Es kam die gnadenvolle Nacht

Weihnachtslied von Johann Caspar Lavater auf eine volkstümliche Melodie

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Musiknoten zum Lied - Es kam die gnadenvolle Nacht

Es kam die gnadenvolle Nacht,
wie leuchtet's dir des Morgens Strahl,
wie funkelt's dir der Sterne Schar,
da Jesus Christ geboren war!

Es kam die gnadenvolle Nacht,
wie leuchtet’s dir die gold’ne Pracht,
wie schallet’s dir der Glocken Schall,
da Jesus Christ geboren war!

Es kam die gnadenvolle Nacht,
die uns den hellsten Tag gebracht.
Wie freute sich der Engel Schar,
da Jesus Christ geboren war!

Froh jubelte der Engel Heer:
"Gott im Himmel, Gott sei Ehr'!"
Und Friede, Freud’ und Seligkeit
herrscht auf Erden weit und breit!

Der in Zürich beheimatete reformierte Pfarrer und Schriftsteller Johann Caspar Lavater (1741-1801), mit dem auch Goethe viele Jahre Umgang pflegte, dichtete das Weihnachtslied Es kam die gnadenvolle Nacht auf eine volkstümliche Melodie.

Ingeborg Weber-Kellermann (Das Buch der Weihnachtslieder, Schott, ISBN 3-7957-8213-9, 8. Auflage, 1994, S. 118f) bezeichnet das Werk als »schlichten Text« und zieht Parallelen zur heutigen Zeit, wo Pädagogen und Kirche sich immer noch bemühen, Kindern die Weihnachtsgeschichte mit einfachen Weihnachtsspielen und leicht nachvollziehbaren Analogien zu vermitteln. Das versuchten Erzieher und Pfarrer auch schon in früheren Jahrhunderten, wo Kindern und der Dorfgemeinschaft, der christliche Glaube mit einfachen Worten als absolute Wahrheit vermittelt wurde. Dies spiegelt sich auch im Weihnachtslied Es kam die gnadenvolle Nacht wider. Gleich dreimal wird die Zeile »Es kam die gnadenvolle Nacht« als erster Vers einer Strophe verwendet um ganz deutlich zu machen, dass etwas Außergewöhnliches geschehen ist.

Mit sprachgewaltigen Phrasen wie »des Morgens Strahl«, »der Sterne Schar«, »die gold’ne Pracht«, »der Glocken Schall« oder auch »der Engel Schar« bemüht Lavater große Worte, um das kleine Kind, das zu Bethlehem geboren war, anzupreisen und den Menschen die Bedeutung und die Wichtigkeit dieses ganz speziellen Kindes zu vermitteln.

Für den gottesfürchtigen Lavater war es eine gnadenvolle Nacht, auch wenn die Zeilen

Und Friede, Freud’ und Seligkeit
herrscht auf Erden weit und breit!

bis in die heutige Zeit nur eine Hoffnung blieben. Sie klingen freudig, wie eine euphorisch übermittelte Nachricht in den sozialen Netzwerken, wo auch gerne überschwängliche und emotional aufgeladene Begriffe verwendet werden um eine banale Mitteilung aufzupeppen. Doch ist die Botschaft von der Geburt Jesu' banal? Für Lavater ganz sicher nicht. Für ihn ist es eine »«gnadenvolle Nacht«; er lässt in der letzten Strophe »der Engel Heer jubeln«:

Gott im Himmel, Gott sei Ehr'!

Tom Borg, 25. Oktober 2023

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