Ein Kind ist uns geboren

Altes geistliches Weihnachtslied

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Musiknoten zum Lied - Ein Kind ist uns geboren

Ein Kind ist uns geboren,
das Gott und Mensch zugleich!
Er öffnet Herz und Ohren,
ihr Christen, freuet euch!
Zu Bethlehem im Stalle
kehrt unser Heiland ein,
er kommt zum Trost für alle,
geliebet will er sein.

Die Hirten hör’n das Singen
der frohen Engelschar.
Gekrönte Fürsten bringen
Gold, Weihrauch, Myrrhen dar.
Sie legen Herz und Krone
zu Jesu Füßen hin,
sie seh’n in Davids Sohne
Gott selbst und preisen ihn.

Erfüll’ mit deinen Gnaden,
Herr Jesu, dieses Haus!
Tod, Krankheit, Seelenschaden,
Brand, Unglück treib’ hinaus!
Laß hier den Frieden grünen,
verbanne Zank und Streit,
daß wir dir fröhlich dienen
jetzt und in Ewigkeit!

Das Weihnachtslied Ein Kind ist uns geboren, das Gott und Mensch zugleich ist ein altes geistliches Lied, das vermutlich im 13. Jahrhundert entstanden ist und in verschiedenen Sprachen und Melodien überliefert ist. Die hier präsentierte Fassung ist eine Bearbeitung der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Fragmente. Karl Simrock präsentierte 1859 in seiner Sammlung Deutsche Weihnachtslieder (Seite 63) eine Textfassung, die bis auf geringe sprachliche Abweichungen dem heute gesungenen Text entspricht.

Das Thema des Liedtextes ist die Geburt des Jesuskinds über das sich die Menschheit freuen soll. Denn es ist ein besonderes Kind: »Gott und Mensch zugleich«. Die damit verbundene Freude spiegelt sich in der unterlegten Melodie wieder. Vor allem die markanten Terz- und Quart-Bögen auf einzelnen Silben und einsilbigen Wörtern lassen das Lied wie einem Hubel erklingen. Gleich mit dem ersten Vers jeder Strophe startet dieser Jubel: Auf das einleitende »Ein« der ersten Strophe mit einer Achtelnote folgt nach einem Sprung von e nach a ein aufsteigender Bogen aus zwei Tönen von a nach c auf einer Silbe. Dies verleiht der Melodie einen Schwung, der wie Jubel empfunden wird. Und Anlass zum Jubel gibt es ja: Ein Kind ist geboren. Ist das nicht immer ein freudiges Ereignis?

Ein Kind ist immer Hoffnung für die Welt, aber dieses Jesuskind besonders, es ist Gottes Sohn. Der Heiland, geboren in Bethlehem im Stall, als Trost und Retter für uns alle. Doch, wie kann dieses Kind in der Krippe Gott und Mensch zugleich sein?

Im Christus-Bekenntnis von Chalcedon (451 n. Chr.) heißt es dazu:

»Wir folgen also den heiligen Vätern und lehren alle einmütig, einen und denselben Sohn zu bekennen, unseren Herrn Jesus Christus. Derselbe ist vollkommen in der Gottheit und derselbe vollkommen in der Menschheit, derselbe wirklich Gott und wirklich Mensch aus einer vernünftigen Seele und einem Körper. Er ist dem Vater wesensgleich nach der Gottheit und derselbe uns wesensgleich nach der Menschheit, in jeder Hinsicht uns ähnlich, ausgenommen der Sünde.«

Nach altkirchlicher Lehre ist Jesus damit sowohl Gott als auch Mensch. Wenngleich dies schwer zu verstehen ist. Denn es geht beim Glauben primär um eine Beziehung zwischen Gott und Mensch. Wie kann da jemand beides gleichzeitig sein?

Der Liedtext umgeht diese Fragestellung und preist nur die Geburt des Kindes – und die ist ja immer ein Grund zu großer Freude. So singen in der zweiten Strophe die Engel und die Hirten folgen und stimmen ein. »Gekrönte Fürsten«, gemeint sind vermutlich die Heiligen Drei Könige, bringen dem Kind »Gold, Weihrauch, Myrrhen dar« und »legen Herz und Krone zu Jesu Füßen hin« als Zeichen ihrer Unterwerfung vor Gott, der sich ihnen als Kind zeigt.

Zu Weihnachten stimmen wir alle Jahre wieder den Jubelgesang an: Ein Kind ist uns geboren.

Tom Borg, 10. September 2023

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