Krambambuli

Das Scherzlied über den Krambambuli‹ genannten Wachholderschnaps, das 102 Verse umfasst, schrieb Christoph Friedrich Wedekind 1745 unter dem Pseudonym »Crescentius Coromandel«.

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Musiknoten zum Lied - Krambambuli

Krambambuli, das ist der Titel
des Tranks der sich bei uns bewährt.
Er ist ein ganz probates Mittel,
wenn uns was Böses widerfährt.
Des Abends spät, des Morgens früh
trink' ich ein Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli.

Bin ich im Wirtshaus abgestiegen,
gleich einem großen Kavalier,
dann laß ich Brot und Braten liegen
und greife nach dem Pfropfenziehr;
|: dann bläßt der Schwager tantari
zu einem Glas Krambambuli. :|

Reißt mich's im Kopf, reißt mich's im Magen,
hab ich zum Essen keine Lust;
wenn mich die bösen Schnupfen plagen,
hab ich Katarrh auf meiner Brust:
|: was kümmern mich die Medici?
Ich trink ein Glas Krambambuli. :|

Wär ich zum großen Herrn geboren,
wie Kaiser Maximilian,
wär mir ein Orden auserkoren,
ich hängte die Devise dran:
|: "Toujours fidèle et sans souci,
c'est l'ordre du Crambambuli." :|

Ist mir mein Wechsel ausgeblieben,
hat mich das Spiel labet gemacht,
hat mir mein Mädchen nicht geschrieben,
ein'n Trauerbrief die Post gebracht:
|: dann trink ich aus Melancholie
ein volles Glas Krambambuli. :|

Ach wenn die lieben Eltern wüßten
der Herren Söhne große Not,
wie sie so flott verkeilen müßten,
sie weinten sich die Äuglein rot!
|: Indessen thun die filii
sich bene beim Krambambuli. :|

Doch hat der Bursch kein Geld im Beutel,
so pumpt er die Philister an
und denkt: Es ist doch alles eitel,
vom Burschen bis zum Bettelmann;
|: denn das ist die Philosophie
im Geiste des Krambambuli. :|

Soll ich für Ehr und Freiheit fechten,
für Burschenwohl den Schläger ziehn,
gleich blinkt der Stahl in meiner Rechten,
ein Freund wird mir zur Seite stehn.
|: Dann trinkt man nach gehabter Müh
ein volles Glas Krambambuli! :|

Ihr dauert mich, ihr armen Thoren,
ihr liebet nicht, ihr trinkt nicht Wein:
zu Eseln seid ihr auserkoren,
und dorten wollt ihr Engel sein,
|: sauft Wasser, wie das liebe Vieh,
und meint, es sei Krambambuli. :|

Krambambuli soll mir noch munden,
wenn jede andre Freude starb,
wenn mich Freund Hein beim Glas gefunden
und mir die Seligkeit verdarb:
|: ich trink mit ihm in Kompagnie
das letzte Glas Krambambuli. :|

Wer wider uns Krambambulisten
sein hämisch Maul zur Mißgunst rümpft,
den halten wir für keinen Christen,
weil er auf Gottes Gabe schimpft;
|: ich gäb ihm, ob er Zeter schrie,
nicht einen Schluck Krambambuli. :|

Das Scherzlied über den ›Krambambuli‹ genannten Wachholderschnaps, das 102 Verse umfasst, schrieb Christoph Friedrich Wedekind 1745 unter dem Pseudonym "Crescentius Coromandel". Es erlangte schnell große Bekanntheit und wurde mehrfach umgeschrieben. Eine Variante mit 11 Strophen wurde später in das »Allgemeine Deutsche Kommersbuch"« aufgenommen, womit das Lied zu einem der bekanntesten Studentenlieder avancierte. Das komplette Krambambuli-Gedicht gibt es unter Der Krambambulist, eine von Die Globetrotter gesungene Version auf Youtube.

Im Gedicht Der Krambambulist wird so ziemlich alles durch den Kakao gezogen oder zumindest scherzhaft ›gewürdigt‹ was die Studentenseele bewegte. So findet man in der Strophe 53 auch die Zeile »Schlüg Eisenbart, der Kranckheitsstürmer«, eine Homage an den Mediziner, dem die studentische Musikwelt ein eigenes Spottlied sang: Ich bin der Doktor Eisenbart.

Mit der zunehmenden Verbreitung des Lieds wurde der Begriff ›Krambambuli‹ im studentischen Lied wie auch im studentischen Lebensgefühl ein Universalbegriff für alle alkoholischen Getränke, die bei studentischen Treffen und langen Abenden dazugehörten wie auch das Singen von – nicht nur – studentischen Liedern.

Die Melodie nach der das Studentenlied Krambambuli gesungen wird, ist seit der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts überliefert. Erstmals gedruckt wurde das Lied mit dieser Melodie 1818 in Albert Methfessels Komersbuch.

Der Begriff ›Krambambuli‹ an sich ist allerdings schon älter und entstammt dem Mittelhochdeutschen Wort ›Kranewitt‹, was ›Drosselholz‹ heißt, abgeleitet von dem Umstand, dass Drosseln gerne die Früchte des Wacholderstrauchs naschen. Wir Menschen schätzen hingegen den Wacholderschnaps. Ein Gedankenspiel recht nach dem Geschmack übermütiger und trinklustiger Studenten, die dann auch das Lied Krambambuli oft und gerne angestimmt haben.

Tom Borg, 25. Mai 2023

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