert, einer Sammlung von Gebeten und Liedern der Nonnen im Kloster Medingen bei Lüneburg.

Die Entstehungszeit des deutschen Textes wird auf das 14./15. Jahrhundert datiert. Dabei wurde zunächst die erste Strophe vom lateinischen übersetzt und die heutige zweite Strophe »Ein Kindelein so löblich«, die nicht im lateinischen enthalten war, hinzugefügt, was eine Verdeutlichung des lateinischen Gesangs ist (vgl. Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutscher Liederhort. Band III. Leipzig 1894, S. 625, Nr. 1927).

Vor der Reformation war »Ein Kindelein so löblich« ein eigenständiges volkstümliches Lied gewesen. Später übernahm Cyriakus Spangenberg diese zweite Strophe für seine »Zwölf christliche Lobgesänge« (Wittenberg 1545) und fügte weitere Strophen hinzu, die ein neues Lied »Ein Kindelein so löblich« bildeten, dem die gleiche Melodie unterlegt war.

Martin Luther hat das Lied oft in seinen Predigten erwähnt und wird auch teilweise als Autor genannt, so beispielsweise in »Neues Braunschweigisches Gesangbuch« der Hofbuchdruckerei Johann Heinrich Meyer (Braunschweig 1840). Möglicherweise hat er den einen oder anderen Vers zu einer der vielen Übersetzungen beigesteuert.

Um 1525 wurden dem Text von Der Tag, der ist so freudenreich mehrfach neue Strophen ergänzt oder abgewandelt. So ersetzten die noch heute gesungenen Strophen 3-5 zwei andere Strophen (zuvor 3. und 4.), in denen die jungfräuliche Empfängnis Marias und die Kreuzigung Christi, dem Mord an Gottes Sohn, besungen wurden. Sie ursprünglichen Strophen lauteten:

Als die sonn durchscheint das glas
mit irem klaren scheien
und doch nicht verseret das,
so merket all gemeine:
gleicher weis geboren ward
von einer jungfrau rein und zart
gotes sohn der werlde;
in ein kripp ward er geleit,
große marter für uns leit
hie auf dieser erde.

Die hirten auf dem felde warn,
erfuren newe märe
von den engelischen scharn,
wie Christ geboren wäre.
ein könig über alle könig groß.
Herod die red gar ser verdroß:
auß sant er seine boten;
ei wie gar ein falscher list
erdacht er wider Jesum Christ!
die kindlein ließ er töten.

Da auch der lateinische Text des »Dies est laetitiae« bis heute eine große Verbreitung hat, kam es im Laufe der Jahrhunderte zu diversen Textvarianten der deutschen Übersetzung. Allen gemein ist jedoch der Lobgesang auf die Geburt Jesus Christus, das Kindelein in der Krippe zu Bethlehem.

Beide Varianten, die deutschsprachige wie auch die lateinische, werden bis heute in Liederbücher aufgenommen und erfreuen sich großer Beliebtheit.

Neben »SUSATO-Ensemble« und »Die Gruppe für Alte Musik München«, die sich der Bewahrung alten Musikguts verschrieben haben, haben auch diverse Künstler, vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dieses schöne Weihnachtslied interpretiert.

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