Dat du min Leevsten büst

(Dat du min Leevsten büst)

Dat du min Leevsten büst ist die norddeutsche Variante des westfälischen Gassenhauers Dat du myn Schätsken bist

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Musiknoten zum Lied - Dat du min Leevsten büst

Dat du min Leevsten büst,
dat du woll weest.
Kumm bi de Nacht,
kumm bi de Nacht,
segg wo du heest,
kumm bi de Nacht,
kumm bi de Nacht,
segg wo du heest.

Kumm du üm Middernacht,
kumm du Klock een!
|: Vader slöpt,
Moder slöpt,
ick slap aleen. :|

Klopp an de Kammerdör,
fat an de Klink!
|: Vader meent,
Moder meent,
dat deit de Wind. :|

Kummt denn de Morgenstund,
kreiht de ol Hahn.
|: Leevster min
Leevster min,
denn mößt du gahn! :|

Sachen den Gang henlank,
lies mit de Klink!
|: Vader meent,
Moder meent,
dat deit de Wind. :|

Das Liebeslied Dat du min Leevsten büst ging aus dem bereits seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bekannten (erotischen) Gassenhauer Dass du mein Schätzgen bist hervor. Dieses westfälische Lied war wohl schon vor 1750 bekannt. Der plattdeutsche Text entstand jedoch erst viel später und wurde vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts über Liederbücher der Wandervogel- und Jugendbewegung verbreitet. Seit der ersten Auflage im Jahr 1909 war Dat du min Leevsten büst im Zupfgeigenhansel präsent.

Der von einem unbekannten Verfasser gedichteten Text wurde erstmals 1845 von Karl Müllenhoff (1818 – 1884) in Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig Holstein und Lauenburg veröffentlicht. Damals bestand der Text aus drei Strophen.

Ein 1925 erschienenes Hamburger Jugendliederheft präsentierte eine erweiterte Fassung von "Dat du min Leevsten büst" mit nun fünf Strophen. Als Autor der Zusatzstrophen wird der holsteinische Schriftsteller Iven Kruse (1865–1926) genannt.

Mit der Verlängerung des Textes geht auch ein Bruch daher, den die ersten drei Strophen drücken das Verlangen nach der Liebsten aus. Das verliebte Mädchen versichert ihrem Liebsten zunächst uhre Liebe mit den Worten »Dat du min Leevsten büst, dat du woll weest« um dann gleich ihrem Verlangen und ihrer Sehnsucht nach ihm Ausdruck zu verleihen: »Kumm bi de Nacht«. Zur Mitternacht soll es sein: »Kumm du üm Middernacht«. Denn dann schlafen die Eltern (»Vader slöpt, Moder slöpt«) und »Klopp an de Kammerdör«, denn Mutter und Vater meinen dann, das war der Wind (»dat deit de Wind«).

In den beiden später hinzugekommenen Strophen vier und fünf geht es um den Morgen danach. Denn »Kummt denn de Morgenstund« muss der Liebste gehen. Und sollten Vater und Mutter dabei etwas merken, werden sie wieder denken: »dat deit de Wind«. Diese beiden Zusatzstrophen sind, mehr noch als die ersten drei Strophen, in vielen Varianten verbreitet.

Generell hat das Lied viele Abwandlungen erfahren; der Text wurde vielfach ergänzt, angepasst und umgeschrieben. Die Wikipedia stellt weitere Strophen aus Schleswig-Holstein vor.

Dat du min Leevsten büst ist bis heute ein vielgesungenes Lied wie die unzähligen Tonträger und auch Videos auf Youtube zeigen. Dat du min Leevsten büst igilt als das wohl bekannteste plattdeutsche Lied und wird auch von Liedermacher Hannes Wader regelmäßig bei Konzerten gesungen.

Tom Borg, 6. August 2023

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