Es tönen die Lieder

Der aus dem 19. Jahrhundert bekannte 3-stimmige Kanon Es tönen die Lieder besingt den Frühlingsanfang.

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Musiknoten zum Lied - Es tönen die Lieder

Es tönen die Lieder,
der Frühling kehrt wieder,
es spielet der Hirte
auf seiner Schalmei:
La la la la la la la,
la la la la la la la.

Der dreistimmige Kanon Es tönen die Lieder ist ein beliebtes Volks- und Frühlingslied, das seit dem 19. Jahrhundert bekannt ist. Sowohl der Textdichter als auch der Komponist sind unbekannt. Manche Forscher bringen den Kinder- und Naturfreund Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) mit dem Text in Verbindung, aber ein Nachweis konnte bisher nicht erbracht werden.

Bei der Melodie ist es nicht viel besser. Erstmals veröffentlicht wurde Es tönen die Lieder 1869 aus dem Nachlass des Turnpädagogen Adolf Spieß (1810-1858). Spieß, der als Initiator des Mädchenturnens gilt, hatte im Jahr 1853 anlässlich einer Turnveranstaltung am 15./16. Dezember in Darmstadt eine besondere Aufführung vorbereitet. Dazu wurde der Gesang des Kanons mit einer eigens geschaffenen Mischung aus Gymnastik und Tanz kombiniert und zu einem Reigen als Gesamterlebnis verbunden. Doch, ob Spieß tatsächlich auch für die Melodieschöpfung verantwortlich war, bleibt zweifelhaft. Auf jeden Fall ist es Spieß jedoch gelungen, das Schulturnen zu reformieren.

Als Es tönen die Lieder 1869 in der Sammlung Reigen und Liederreigen (für das Schulturnen) erschien, war der Kanon jedenfalls nicht in der Liste der von Spieß komponierten Melodien enthalten. 1877 wurde der Kanon dann in ein Schulliederbuch (Pan. Ein lustiges Liederbuch für Gymnasiasten) aufgenommen und fand in der Folgezeit, insbesondere ab den 1920er Jahren, Aufnahme in viele Gebrauchsliederbücher und galt als probates Mittel in der Schulmusikerziehung und der Jugendmusikbewegung.

Bereits in der Nachkriegszeit ab 1945 war der Kanon in ganz Deutschland verbreitet und ist bis heute in vielen Schul- und Jugendliederbüchern ebenso wie in allgemeinen Gebrauchsliederbüchern enthalten.

Wie beliebt das Lied ist, kann man nicht zuletzt an den vielen Videos auf Youtube ablesen. Auch die Pop-Ikone NENA nahm 1995 eine Version von Es tönen die Lieder (Album Unser Apfelhaus) auf.

Willkommen lieber Frühling

Der dreistimmige Kanon Es tönen die Lieder wird nach einer leicht zu erlernenden Melodie gesungen, in die auch Kinder schnell miteinstimmen können. Schließlich ist der Kanon kein Kunstlied, sondern ein Jubellied mit dem der Frühling begrüßt werden soll. Es wird daher auch meist nur im Frühjahr gesungen.

Nach den dunklen Monaten des Winters, ist es eine Freude, wenn im Frühjahr endlich wieder die Tage heller und wärmer werden. Die Natur erwacht, was alleine schon an den kürzeren Nächsten ersichtlich wird. Aber auch die Natur beginnt zu erblühen. Auf den Wiesen zeigen sich erste Blumen, die zaghaft aus dem Erdreich sprießen. Wiesen und Wälder holen ihre bunten Gewänder hervor und präsentieren sich in stolzer Pracht.

Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen kehren auch die Zugvögel aus den südlichen Gefilden zurück. Ihr fröhlicher Gesang verkündet endgültig: der kalte und dunkle Winter ist vertrieben und der Frühling ist zurück. Grund genug also, dass wir Menschen das Musizieren nicht alleine der Tierwelt überlassen, sondern auch selbst unserer Freude über die Wiederkehr des Frühlings Ausdruck verleihen und fröhlich drauflos singen, so wie es im Kanon heißt: »Es tönen die Lieder, der Frühling kehrt wieder«.

In unserem Lied wird das Jubeln einem musizierenden Hirten übertragen. Seine Tiere mussten den kalten Winter im Stall verbringen und freuen sich jetzt, ebenso wie der Hirte, auf die frische Luft und den ersten wärmenden Sonnenschein.

Und während seine Tiere auf der frischen Weide grasen und übermütig herumtollen, »spielet der Hirte auf seiner Schalmei«, einem alten, flötenähnlichen Blasinstrument, seine fröhliche Melodie: »la la la«.

Es klingt wie aus einer vergangenen Welt. Aber im Alpenraum oder auch in der norddeutschen Lüneburger Heide kann man diese Welt auch heute noch bestaunen. Durch die bunten Wiesen der Lüneburger Heide ziehen noch heute Schäfer mit ihren Herden - teils als Touristenattraktion, aber auch aus tiefverwurzelter Tradition.

Tom Borg, 13. August 2023

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