Den die Hirten lobeten sehre

Den die Hirten lobeten sehre ist ein mittelalterliches Weihnachtslied, das aus 3 Liedern lateinischen Ursprungs zusammengefügt wurde.

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Musiknoten zum Lied - Den die Hirten lobeten sehre

Den die Hirten lobeten sehre
und die Engel noch viel mehre,
fürcht' euch fürbaß nimmermehre,
euch ist geborn ein König der Ehrn.
Heut sein die lieben Engelein
in hellem Schein
erschienen bei der Nachte
den Hirten, die ihr' Schäfelein
bei Mondenschein im weiten Feld bewachten.
"Große Freud und gute Mär
wolln wir euch offenbaren,
die euch und aller Welt soll widerfahren."
Gottes Sohn ist Mensch geborn,
ist Mensch geborn,
hat versöhnt des Vaters Zorn,
des Vaters Zorn.

Zu dem die Könige kamen geritten,
Gold, Weihrauch, Myrrhen bracht'n sie mitte.
Sie fieln nieder auf ihr Kniee:
Gelobet seist du, Herr, allhie.
"Sein' Sohn die göttlich Majestät
euch geben hat,
ein' Menschen lassen werden.
Ein Jungfrau ihn geboren hat
in Davids Stadt, da ihr ihn finden werdet
liegend in eim Krippelein
nackend, bloß und elende,
dass er all euer Elend von euch wende."
Gottes Sohn...

Lobt, ihr Menschen alle gleiche,
Gottes Sohn, vom Himmelreiche;
dem gebt jetzt und immer mehre
Lob und Preis und Dank und Ehr.
Die Hirten sprachen: "Nun wohlan,
so laßt uns gähn und diese Ding erfahren,
die uns der Herr hat kundgetan;
das Vieh laßt stahn, er wirds indes bewahren."
Da fand'n sie das Kindelein
in Tüchelein gehüllet,
das alle Welt mit seiner Gnad erfüllet.
Gottes Sohn....

Das Weihnachtslied Den die Hirten lobeten sehre gehört nicht zu den leichten, fröhlichen Liedern, die auf jedem Weihnachtsalbum populärer Interpreten zu finden sind. Trotzdem blickt es auf eine lange Tradition des sogenannte »Quempas-Singens« zurück. Der Begriff »Quempas« leitet sich ab vom lateinischsprachigen Lied Quem pastores laudavere, dem »Preis sei Gott im höchsten Throne« das zur Weihnachtszeit gesungen wird und schon im Mittelalter zu den bekanntesten damaligen Weihnachtsliedern gehörte.

Aus dem 15. - 16. Jahrhundert stammt auch der Brauch des Quempas-Singens stammt schon. Damals versammelte sich die Gemeinde vor der Christmette in der Kirche und bis zum Beginn der Feier wurden vom Chor oder von der Gemeinde Loblieder gesungen und »Quempas« als erste Hälfte des »Quem pastores laudavere« zu einer gängigen Kurzform dieses Brauchs, nachdem auch die Singenden als Quempas-Chor bezeichnet werden.

Das Quempas bildet auch das erste Drittel unseren Lieds Den die Hirten lobeten sehre, das, strukturell betrachtet, aus drei Blöcken besteht. Auf das Quempas des ersten Blocks folgt als zweiter Block das Stück ab »Heut sein die lieben Engelein«, das von Nikolaus Herman (1560) stammt und ebenfalls auf einen lateinischen Text zurückgeht, der aus dem 14. Jahrhundert stammt: »Nunc angelorum gloria«. Die Melodie dazu findet sich bereits im Gesangbuch von Babst aus dem Jahre 1545.

Der dritte Teil ab »Gottes Sohn ist Mensch geborn« findet sich bei Johannes Keuchenthal1573 und basiert ebenfalls auf einen lateinischen Text aus dem 11. Jahrhundert: »Magnum nomen domini«.

Von Michael Praetorius (1571-1621), der das Lied bearbeitete, stammen Anweisungen für den Wechselgesang durch vier Knaben oder Knabenchöre, die auch heute noch mancherorts gesungen werden. Pretorius ist es auch zu verdanken, dass die angeführten drei Weihnachtslieder zu einem Lied, dem Den die Hirten lobeten sehre, zusammengeführt wurden. Interessante Anmerkungen dazu liefern u.a. die Volksliedforscher Theo & Sunhilt Mang (Liederquell, Dörfler Verlag, 2015, ISBN 978-3-89555-679-1, S. 969)

Tom Borg, 20. Oktober 2023

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