Nun komm, der Heiden Heiland

Martin Luther schrieb 1524 den deutschen Text Nun komm, der Heiden Heiland zum Hymnus »Veni redemptor gentium« des Ambrosius von Mailand aus dem Jahre 386.

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Musiknoten zum Lied - Nun komm, der Heiden Heiland

Nun komm, der Heiden Heiland,
der Jungfrauen Kind erkannt,
das sich wunder alle Welt,
Gott solch Geburt ihm bestellt.

Er ging aus der Kammer sein,
dem königlichen Saal so rein,
Gott von Art und Mensch, ein Held;
sein' Weg er zu laufen eilt.

Sein Lauf kam vom Vater her
und kehrt wieder zum Vater,
fuhr hinunter zu der Höll
und wieder zu Gottes Stuhl.

"Dein Krippen glänzt hell und klar,
die Nacht gibt ein neu Licht dar.
Dunkel muss nicht kommen drein,
der Glaub bleibt immer im Schein."

Lob sei Gott dem Vater gtan;
Lob sei Gott seim eingen Sohn,
Lob sei Gott dem Heilgen Geist
immer und in Ewigkeit.

Die Ursprünge dieses Adventslieds reichen weit zurück bis in das 4. Jahrhundert. Bischof Ambrosius (339-397) verfasste die lateinische Urform des Liedtextes »veni redemptor gentium«. Allerdings war es damals kein Adventslied, sondern ein Bekennerlied in den damaligen schwierigen christologischen Kontroversen der Katholiken mit den Arianern, die die Beschlüsse des Konzils von Nicäa bekämpften (vgl. Mang, Liederquell, Dörfler Verlag, 2015, ISBN 978-3-89555-679-1, S. 1005f).

Die Melodie lässt sich bis auf die Zeit um 1000 zurückverfolgen. Sie ist im Kemptener Hymnar (um 1000) und im Einsiedler Hymnar (um 1120) nachzuweisen (Mang, a.a.O.)

Bereits im Spätmittelalter gibt es deutsche volkssprachige Fassungen, die zur ursprünglichen Melodie gesungen wurden. Im Jahr 1524 dann erschien diese neue Textfassung von Martin Luther (1483-1546) für die er auch die alte Melodie etwas anpassten musste.

Der Hymnus inspirierte aber auch immer wieder große Komponisten, wie unter anderem Johann Sebastian Bach, Michael Praetorius, Samuel Scheidt und Heinrich Schütz, zu Kantaten und Motetten.

Heute wird das stimmungsvolle Nun komm, der Heiden Heiland noch immer gerne zur Adventszeit gesungen – und das nicht nur in den Kirchen beider Konfessionen, sondern auch im heimischen Wohnzimmer.

Dem Text merkt man aber zweifelsohne sein Alter an. Textstellen wie »Nun komm, der Heiden Heiland, der Jungfrauen Kind erkannt, das sich wunder alle Welt« - sind heute schwere Kost und vor allem jüngeren Menschen und Kindern nur schwer zu vermitteln.

Festlich und strahlend klingt es meist, wenn Könige empfangen werden. Doch hier wird ein Kind begrüßt, Gottes Sohn, man könnte auch sagen: Gottes Botschafter auf Erden. Er sitzt nicht auf einem Thron, sondern liegt in einer Krippe. Aber: »Dein Krippen glänzt hell und klar, die Nacht gibt ein neu Licht dar«. Daran knüpfen wir die Hoffnung »Dunkel muss nicht kommen drein, der Glaub bleibt immer im Schein«.

Fazit: Martin Luthers Text ist ein Ausdruck tiefster Gläubigkeit, die auch uns noch heute ergreift, wenn wir singen: Nun komm, der Heiden Heiland.

Tom Borg, 12. September 2023

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