Herbei, o ihr Gläubigen

Traditionelles Weihnachtslied nach dem Weihnachtshymnus Adeste fideles

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Musiknoten zum Lied - Herbei, o ihr Gläubigen

Herbei, o ihr Gläubigen,
fröhlich triumphierend,
o kommet, o kommet nach Bethlehem!
Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren!
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!

Du König der Ehren,
Herrscher der Heerscharen
verschmähst nicht, zu ruhen in Mariens Schoß.
Gott, wahrer Gott, von Ewigkeit geboren!
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!

Kommt, singt dem Herren,
o ihr Engelchöre,
frohlocket, frohlocket, ihr Seligen:
Ehre sei Gott im Himmel und auf Erden!
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!

Dir, der du bist heute
Mensch für uns geboren,
o Jesu, sei Ehre und Preis und Ruhm!
Dir, Fleisch gewordnes Wort des ew’gen Vaters!
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!

Herbei, o ihr Gläubigen ist ein Weihnachtslied nach dem Weihnachtshymnus Adeste fideles. Unter diesem lateinischen Titel ist das Lied international bekannt. Der Text wurde aber auch in andere Sprachen übersetzt und erlangte auch unter dem englischen Titel O Come All Ye Faithful weltweite Bekanntheit.

Die Melodie zu Herbei, o ihr Gläubigen wurde um 1743 von John Francis Wade (1711–1786) komponiert und später auch dem Lied Nun freut euch, ihr Christen unterlegt.

Den lateinischen Text publizierte Wade im Jahr 1751 in seinem Werk Cantus Diversi.

Das erste Manuskript des vollständigen Lieds mit der Melodie und dem lateinischen Text wurde 1760 in den Evening Offices of the Church veröffentlicht. Später übersetzten Frederick Oakeley und Thomas Brooke das Lied ins Englische. Die Veröffentlichung erfolgte 1852 in Murray's Hymnal.

Die deutsche Übersetzung des Liedtextes besorgte 1823 der evangelische Theologe Friedrich Heinrich Ranke (1798-1876) und trug damit wesentlich zur Verbreitung des Lieds bei. Unter dem deutschen Titel Herbei, o ihr Gläubigen ist dieses Lied inzwischen als fester Bestandteil der weihnachtlichen Gesangskultur etabliert, auch wenn der schweizerische Musiker und Theologe Andreas Marti mit dem Text nicht viel anfangen kann. Er schrieb einmal über das Lied:

Seine Popularität verdankt es wohl mehr der Melodie und ihrem großen und schwungvollen Gestus, während der Text zwischen eher belanglosen weihnachtlichen Allgemeinplätzen und theologisch-dogmatischen anspruchsvollen Sätzen schwankt.

Doch gilt das nicht für viele Weihnachtslieder? Vor allem die neueren, sich modern und zeitgemäß präsentierenden Weihnachtslieder suchen einen Weg zwischen der biblischen Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukas Evangelium erzählt wird, und unserer modernen Zeit und Weltanschauung, die für alles eine leicht nachvollziehbare Erklärung sucht. Herbei, o ihr Gläubigen wendet sich aber gerade an die Gruppe der Gläubigen, die an die Geburt Jesu glauben, ruft sie herbei und fordert sie auf, ihren Glauben zu bekennen, indem sie Weihnachten als Jesus' Geburtstag feiern.

Ist Gott eine Person?

Im Weihnachtslied Puer natus in Bethlehem geht es wie bei allen Liedern dieser Gattung um die Geburt von Jesus Christus, auch »Gottes Sohn« genannt. Es ist eine Personifizierung Gottes, eine bildliche Vorstellung, die unserem Vorstellungvermögen Gott verständlich machen soll. Doch geht das überhaupt? Fragen wir Albert Einstein. Mit seiner Relativitätstheorie drang er in die Tiefen des physikalischen Seins ein. Seine Grundidee zur Religionstheorie war auf den ersten Blick recht simpel: Alles, was von Menschen getan und erdacht wird, gilt der Befriedigung gefühlter Bedürfnisse. Als da wären: Angst und Furcht. Sehnsucht nach Führung, Schutz und Liebe. Und der Wunsch nach Einheit und Sinn.

Eine abschließende Antwort auf seine eigenen Fragen und Zweifel fand der begnadete Wissenschaftler allerdings nicht. Bereits in jungen Jahren, als er 12 Jahre alt war, kam er zu der Überzeugung, dass vieles in den Erzählungen der Bibel nicht wahr sein könne. Daraus erwuchs sein Misstrauen gegen jede Art von Autorität und trieb ihn zur Wissenschaft. Doch auch dort fand Einstein keine absoluten Antworten. Ein Jahr vor seinem Tod schrieb er in einem Brief an den Mediziner und Zionisten Hans Mühsam (1876-1957): »Man wird zum tief religiösen Ungläubigen. (Dies ist eine einigermaßen neue Art von Religion.)«.

Eine komplexere Aussage Einsteins wird gerne zu den Worten »Gott würfelt nicht« zusammengefasst, was nach einer Person »Gott« klingt. Aber Einstein stellte auch klar: »Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und habe dies niemals bestritten, sondern es klar ausgedrückt. Wenn es etwas in mir gibt, was man als religiös bezeichnen kann, dann ist es meine ungeheure Bewunderung für die Struktur dieser Welt, soweit sie die Wissenschaft erforscht hat«. (in 'The Human Side', editiert von Helen Dukas [Einsteins Sekretärin] und Banesh Hoffman, Princeton University press).

Wenn wir Albert Einstein folgen wollen, dann gehört die Weihnachtsgeschichte, so wie sie im Lukas-Evangelium steht, wohl in das Reich der Fantasie. Damit rütteln wir aber am Fundament des Christlichen Glaubens. Doch woran wollen/sollen wir glauben? Schließlich feiern wir Weihnachten, weil wir glauben. Oder ist das alles nur noch ein Vorwand für eine bezahlte Auszeit?

Tom Borg, 7. September 2023

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