Heilige Nacht

Johann Friedrich von Meyers Gedicht in der Vertonung von Johann Friedrich Reichart

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Musiknoten zum Lied - Heilige Nacht

Heilige Nacht, heilige Nacht!
Nacht der unendlichen Liebe
Dass uns dein Segen vorbliebe
wirst du uns wiedergebracht,
Heilige Nacht, Heilige Nacht.

Heilige Nacht, heilige Nacht,
Lasst uns im Erdengedränge
tönen der Engel Gesänge,
bis unser Festtag er wacht,
Heilige Nacht, Heilige Nacht.

Das Gedicht Heilige Nacht schrieb der deutsche Jurist und politisch engagierte evangelische Theologe Johann Friedrich von Meyer (1772-1849). Zusammen mit einer Würdigung seines Lebens wurde es in Geistliche Lieder im neunzehnten Jahrhundert herausgegeben von L. K. O. Kraus (Darmstadt, 1863, S. 238) unter dem Titel »Die Weihnacht« abgedruckt. Entstanden ist das Lied aber schon deutlich früher, denn bereits im Jahr 1805 veröffentlichte Johann Friedrich Reichart (1752 - 1814) einen vierstimmigen Chorsatz mit dem Titel Heilige Nacht, den Worten des ersten Verses beider Strophen. Später schuf Gustav Reichart (1797-1884) ein weiteres Chorarrangement, das als »Christlied« (op. 33, 3 ernste Gesänge für S., A., T. und B, no. 1) 1871 veröffentlicht wurde. Durchgesetzt hat sich letztlich aber die hier gegebene Melodie von Johann Friedrich Reichart.

Johann Friedrich von Meyer lebte in einer unruhigen, ja, stürmischen Zeit. Es war die Epoche der Freiheitskämpfe, Revolutionen und Volksaufstände. Überall in Europa suchten die Menschen nach Freiheit und Selbstbestimmung. Auch Meyer war politisch aktiv und hatte im Laufe seines Lebens diverse politische Ämter. Doch tief im Herzen war er gläubiger Christ, der die tiefere Wahrheit in Gott suchte. Das war für ihn aber kein Grund, die Erkenntnis in der Stille eines Klosters oder einer einsamen Höhle fernab der menschlichen Versuchungen zu führen. Meyer engagierte sich politisch, menschlich und als bekennender Christ. Meyer Gedichte und Liedtexte sind keine geistlichen Vorlesungen, sondern zielen auf das aktive Leben mit Gott und aufrechten christlichen Glauben. Das ist nicht immer leicht in politisch unruhigen Zeiten, wo Herrscher bestimmen, was man glauben darf oder sollte.

»So atmen auch seine geistlichen Lieder und Gedichte den Geist der Wachsamkeit, des Ernstes, der Selbstverleugnung und Kreuzeswilligkeit. Boll Innigkeit der Empfindung und Fülle der Gedanken streben sie in die höchste Höhe, zu dem Herzen Gottes und in die innerste Gemeinschaft des Todes und der Auferstehung Jesu, wie in die tiefste Tiefe des eigenen Herzen. In allen ist der Brennpunkt die Liebe Jesu Christi in ihrem Kampfe und Siege.« schreibt Kraus (aaO) im biographischen Teil zum Lebenswerk Meyers.

Dieser Geist durchfließt auch das Lied Heilige Nacht aus dem eine tiefe Religiosität, ein fester Glaube an die Macht Gottes, erklingt.

Tom Borg, 12. September 2023

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