Der Weihnachtsbaum

(Von allen den Bäumen jung und alt)

Der Weihnachtsbaum ist ein Gedicht Hoffmann von Fallersleben, das auf eine schwedische Volksweise gesungen wird.

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Musiknoten zum Lied - Der Weihnachtsbaum

Von allen den Bäumen jung und alt,
Von allen den Bäumen groß und klein,
Von allen in unserm ganzen Wald,
Was mag doch der allerschönste sein?

Der schönste von allen weit und breit
Das ist doch allein, wer zweifelt dran?
Der Baum, der da grünet allezeit,
Den heute mir bringt der Weihnachtsmann.

Wenn Alles schon schläft in stiller Nacht,
Dann holet er ihn bei Sternenschein
Und schlüpfet, eh' einer sich's gedacht,
Gar heimlich damit ins Haus hinein.

Dann schmückt er mit Lichtern jeden Zweig,
Hängt Kuchen und Nüss' und Äpfel dran:
So macht er uns alle freudenreich,
Der liebe, der gute Weihnachtsmann.

Der Weihnachtsbaum ist ein Gedicht, dem August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874) eine schwedische Volksweise unterlegte. Es erschien in der Sammlung »Alte und neue Kinderlieder von Hoffmann von Fallersleben« (Nr. 70), das von Ludwig Erk (1807 - 1883) herausgegeben wurde. Die Begleitung für das Pianoforte arrangierte Hans Michael Schletterer (1824 - 1893).

Obwohl Hoffmann von Fallersleben selbst einige Melodien für seine Gedichte schuf, griff er auch immer wieder gerne auf bekannte Melodien zurück, die dem älteren Publikum bereits bekannt waren, aber für die Kinder, an die er die meisten seiner Lieder richtete, eine neue Welt bedeuteten. Hoffmann, der Gelehrte, der aus politischen Gründen zum ruhelosen Wanderer durch Deutschland und angrenzende Länder wurde, hatte selbst Spaß daran, gemeinsam mit den Kindern das "verlorene Paradies der Kinderwelt" noch einmal zu erleben. Es war ihm eine Freude, die Kinder zum Staunen zu bringen, und als Dichter verstand er sich wie nur wenige Gelehrte auf die Sprache der Kinder. In der Einleitung der Kinderlieder heißt es:

Unserm Dichter aber mußte diese Einfachheit der Kindersprache um so besser glücken, je einfacher und naiver er selbst sich in seinen Anschauungen und Empfindungen erhalten hat und je mehr er selbst noch ein Kinderherz ist, ein schlicht natürliches, bald ernst und innig, bald übermüthig tändelnd.

Hinzu kommt Hoffmanns bekannte Naturverbundenheit. So verwundert es nicht, dass er mit seinem Lied Der Weihnachtsbaum einen Bogen von der Natur zur Weihnacht zieht. "Von allen den Bäumen jung und alt, […] Was mag doch der allerschönste sein?" fragt er. Damit bringt er die kindlichen Zuhörer ins Grübeln. Ja, welcher Baum ist denn nun der schönste? Die Eiche, die Linde..? Sie alle wurden ja schon oft besungen.

Doch Hoffmann von Fallersleben gibt die Antwort selbst, wenn auch scheibchenweise: "Der Baum, der da grünet allezeit". Dies ist zweifelsohne die innergrüne Tanne, die in vielen Liedern besungen wird; das bekannteste von allen O Tannenbaum.

Allerdings geht der Dichter hier nicht näher auf die oft gebrauchte Symbolik ein, die immergrün mit Treue gleichsetzt. Stattdessen kommt die vage Andeutung "Den heute mir bringt der Weihnachtsmann".

Die Magie des Weihnachtsbaums

Zu Hoffmann von Fallerslebens Zeit war es noch nicht selbstverständlich, dass in jeder Stube ein Weihnachtsbaum stand. Manches kleine Kind hatte vielleicht noch nie einen gesehen. Denn der Brauch weitete sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend aus.

Vom Weihnachtsmann hatte aber wohl jeder schon gehört. Der geheimnisvolle Mann kommt "Wenn Alles schon schläft in stiller Nacht". Dann holt er einen Baum und schleicht "heimlich damit ins Haus hinein". Damals war es wohl noch Mode, dass die Eltern "heimlich" den Weihnachtsbaum schmückten, des Abends, wenn die Kinder schon schliefen. Damit wurde die Magie rund um das kindliche Weihnachten aufrecht erhalten. Ich erinnere mich, dass ich als kleines Kind, was nun schon gute 50 Jahre her ist, mich auch immer gewundert hatte, wie denn der Weihnachtsmann und später das Christkind in unser Haus kommen. Erst später wurde es zu einem beliebten Brauch, den Weihnachtsbaum gemeinsam zu schmücken. Das ist wohl hauptsächlich der Aufklärung geschuldet, bringt aber auch der Familie Spaß und fördert die Erwartungshaltung auf Weihnachten, die ja der eigentliche Anlass für das Fest ist. Es geht ja schließlich um das Feiern der Geburt des Jesuskinds. Und daran, dass dies alles »Der liebe, der gute Weihnachtsmann« vollbringt, daran glaubt heutzutage ohnehin kaum noch ein Kind. Aber auch heute noch schmücken wir mit »"Lichtern jeden Zweig«, auch wenn das Anhängen von »Kuchen und Nüss' und Äpfel« inzwischen aus der Mode kam.

Den Baum mit Freunden oder Familie gemeinsam schmücken, bei fröhlicher Weihnachtsmusik - man muss ja nicht unbedingt immer selbst singen -, das macht auch heute noch Spaß und gibt Gelegenheit, mit den Kindern über Weihnachten zu sprechen. Gemeinsame Zeit als Familie ist ja ein wertvolles Gut geworden. Da stimmen wir dann auch heute noch, mehr denn je, mit Hoffmann von Fallerleben überein wenn er dem Weihnachtsmann bescheinigt: »So macht er uns alle freudenreich«.

Tom Borg, 11. Dezember 2016

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