Volkslied

Stoffe der Meistersinger

Die Stoffe der Meistersinger sind durchweg unmusikalisch. Was sie überhaupt auszusprechen haben, legt der Text auch ohne die Melodie vollständig dar; diese ist nur das Produkt der rein beziehungslosen Lust am Gesange und durch äußere Umstände so eingeengt, dass sie nirgends auch nur den Versuch machen konnte das im Text etwa nur Angedeutete weiter auszuführen. Aber indem dieser das Metrum, Quantisierung wie Akzentuierung, aufgibt, förderte die Melodie die musikalische Rhythmik dadurch, dass sie das Ungelenke der Rhythmik des Minneliedes verliert.

Positiv bedeutsam wird der Meistersang für den Bau des Volksliedes durch die sorgfältigere Ausbildung des Reims und peinlich genaue Silbenzählung, und wir haben keinen Grund anzunehmen, dass diese Bestrebungen ganz ohne Einfluss auf den Volksgesang geblieben sein sollten. Zum mindesten wurde es diesem, nach dem Vorgange der Minne- und Meistersinger leichter gemacht, für sein erregtes, nach Offenbarung drängendes Gemüt den rechten Ausdruck, für das wunderbar gehobene Leben der Phantasie die rechte Darstellungsform zu finden. Es dürfte auch nicht schwer sein zu erweisen, dass Minne- und Meisterlieder den Weg unter das Volk fanden, namentlich dürften die Volkslieder von künstlicherem Bau meist alle auf diesen Ursprung zurückzuführen sein.

Der einzelne Meister konnte, der äußeren wie der inneren Verhältnisse der Zunft halber zu einer die andern Meister weit überragenden Bedeutung nicht gelangen. Bemerkenswert sind im vierzehnten Jahrhundert: Heinrich von Müglein und Suchen- sinn, im fünfzehnten Muscatblut und Michael Beheim, und im sechzehnten Adam Puschmann und Hans Sachs.

Beide Phasen des weltlichen Gesanges, der Meistersang wie der Minnesang, halfen die neue veränderte Musikweise, von der uns schon aus jener Zeit berichtet wird, vorbereiten; als erste Anfänge dürfen sie nicht gelten. Diese finden wir nur im Volksgesange, der durch den Kirchengesang geweckt, sich während dieser ganzen Periode ganz instinktiv in einer Machtfülle entwickelt hatte, dass er namentlich im sechzehnten Jahrhundert das ganze Musiktreiben durchdringt und vollständig umgestaltet.

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