O Jesulein zart

O Jesulein zart ist ein Krippenlied aus dem frühen 17. Jahrhundert.

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Musiknoten zum Lied - O Jesulein zart

O Jesulein zart,
dein Kripplein ist hart,
o Jesulein zart,
wie liegst du so hart.
Ach schlaf, ach tu die Äuglein zu,
schlaf und gib uns die ewige Ruh'!
O Jesulein zart,
wie liegst du so hart,
o Jesulein zart,
dein Kripplein ist hart.

Schlaf, Jesulein, wohl!
Nichts hindern dich soll;
Ochs’, Esel und Schaf
sind alle in Schlaf.
Schlaf, Kind, schlaf, tu die Äuglein zu,
schlaf und gib uns die ewige Ruh’!
Ochs’, Esel und Schaf
sind alle in Schlaf;
nichts hindern dich soll,
schlaf, Jesulein, wohl!

Die Seraphim singen
und Cherubim klingen;
viel’ Engel im Stall,
die wiegen dich all’.
Schlaf, Kind, schlaf, tu die Äuglein zu,
schlaf und gib uns die ewige Ruh’!
Die Seraphim singt
und Cherubim klingt;
viel’ Engel im Stall,
die wiegen dich all’.

Seid stille, ihr Wind’,
lasst schlafen das Kind!
All’ Brausen sei fern,
es ruhen will gern.
Schlaf, Kind, schlaf, tu die Äuglein zu,
schlaf und gib uns die ewige Ruh’!
Ihr Stürme, halt’t ein,
das Rauschen lasst sein!
Seid stille, ihr Wind’,
lasst schlafen das Kind!

Nichts mehr sich bewegt,
kein Mäuschen sich regt,
zu schlafen beginnt
das herzliche Kind.
Schlaf denn und tu dein' Äuglein zu,
schlaf und gib uns die ewige Ruh'!
Nichts mehr man dann singt,
kein Stimmlein mehr klingt:
Schlaf, Jesulein zart,
von göttlicher Art!

Das Wiegenlied O Jesulein zart wurde mit verschiedenen Textabwandlungen und auch mit verschiedenen Melodien überliefert. Die hier verwendete Melodie stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert und wurde zuerst in Johann Kuhns Vexillum Patientiae 1635 in München veröffentlicht. Später auch in einem Tabulatorbuch von Samuel Scheidt 1656 in Görlitz.

Im Laufe der Zeit wurde »die schöne Melodie mit der Zartheit eines Wiegenliedes«, wie die Volksliedforscher Theo & Sunhilt Mang sie bezeichnen (Liederquell, Dörfler Verlag, 2015, ISBN 978-3-89555-679-1, S. 1036), auch mit anderen Texten verwendet. So wurde sie beispielsweise im 17. Jahrhundert in evangelischen Gesangsbüchern auch zu dem Pfingstlied O heiliger Geist mit deiner Gnad verwendet. Unter geistlichen Kinderliedern erschien die Melodie vor allem in evangelischen Gesangsbüchern mit dem Text von Valentin Thilo (1607-1662) O Jesulein süß, o Jesulein mild, der hier im Lieder-Archiv jedoch mit der Vertonung von Johann Sebastian Bach (BWV 493) notiert ist.

Die hier gegebenen ersten drei Strophen stammen aus dem Kölner Gesangbuch von Brachel 1623, dort allerdings mit anderer Melodie versehen. Die Strophen vier und fünf sind dem Straßburger Gesangbuch von 1697 entnommen.

O Jesulein zart ist ein Wiegenlied mit dem das kleine Jesuskind, das in seiner harten Krippe liegt, in den Schlaf gesungen werden soll. »tu die Äuglein zu« heißt es in jeder Strophe. Ebenso: »schlaf und gib uns die ewige Ruh!« Das kleine Kind, das in der Krippe liegt und für sich selbst die schützende Hand der Mutter braucht, soll irgendwann die Menschheit retten? Es klingt unglaublich, doch es ist der Tenor des Lieds O Jesulein zart. Das Kindlein, das da mit Liebe in den Schlaf gewiegt wird, soll eines Tages der Retter der Menschheit sein, denn es verfügt über göttliche Macht, so wie es in der letzten Strophe heißt: »Schlaf, Jesulein zart, von göttlicher Art!« Es wird von Maria mit Liebe in den Schlaf gewiegt und eines Tages uns Menschen aus der Armut des Stalls ins göttliche Paradies führen. Doch, bis es soweit ist singen wir »Schlaf, Jesulein zart«.

Tom Borg, 11. Oktober 2023

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