Anders als das Hirtenlied O laufet ihr Hirten, wo auch ein Kindlein besungen, aber seine Herkunft und Mission außer mit den Worten »Bethlehem« in der ersten und »Jesulein« in der letzten Strophe nicht erwähnt wird, spricht das aus dem österreichischen Burgenland stammende Weihnachtslied Hört, ihr Hirten eine deutlich andere Sprache mit klaren Bezügen zu Gott und seinem Himmelreich.
Die Worte »Hört, ihr Hirten, lasst euch sagen« bilden die Einleitung der Botschaft von Jesus' Geburt und der nachfolgenden Aufforderung, nach Bethlehem zu ziehen um das Kindlein zu besuchen und ihm zu huldigen. Der Sprecher selbst bleibt unbekannt, denn anders als in der biblischen Verkündigungserzählung überbringt hier nicht ein Engel die Botschaft, sondern ein neutraler Sprecher, vermutlich auch ein Hirte, berichtet von dem, das sich in Bethlehem zugetragen hat, nämlich die Geburt eines Kindes durch eine »Jungfrau zart«.
Von »Engel in den Lüften« wird erzählt und dass sie das Kindlein loben, so wie auch Gott mit den Worten: »Ehr' sei Gott im Himmelreich!« Und von den Engeln stammt auch die Aufforderung, dass sie alle nach Bethlehem gehen sollen, wo sie das Kind vorfinden würden.
Anders als im bereits erwähnten O laufet ihr Hirten sprechen die Strophen drei und vier klare Worte über das Kind. Es sei »Gottes Sohn« heißt es in der dritten Strophe. Und die vierte Strophe wird noch deutlicher indem das Kindlein als »Messias« (hebräisch: der Gesalbte), bezeichnet wird. Er soll der Welt den Frieden bringen. Damit bekommt das Lied Hört, ihr Hirten eine geistliche Grundstimmung, die Kindern so etwas schwerer zu vermitteln ist. Auch fehlt im Gegensatz zum erwähnten O laufet ihr Hirten der fröhliche Schwung in der Melodie, auch wenn die Phrase »Ei, ei, ei, ei, ei« in jeder Strophe enthalten ist. Aus Kindersicht ist Hört, ihr Hirten etwas schwerfällig und daher eher für Erwachsene oder zumindest ältere Jugendliche geeignet.
Tom Borg, 29. Oktober 2023