Die heiligen drei Könige

(Mit Gott so wollen wir loben und ehr'n)

Das Heischelied Die heiligen drei Könige wurde erstmals um 1550 gedruckt und gilt als eine der Vorlagen für Goethes Epiphanias-Gedicht, das 1781 entstand. Es wird zum Dreikönigsfest am 6. Januar gesungen, wobei die Sänger auch die Figuren veranschaulichen.

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Musiknoten zum Lied - Die heiligen drei Könige

Mit Gott so wollen wir loben und ehr'n
die heiligen drei König mit ihrem Stern.

Sie ritten daher in schneller Eil
in dreißig Tagen vierhundert Meil.

Sie kamen in Herodis Land.
Herodis was in unbekannt.

Sie zohen für Herodis Haus,
Herodes sahe zum Fenster raus:

»Ihr meine liebe Herren, wo wöllt ihr hin?«
»Gen Bethlehem steht unser Sinn.

Da ist geborn ohn alles Leid
ein Kindlein von einer reinen Maid.«

Herodes sprach aus großem Tratz:
»Ei, warum ist der hinter so schwarz?«

»O lieber Herr, es ist uns wol bekannt,
er ist ein König in Mohrenland.

Und wöllen ihr uns recht erkennen,
wir dörfent uns gar wol nennen:

Wir sind die König vom finstern Stern
und brächten dem Kinde ein Opfer gern.

Myrrhen, Weihrauch und rotes Gold,
wir sind dem Kind ins Herz nein hold.«

Herodes sprach aus Übermut:
»Bleibent hienacht bei mir und nehmt für gut!

Ich will euch geben Heu und Streu,
ich will euch halten Zehrung frei.«

Die heilgen drei König täten sich besinnen:
»Führwahr wir wöllent jetzt von hinnen!«

Herodes sprach aus trutzigem Sinn:
»Wöllt nicht bleiben, so fahret hin!«

Sie zohent über den Berg hinaus,
sie fanden den Stern stehn ob dem Haus.

Sie traten in das Haus hinein,
sie fundentJesum in dem Krippelein,

sie gebent ihm ein reichen Sold,
Myrrhen, Weihrauch und rotes Gold.

Joseph bei dem Kripplein saß,
bis dass er schier erfroren was.

Joseph nahm ein Pfännelein
und macht dem Kinde ein Müselein.

Joseph der zog seine Höselein aus
und machet dem Kindlein zwei Windelein draus.

»Joseph, lieber Joseph mein,
hilf mir wiegen mein Kindelein!«

Es waren da zwei unvernünftige Tier,
sie fielent nieder auf ihre Knie.

Das Öchslein und das Eselein
sie kannten Gott den Herren rein. Amen.

Das Weihnachtslied Die heiligen drei Könige weist große Ähnlichkeit mit dem Lied Die heilgen drei König mit ihrem Stern (die kamen her aus Morgenland fern). Die Melodie ist nahezu identisch und auch der Text weist viele Überschneidungen auf. Allerdings ist der Text dieser Variante sprachlich etwas moderner gestaltet und kommt mit 24 Strophen aus.

Bemerkenswert ist auch, dass in diesem Lied, im Vergleich zum oben genannten Lied, einer der drei Könige, die dem Jesuskind huldigen, ein schwarzer König ist. »Er ist ein König in Mohrenland« heißt es in der achten Strophe, was dazu führte, dass in vielen Hirten- und Krippenspielen traditionell einer der Könige eine schwarze Hautfarbe hat, wie es auch heute noch oft in Krippenspielen gestaltet wird. Warum jedoch einer der Könige farbig war, ist nicht geklärt. Die Nähe Afrikas mag eine Rolle spielen, da ein schwarzer König auch diese vielen Menschen repräsentiert. Doch spielt es ohnehin keine Rolle, denn es kommt nicht darauf an, woher die Könige kamen, sondern dass sie Könige waren. Denn als solche waren sie privilegiert und konnten Geschenke machen.

Aber vor allem das explizite Verbeugen der Könige vor dem göttlichen Kind ist eine symbolträchtige Geste: Die weltlichen Könige knien nieder vor dem himmlischen König. Sie erkennen das Jesuskind als ihren Gott an und bekunden, dass sie als Könige Diener und Untergebene dieses neugeborenen göttlichen Herrschers sind.

Doch warum sind es drei Könige? Darüber wurde viel gerätselt und noch mehr vermutet, denn die Zahl Drei galt in vielen Kulturen als heilig und symbolisiertete göttliche Konstellationen in Religion und Mythos. So gibt es die Einteilung der Welt in Himmel, Erde und Unterwelt. Aber auch die drei biblischen Rassen der Chamiten, Semiten und Japhetiten als Nachfahren von Noahs Söhnen und auch die drei Lebensphasen Jugend, Erwachsensein und Alter.

Tom Borg, 27. September 2023

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