Niklaus komm in unser Haus

Das Lied Niklaus komm in unser Haus" ist ein traditionelles Nikolauslied, das in Deutschland und Österreich verbreitet ist. Gesungen wird das Lied vorwiegend am Abend des 5. Dezember, dem Abend vor dem Nikolaustag.

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Musiknoten zum Lied - Niklaus komm in unser Haus

Niklaus komm in unser Haus,
pack die großen Taschen aus,
Lustig, lustig trallerallala!
Heut ist Niklausabend da,
heut ist Niklausabend da!

Stell das Pferdchen unter den Tisch,
dass es Heu und Hafer frisst.
Lustig, lustig trallerallala,
heut ist Niklausabend da!

Heu und Hafer frisst es nicht,
Zuckerplätzchen kriegt es nicht.
Lustig, lustig trallerallala,
heut ist Niklausabend da!

Das Lied Niklaus komm in unser Haus ist ein traditionelles Nikolauslied aus dem 19. Jahrhundert, das in Deutschland und Österreich verbreitet ist und mit dem Brauchtum rund um den Nikolaus einhergeht. Denn am Vorabend des 6. Dezember, dem sogenannten Nikolaustag, war es früher üblich, dass Kinder ihre schön sauber geputzten Schuhe vor die Tür stellten und darauf hofften, dass der Nikolaus sie über Nacht mit Süßigkeiten füllt. Dazu sangen Kinder am Abend des 5. Dezember Lieder, die dem Nikolaus schmeicheln oder seine Güte loben sollen, in der Hoffnung, dass auch sie bedacht werden.

Früher war es eine beliebte Tradition, dass am 6. Dezember der Nikolaus persönlich mit seinem Gehilfen Knecht Ruprecht bei Familien mit kleinen Kindern auftauchte. Mit seinem langen roten Mantel und einem Sack voller Geschenke auf dem Rücken und einer Rute unterm Arm besuchte er die Kinder, die dann brav ein Gedicht aufsagten oder ein Lied sangen. Als Belohnung gab es für die artigen Kinder ein Geschenk aus dem großen Sack, für die weniger braven symbolisch die Route, was aber eher symbolisch angedroht wurde.

Damit der Nikolaus überhaupt wusste, wo er Kinder findet, sangen diese ihm als Einladung und Bitte um eine Gabe ein Lied, wie beispielsweise Niklaus komm in unser Haus. Dessen Text sagt gleich in den ersten beiden Versen der ersten Strophe, worum es den singenden Kindern geht: »Niklaus komm in unser Haus, pack die großen Taschen aus«. Früher gab es Schokolade, Zuckergebäck und andere Kleinigkeiten. Heute ist gelegentlich auch schon mal ein neues Handy im Sack. Das ist dann »lustig, lustig trallerallala!«

Aber natürlich möchte auch das Pferdchen, das früher den Schlitten des Nikolaus ziehen musste, etwas essen. Deshalb bieten die Kinder fröhlich an: »Stell das Pferdchen unter den Tisch, dass es Heu und Hafer frisst«. Das finden die übermütigen Kinder dann wieder »lustig, lustig trallerallala!« Und frisst das Pferdchen Heu und Hafer nicht, dann hat es Pech gehabt, denn »Zuckerplätzchen kriegt es nicht«. Aber die Kinder freuen sich »lustig, lustig trallerallala«, denn »heut ist Niklausabend da!«.

Von Kult zum Kommerz

Nikolaus von Myra, der Namensgeber des Nikolauskults, hätte von dieser Kommerzveranstaltung wohl nicht viel gehalten. Nikolaus, der um 280 geboren und zwischen 345 und 351 an einem 6. Dezember gestorben sein soll, galt bereits zu Lebzeiten als »Anwalt der Armen und Rechtlosen«. (Siehe Woher kommt der Nikolaus?. Er kümmerte sich als Bischoff um Arme und vor allem auch um Kinder und gilt bis heute weit über die Grenzen Europas hinaus als Freund und Beschützer der Kinder.

Eine Legende erzählt, er habe drei arme Mädchen gerettet, die ihr Vater aufgrund finanzieller Not zur Prostitution nötigen wollte. Es heißt, Nikolaus schenkte jeder einen goldenen Apfel als Mitgift und ermöglichte den Dreien damit eine standesgemäße Heirat.

Zum Gedanken Erinnerung an Nikolaus von Myra wurde sein Todestag, der (vermutete) 6. Dezember, zum Gedenktag, dem Nikolaustag. Und da der Heilige Nikolaus gerne Bedürftige beschenkte, entstand daraus ein »Tag des Schenkens«. Auch einen roten Mantel soll der legendäre Nikolaus getragen haben.

Die Verehrung des heiligen Nikolaus setzte bereits zu Beginn des 6. Jahrhunderts unter dem römischen Kaiser Justinian ein. In Russland wurde der heilige Nikolaus alsbald zu einem der beliebtesten Nationalheiligen. Im Deutschland des 10. Jahrhunderts war es Kaiserin Theophanu, die byzantinische Ehefrau des Kaisers Otto II., die dem Heiligen Nikolaus zu mehr Popularität verhalf.

Aus dem Brauchtum des großzügigen Schenkens entwickelten sich recht bald diverse kommerzielle Auswüchse – mit Nikolaus als Alibi. So gab es schon um 1820 Nikolausfiguren aus Schokolade. Damals allerdings noch nicht innen hohl, sondern aus massiver Schokolade.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Kommerzialisierung weiter zu und Schokolade, Gebäck sowie anderer Naschkram wurde zunehmend mehr durch Spielzeug und teure Prestigegeschenke ersetzt. Der ursprüngliche Gedanke des großzügigen Gebens geriet dabei immer mehr in den Hintergrund. Lediglich fröhliche Lieder wie Niklaus komm in unser Haus erinnern uns noch an die alten Traditionen. Vorerst zumindest. Denn aufgrund der kalendarischen Nähe zum Weihnachtsfest wird auch der Nikolaustag immer mehr von der allgemeinen Weihnachtsstimmung vereinnahmt.

Tom Borg, 8. September 2023

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