Auf ihr Hirten, von dem Schlaf

Weihnachtliches Hirtenlied aus Tirol

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Musiknoten zum Lied - Auf ihr Hirten, von dem Schlaf

Auf ihr Hirten von dem Schlaf,
nur nicht lang verweilet,
auf ein Zeit verlasst die Schaf,
zu der Krippe eilet.
Singet, o beglückte Nacht,
du hast uns das Heil gebracht,
da der wahre Gottessohn
zu uns kam vom Himmelsthron.

Lauft, o Hirten, lauft nur g'schwind,
dieses Kind zu sehen,
von der Stadt nur wenig sind,
die zum Stall hingehen.
Kommet all mit Lust herbei,
denkt, dass es Messias sei;
selig ist, wer heut noch find't
dieses neugeborne Kind.

Brüder seht, ich denk' kein' Zeit,
so lang wir jetzt Hirten,
wo in eine größre Freud'
Hirten je gerieten!
Heut die Schaf, sie acht'n kein Gras,
welch ein Wunder ist nicht das,
alle Sterne und der Mond,
glänzen heller als die Sonn'!

Auf, ihr Hirten, von dem Schlaf, nur nicht lang verweilet ist ein altes weihnachtliches Hirtenlied unbekannter Herkunft, das auf die sonst übliche Erzählung der Verkündigungsgeschichte und ihrer Symbole verzichtet. Stattdessen ermuntern sich die Hirten selbst mit dem Ruf: »Auf ihr Hirten von dem Schlaf«. Woher die Hirten wissen, dass es »eine beglückte Nacht« ist, unterschlägt der Liedtext. Lediglich den beiden Schlusszeilen der dritten und letzten Strophe kann man entnehmen, dass es eine besondere Nacht sein muss, denn »alle Sterne und der Mond, glänzen heller als die Sonn'!« Doch die Erklärung, warum und woher »der wahre Gottessohn zu uns kam vom Himmelsthron« unterschlägt der Liedtext ebenso wie den Hinweis, woher die Hirten wissen, dass zu Bethlehem ein Kindlein in einer Krippe liegt.

Doch halt, genug der Kritik. Auf, ihr Hirten, von dem Schlaf, nur nicht lang verweilet ist kein Geschichtsbuch, sondern ein Lied, das im Rahmen eines Gottesdienstes gesungen wird. Da darf man das Wissen um die Umstände von Jesus' Geburt als bekannt voraussetzen, so dass man sich auf den freudigen Jubel beschränken kann. Und Grund zum Jubeln ist die Geburt des »Gottessohn« bzw. »Messias«, wie es in der zweiten Strophe heißt, allemal.

Darum »Lauft, o Hirten, lauft nur g'schwind, dieses Kind zu sehen« denn es ist der Messias. Da wollen selbst die Schafe kein Gras ob dieses Wunders. Auch sie ergreift die fröhliche, euphorische, Stimmung, der bereits die Hirten verfallen sind.

Auf, ihr Hirten, von dem Schlaf, nur nicht lang verweilet ist ein Jubelgesang, der nicht viel erklärt oder berichtet. Stattdessen benutzt das Lied die Hirten als Symbole, als Vorbild für uns alle, die wir es den Hirten nachmachen sollen: Losziehen gen Bethlehem, um das neugeborene Kind zu sehen und es in unser Herz aufnehmen. Denn es ist »Gottessohn [der] zu uns kam vom Himmelsthron«. Grund genug für Freude und Jubel und es den Hirten nachzumachen und das Kind zu besuchen.

Tom Borg, 11. Dezember 2023

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