A Rindvieh

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Musiknoten zum Lied - A Rindvieh

A Rindvieh, so nennen im Dorf mi die Leut,
des is halt a Titel, der so sakrisch mi freut.
Mei Vadder, der hat in sein'm Köpferl nix drin,
na is aa koa Wunder, dass a Rindvieh i bin.
|: I bin fidel, fidel, fidel, den ganzen Tag,
bis dass der Deifi holt mei arme Seel. :|

Ja neulich, da hat mich das Zahnweh so plagt.
Zum Bader bin i ganga, hab mei Leid ihm geklagt.
Fünft guate hat er g'rissen, sechs schlechte san no drin,
20 Markl hab i bezahlt, weil a Rindvieh i bin.
I bin fidel...

Am Sonntag, da kommen die Stadtleut aufs Land,
de kraxeln auf de Berg wia de Gamsböck umnand.
Sie busseln mei Madl in der Sennhüttn drin
und i schai eahna zua, ja weil a Rindviel i bin.
I bin fidel...

Do neulich, do kriag i a Schreiben vom Gericht,
's is wegs di Alimente so a saublöde G'schicht.
In dem Schreiben steht geschrieben, der Vater sei i,
jetzt hab i's au noch schriftlich, dass a Rindvieh i bin.
I bin fidel...

Und weil i so blöd bin und weil mi des g'freut,
drum steig i auf die Alm, wo des Rindvieh droben weid'.
Da hock i nacha mitt'n unter eahna drin,
na woaß wenigstens a jeder, dass a Rindvieh i bin.
I bin fidel...

Das aus dem 19. Jahrhundert überlieferte traditionelle bayerische Volkslied A Rindvieh gilt als ein bedeutendes kulturelles Erbe Bayerns, das uns wichtige Lektionen über Selbstachtung, Gemeinschaft und kulturelle Identität lehren soll. Denn es erinnert uns daran, wie wichtig es doch ist, sich selbst treu zu bleiben und stolz auf das zu sein, was man ist, auch wenn andere es nicht zu schätzen wissen. Mit seiner zeitlosen Botschaft und der eingängigen Melodie ist dieses Lied ein fester Bestandteil der bayerischen Kultur.

Die Textzeile »A Rindvieh, so nennen im Dorf mi die Leut« ist weniger eine Beschwerde des Betroffenen, als vielmehr ein Akt der Selbsterkenntnis. Den Erzähler stört das nicht allzu sehr, wie er auch gleich in der ersten Strophe zu erkennen gibt mit den Worten »des is halt a Titel, der so sakrisch mi freut«. Der als Rindvieh Beschimpfte reagiert darauf mit Ironie und Selbstbehauptung, was sollte er auch sonst dagegen tun, denn er erkennt selbst, wie es um ihn steht: »Mei Vadder, der hat in sein'm Köpferl nix drin, na is aa koa Wunder, dass a Rindvieh i bin«.

Doch ist das für den Erzähler noch lange kein Grund, sich ausgegrenzt zu fühlen. Im Gegenteil, er betont seine Unabhängigkeit und Freiheit und stellt die Wertvorstellungen der Dorfgemeinschaft in Frage und regt sich nicht auf über die Meinung der Dorfbewohner. Er lebt einfach sein eigenes Leben, so wie es ihm gefällt.

Es mag ein Vorurteil sein, wenn man dies als bayerische Lebensweise und Mentalität bezeichnet. Und dennoch spiegelt A Rindvieh die bodenständige und unkomplizierte Natur der bayerischen Kultur wieder, die vom Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt ebenso geprägt ist, wie von Individualität und Selbstbestimmung. Bis heute sind die Werte des ländlichen Lebens allgegenwärtig und Teil des »bayerischen Charmes«. Da ist ein herzliches »so a Rindvieh« fast schon eine halbe Anerkennung.

Tom Borg, 19. April 2024

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