Advent, Advent

Advent, Advent ist ein Kinderreim, der die Wartezeit bis Weihnachten verkürzen soll.

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Musiknoten zum Lied - Advent, Advent

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt,
erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.

Größere Kinder fügen gerne scherzhaft hinzu:
Und wenn die fünfte Kerze brennt
dann hast du Weihnachten verpennt.

Das traditionelle Advent, Advent, ein Lichtlein brennt - nicht zu verwechseln mit den von Hans Poser unter gleichem Titel gedichteten Versen - gehört zu den bekanntesten Advents- und Kinderliedern. Nach Volkskundlerin Ingeborg Weber-Kellermann sind es die Verse, die jedes Kind im Kindergarten als erstes lernt (vgl. »Das Buch der Weihnachtslieder«, S. 333).

Zur Entstehungsgeschichte von Melodie und Text ist nichts überliefert; Textdichter und Komponist sind unbekannt. Umso bekannter ist aber das Lied obwohl es nur eine Strophe hat. Doch diese vier Zeilen bringen das Wesen der Adventszeit kurz und präzise auf den Punkt: Es ist die Zeit des Wartens auf die Ankunft des Christkinds, Jesus Christus. Das Licht, das immer heller wird. An jedem der vier Adventssonntage vor Weihnachten entzünden wir eine Kerze mehr am Adventskranz, bis zu Weihnachten der ganze Weihnachtsbaum hell erstrahlt.

Während Weihnachten seit Jahrhunderten gefeiert wird, ist der Brauch des Adventskranz noch recht jung. Es war 1839 als der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern im Betsaal des »Rauhen Hauses« in Hamburg erstmals einen hölzernen Leuchter mit 23 Kerzen aufhängen ließ. Die 19 kleinen roten Kerzen symbolisierten die Werktage bis Weihnachten und vier dicke weiße die Sonntage. Später übernahm auch die katholische Kirche den Brauch des Adventskranzes.

Kleine Kinder können zwar mit dem Gedanken an Gott und Begriffen wie Ankunft und Auferstehung wenig anfangen. Dennoch ist es auch für Kinder eine Zeit der Besinnung. Bis heute hält sich hartnäckig der Brauch, am Adventssonntag im Familienkreis weihnachtlich-besinnliche Lieder zu singen. Auch wenn es schon in meiner Kindheit, die inzwischen mehrere Jahrzehnte zurück liegt, stets auch etwas nervig war, ein Gedicht aufzusagen und Lieder zu singen die man den Rest des Jahres nicht beachtet, war es dennoch auch eine angenehme Zeit. Denn der Nebeneffekt war, dass sich auch die Eltern etwas Zeit für die Kinder nehmen mussten, sich mit ihnen beschäftigten oder einfach die ganze Familie mit dem Adventskranz auf dem Tisch und weihnachtlicher Musik im Hintergrund - aus heutiger Sicht altmodische - Gesellschaftsspiele spielte. Es war Familienzeit, die heutzutage oft viel zu kurz kommt.

In der Zeit der Besinnung symbolisiert der Adventskranz mit seinen vier Kerzen die zunehmende Spannung, das näherkommende Weihnachten. Auch wenn die meisten dabei weniger an Christi Geburt denken, sondern an Geschenke: die Kerzenlichter - »erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier« - schaffen eine Erwartungshaltung. Denn nach der vierten Kerze »steht das Christkind vor der Tür« - ob nun im geistlichen Sinne oder eher materiell: es ist der Höhepunkt der Advents- und Weihnachtszeit. Nicht umsonst fügen größere Kinder auch gerne spöttisch an: »und wenn die fünfte Kerze brennt, dann hast du Weihnachten verpennt«.

Claudia Nicolai, 6. November 2016

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