Der hat vergeben das ewig Leben

Ein Lobpreis der Musik von Valentin Rathgeber (1733)

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Musiknoten zum Lied - Der hat vergeben das ewig Leben

Der hat vergeben
das ewig Leben,
der nicht die Musik liebt
und sich beständig übt
in diesem Spiel.
Wer schon auf Erden
will selig werden,
der kann erreichen hier
durch Musik ohne Müh
sein hohes Ziel.
Es gibt der höchste Gott
den Engeln das Gebot:
Es singen Cherubin,
es singen Seraphin
der Engel viel.
Der hat vergeben
das ewig Leben,
der nicht die Musik liebt
und sich beständig übt
in diesem Spiel.

Sie kann regieren,
die Herzen rühren
dass gar das frische Blut
in Adern wallen tut
vor lauter Freud.
Schweren Gedanken
setzt sie die Schranken,
das Gemüt gleich heiter wird,
dass sich gar bald verliert
all Bitterkeit.
Kein Unglück ist so groß,
gibt solchen Herzensstoß,
kein Unstern dringet ein,
und wenn’s auch sollte sein
das größte Leid.
Sie kann regieren…

Kannst nach Verlangen
Aurora prangen
weil dich beim Morgenschein
das schöne Vögelein
zum besten grüßt.
Es fliegt vor Freuden
auf grüne Heiden
es singt so schön es kann
da wird dem Ackermann
der Schweiß versüßt.
Er fliegt durch Berg und Tal
singt fröhlich überall
bis späte Abendzeit
dass es schon allbereit
den Lust gebüßt.
Kannst nach Verlangen…

Trinken und Essen
wär gleich vergessen
wo eim die Musik nit
macht neuen Appetit
zum Tractament
Fürsten und Herren
sie höchstens ehren
so muss beim kühlen Wein
auch jezuweilen sein
ein Instrument.
Ein solch Harmonie
taugt zu der Campagni
das Herz vor Freuden lacht
wenn die den Anfang macht
und auch das End.
Trinken und Essen…

's Kind in der Wiegen
lässt sich vergnügen,
wenn ihm die Musik flink,
eia popeia singt,
es weint nicht mehr.
Der Kranke fühlet,
wenn man aufspielet,
Trost dringet in sein Herz,
und wenn auch gleich der Schmerz
noch größer wär,
denkt er nicht an die Pein,
bild't sich den Himmel ein!
Er fährt mit Freuden aus,
weil ihn des Todes Graus
nicht schreckt so sehr.
's Kind in der Wiegen…

Die Musikanten
mit Instrumenten
öft machen müde Füß
wann d' Leut schon schlafen süß
und fröhlich ein.
Hat man Unwillen
allerhand Grillen
so bald die Lauten tönt
ist man sogleich versöhnt
vergisst sein Pein.
Ist man endlich zur Ruh
schließt seine Äugelein zu
der listig Morpheus
macht zum Überfluss
ein Spielwerk drein.
Die Musikanten…

Weil dann von allem,
was kann gefallen,
Musik erhält den Preis,
die uns zu schaffen weiß
Lust ohne Leid,
will ich beständig,
so lang lebendig,
stets lieben die Musik,
mich üben in Musik,
die mich erfreut.
Fort dann Melancholei,
es bleibt zum Schluss dabei:
fort mit dem Grillenfang!
Lieblicher Töne Klang
jagt weg das Leid,
weil dann von allem…

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