Vom Himmel hoch, o Englein, kommt!

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Musiknoten zum Lied - Vom Himmel hoch, o Englein, kommt!

Vom Himmel hoch, o Englein, kommt!
Eia, eia, susani, susani, susani.
Kommt, singt und klingt,
kommt, pfeift und trombt!
Halleluja, halleluja!
Von Jesus singt und Maria.

Kommt ohne Instrumenten nit,
bringt Lauten, Harfen, Geigen mit!

Laßt hören euer Stimmen viel
mit Orgel und mit Saitenspiel!

Hier muß die Musik himmlisch sein,
weil dies ein himmlisch’ Kindelein.

Die Stimmen müssen lieblich geh’n
und Tag und Nacht nicht stille steh’n.

Sehr süß muß sein der Orgel Klang,
süß über allen Vogelsang.

Das Lautenspiel muß lauten süß,
davon das Kindlein schlafen müß’.

Singt Fried' den Menschen weit und breit,
Gott Preis und Ehr' in Ewigkeit!

Das Weihnachtslied Vom Himmel hoch, o Engel kommt ist eine Umdichtung des älteren weihnachtlichen Wiegeliedes »Puer natus in Bethlehem«, das 1616 in einem Paderborner Gesangbuch veröffentlicht wurde. Der Jesuit, Dichter und Schriftsteller Friedrich Spee (1591–1635) übernahm große Teile der Ausgangsmelodie und dichtete einen eigenen Text hinzu.

1622 erschien Vom Himmel hoch, o Engel kommt erstmals in einem von Johan Volmar herausgegebenen Würzburger Andachtsbuch. Das Lied verbreitete sich recht schnell und wurde in diverse katholische Gesangbücher aufgenommen. So beispielsweise in »Alte und Newe Geistliche Catholische außerlesene Gesäng« (Würzburg, 1630) und »Seraphisch Lustgart mit wolriechenden Blumen Catholischer gesäng gezieret« (Köln, 1635) sowie einige Jahre später im »Mäyntzisch Gesangbuch« (Mainz, 1661). Einige Jahrzehnte später geriet Vom Himmel hoch, o Engel kommt in Vergessenheit und wurde im 18. und 19. Jahrhundert in kirchlichen Gesangbüchern gar nicht mehr aufgenommen.

Erst Friedrich Hommel entdeckte Vom Himmel hoch, o Engel kommt neu und nahm es in seine Sammlung »Geistliche Volkslieder aus alter und neuer Zeit« auf. Hommel, seines Zeichens Bezirksgerichtsrat zu Ansbach, stellte in seinem Buch geistliche Texte und Melodien für die Hausmusik zusammen und brachte damit Friedrich Spees Weihnachtslied einer breiten bürgerlichen Schicht nahe. Mit der Aufnahme in den von Ludwig Erk und Franz Magnus Böhme herausgegebenen »Deutschen Liederhort« (1894) gelang der endgültige Durchbruch. 1906 erfolgte die Aufnahme in das »Volksliederbuch für Männerchor« und 1909 im »Zupfgeigenhansl«.

Auch die Jugendbewegung des frühen 20. Jahrhunderts übernahm das Lied und änderte den Textanfang in Vom Himmel hoch, o Englein, kommt!, der fortan die Originalzeile weitestgehend verdrängte.

Seitdem wurde das Lied in unzählige Liederbücher aufgenommen und gehört heute zu den bekanntesten deutschsprachigen Weihnachtsliedern.

Vom Wiegenlied zum Weihnachtslied

Dabei ist Vom Himmel hoch, o Engel kommt eigentlich ein Wiegenlied in der Tradition des weihnachtlichen Kindelwiegens, das früher auch als »Susannine« bezeichnet wurde. Die verkürzte Form »Susani, Susani« hat Friedrich Spee aus der Vorlage »Puer natus in Bethlehem«, wie auch das »Eia, Eia« beibehalten.

Der Brauch des Kindelwiegens war damals weit verbreitet. So wurde oft bei der Weihnachtsmesse ein geistliches Spiel mit Maria, Joseph und den Engeln aufgeführt, bei dem ein schön gekleidetes Christuskind in einer kleinen Wiege unter Singen von Weihnachtswiegenliedern gewiegt wurde.

Bei seiner Adaption hat Spee den Schwerpunkt des Textes auf die Musik der Engel gelegt. Ihr Gesang, der Lobpreis Gottes, wird bereits im Alten Testament als die wichtigste Aufgabe der Engel bezeichnet. Wo immer Engel auftreten, da singen sie zu Ehren Gottes. So auch in Vom Himmel hoch, o Engel kommt wo die Engel an der Krippe zum Lobpreis des Jesuskindes singen und musizieren sollen: »Kommt, singt und klingt«. »Bringt Lauten, Harfen, Geigen mit« fordert das Lied - und »laßt hören euer Stimmen viel mit Orgel und mit Saitenspiel«. Die Engel sollen »Tag und Nacht nicht stille steh’n« und ihre Musik soll »himmlich sein« für das »himmlisch' Kindelein«.

Von dem »Lautenspiel süß« soll das Kindlein schlafen, das dabei sanft von Mutter Maria in den Schlaf gewiegt wird. Diese christliche Tradition des Kindelwiegens hat sich bis heute erhalten. Auch wenn kaum noch jemand die geistlichen Wurzeln des sanften Wiegens in den Schlaf kennt, werden auch heute noch kleine Kinder sanft in den Schlaf gewiegt - und manchmal singt oder summt die Mutter ein Schlafliedchen dazu.

Wie tief Vom Himmel hoch, o Engel kommt im christlichen Glauben verwurzelt ist, zeigt nicht zuletzt das wiederkehrende »Alleluia , Alleluia«, ein hebräischer Lobpreis, der dem lateinischen «Gloria in excelsis Deo» entspricht.

»Laßt hören euer Stimmen viel« - diese Aufforderung an die Engel fordert auch uns alle auf, den Lobpreis zu Ehren Christi zu singen. »Kommt, singt und klingt, kommt, pfeift und trombt!«

Tom Borg, 12.12.2016

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