Es, es, es und es

Als Abschiedslieds- und Wanderlied wurde Es, es, es und es, es ist ein harter Schluss im 19. Jahrhundert von Handwerksburschen und Studenten gern gesungen.

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Musiknoten zum Lied - Es, es, es und es

Es, es, es und es,
Es ist ein harter Schluss,
Weil, weil, weil und weil,
Weil ich aus Frankfurt muss.
Drum schlag ich Frankfurt aus dem Sinn
Und wende mich, Gott weiß wohin.
Ich will mein Glück probieren,
Marschieren.

|: Er, er, er und er,
Herr Meister, leb er wohl! :|
Ich sags ihm grad frei ins Gesicht,
Seine Arbeit, die gefällt mir nicht.
Ich will mein Glück probieren,
Marschieren.

|: Sie, sie, sie und sie,
Frau Meisterin, leb sie wohl! :|
Ich sags ihr grad frei ins Gesicht,
Ihr Speck und Kraut, das schmeckt mir nicht.
Ich will mein Glück probieren,
Marschieren.

|: Sie, sie, sie und sie,
Jungfer Köchin, leb sie wohl! :|
Hätt sie das Essen besser angericht'
so wär ich auch gewandert nicht.
Ich will mein Glück probieren,
Marschieren.

|: Er, er, er und er,
Herr Wirt, nun leb er wohl! :|
Hätt' er die Kreide nicht doppelt g'schrieb'n,
So wär ich länger dageblieben.
Ich will mein Glück probieren,
Marschieren.

|: Ihr, ihr, ihr und ihr,
Ihr Jungfern lebet wohl! :|
Ich wünsche euch zu guter Letzt
Ein Andern, der mein Stell ersetzt.
Ich will mein Glück probieren,
Marschieren.

|: Ihr, ihr, ihr und ihr,
Ihr Brüder, lebet wohl! :|
Hab ich Euch was zu Leid getan,
So bitt ich um Verzeihung an.
Ich will mein Glück probieren,
Marschieren.

Das Abschieds- und Wanderlied Es, es, es und es, es ist ein harter Schluss ist seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts aus Handwerkerkreisen bekannt. Die Melodie wurde mündlich aus dem Hessen-Darmstädtischen, Bergischen, Clevischen und Brandenburgischen überliefert und ist seit 1820 bekannt.

Der Text wurde in verschiedenen Varianten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch fliegende Blätter verbreitet. So liefern Ludwig Erk und Franz Magnus Böhme in Deutscher Liederhort, Band III, Nr 1592, eine weitere, ältere, Textvariante unter dem Titel »Des Handwerksburschen Abschied«.

Im 19. Jahrhundert war »Es, es, es und es« eines der bekanntesten Handwerksgesellenlieder, das von den Studenten und Wanderburschen in ganz Deutschland gesungen wurde. Heute wird es vorwiegend in Folk- und Wanderkreisen gesungen.Es gehört auch bis heute zum Standardrepertoire der wenigen noch existierenden »Schächte«, wie die Vereinigungen von Bauhandwerkern früher genannt wurden.

Auch wenn Es, es, es und es bis heute in Folk- und Wanderkreisen bekannt und beliebt ist, ist der eigentliche Hintergrund des Lieds mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Denn noch bis ins 19. Jahrhundert gehörte das Wandern von Ort zu Ort zur Ausbildung der Handwerksgesellen. Sie sollten so in der Fremde, bei anderen Handwerksmeistern, ihre Gewerke erlernen und Erfahrungen sammeln. Dazu gehörten auch andere und neue Techniken, die sich damals noch nicht wie heute per Buch und Internet verbreiten ließen, sondern für deren Erwerb man sich auf Wanderschaft begeben musste.

So wanderten die jungen Handwerksburschen von einem Ort zum anderen und blieben, wo sie Unterkunft bekamen. Meist arbeiteten sie für einen geringen oder gar keinen Lohn bei jedoch freier Kost und Logie. Denn der wahre Lohn war die Möglichkeit, bei einem Meister lernen und von seiner Erfahrung profitieren zu dürfen.

Nicht selten verliebte sich ein Wandergeselle auch in des Meisters Töchterlein und blieb im Ort und trat später die Nachfolge des Meisters an. Und so manches Lied besingt die Sehnsucht der Mädchen, die zuhause auf die Rückkehr des wandernden Liebsten warteten.

Und auch die Wanderburschen träumten oft von ihrem Mädchen in der fernen Heimat und dem Leben zuhause. Denn die Wanderschaft brachte nicht nur frohe Tage und nicht bei jedem Meister fühlte sich ein Geselle wohl, wie das Lied Es, es, es und es zeigt. Dem Sänger schmeckt das Essen nicht, der Wirt verlangt zu viel und der Meister ist ein schlechter Lehrer. Da bleibt dem Handwerksburschen nichts anderes übrig, als sein Glück anderswo zu probieren – er muss weiterziehen, marschieren.

Tom Borg, 20. Februar 2024

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