Jetzt fängt das schöne Frühjahr an

Downloadformate

Musiknoten zum Lied - Jetzt fängt das schöne Frühjahr an

Jetzt fängt das schöne Frühjahr an,
und alles fängt zu blühen an
auf grüner Heid und überall.

Da wachsen Blümlein auf dem Feld,
sie blühen weiß, blau, rot und gelb;
so wie es meinem Schatz gefällt.

Und wenn sich alles lustig macht
und ich auch gar nicht schlafen mag
geh ich zum Schätzele bei der Nacht.

Jetzt geh' ich über Berg und Tal,
da hört man schon die Nachtigall
auf grüner Heid und überall.

Und als ich vor ihr Schlaffenster ging
da hört ich schon einen andern drin
da sah ich, dass ich's nimmer bin.

Ich hab dich allzeit treu geliebt
ich hab dein Herz noch nie betrübt
doch du führst eine falsche Lieb.

Und wenn ich durch die Auen geh
da singt das Lerchlein in der Höh
weil ich zu meinem Schätzlein geh.

Jetzt geh' ich in den grünen Wald
da such ich mir mein Aufenthalt
weil mir mein Schätzle nimmer g'fallt.

Jetzt leg ich mich ins Federbett
bis über die Ohren zugedeckt
bis mich ein anderes Schatzele weckt.

Das fröhliche Frühlingslied Jetzt fängt das schöne Frühjahr an ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts sowohl aus dem Rheinland wie auch dem Frankenland bekannt. Erk/Böhme führen in Deutscher Liederhort Band II unter Nr 686ff auch das Hessen-Darmstädtische als Quelle an und überschrieben das Lied mit dem Titel »Das ungetreue Schätzchen«. Erk/Böhme liefern auch gleich noch weitere Text- und Melodievarianten.

Die hier gegebene Melodie geht vermutlich auf ein Volkslied aus dem 17. Jahrhundert zurück. Der Volksliederforscher Friedrich Wilhelm von Ditfurth präsentierte das Lied 1855 in seiner Liedersammlung »Fränkische Volkslieder« unter dem Titel »Die Ungetreue« mit 12 Strophen.

Wie das Wort »untreu« in den alten Liederbüchern vermuten lässt, geht es in dem Frühlingslied weniger um die Natur als vielmehr um die Untreue eines Mädchens. Das Wiedererwachen der Natur und das Aufblühen der Blumen und Bäume sind hier nur der Anlass für einen jungen Burschen, sich nun auch auf den Weg zu machen und seinen »Schatz« zu besuchen.

Dennoch beschreiben die ersten beiden Strophen die Natur im poetischen Stil und versuchen, die fröhliche Stimmung des Wiedererwachens der Natur im Frühling einzufangen, denn »alles fängt zu blühen an«. Das Lied vermittelt eine fröhliche Stimmung, die wohl auch der Bursche empfindet während erwartungsvoll »wandert über Berg und Tal«.

Doch als er bei seinem Schätzchen ankam und »vor ihr Schlaffenster ging«, da musste er feststellen, dass sein Mädchen sich einem anderen zugewandt hatte. Seine Liebe und Treue war verraten worden, obwohl er sie »allzeit treu geliebt« und ihr Herz »noch nie betrübt« hat. So wendet er sich von dem untreuen Schatz ab und geht statt zu seinem Schätzlein nun in den »grünen Wald« und sucht sich dort seinen Aufenthalt. Der Wald wird sein Bett und seine Decke wo er sich niederlegt und ruht, auf dass ihn »ein anderes Schatzele weckt«.

Tom Borg, 27. Februar 2024

 Top