Bier her!

Bier her! ist eines bekanntesten deutschsprachigen Trinklieder

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Musiknoten zum Lied - Bier her!

Bier her! Bier her! Oder ich fall' um, juchhe!
Bier her! Bier her! Oder ich fall' um!
Soll das Bier im Keller liegen,
und ich hier die Ohnmacht kriegen?

Bier her! Bier her! Oder ich fall' um, juchhe!
Bier her! Bier her! Oder ich fall' um!
Wenn ich nicht gleich Bier bekumm',
schmeiß' ich die ganze Kneipe um!

Das Trinklied Bier her! hat wohl jeder schon einmal gehört und die meisten haben es auch irgendwann schon einmal übermütig mitgegrölt, egal, ob man den Gerstensaft mag oder nicht. Die Volksliedforscher Theo & Sunhilt Mang (Liederquell, Dörfler Verlag, 2015, ISBN 978-3-89555-679-1, S. 610f) bezeichnen Bier her! als »derberes Trinklied«. Im Gegensatz zu Ein Prosit der Gemütlichkeit, das ebenfalls zu fortgeschrittener Stunde gerne angestimmt wird, haftet dem Lied Bier her! ein dezent »übermütig proletarisches« Image an. Dies mag dem Stil der Lieder geschuldet sein. Denn das »Prosit« wird gefeiert, auch im geselligen Familienrahmen, während das »Bier her« eine schroffe Forderung darstellt.

Schaut man sich die Entwicklungsgeschichte des Lieds an, so stellt man überrascht fest, dass Bier her! eigentlich von »ehrenwerter Abstammung« ist. Die Melodie war beits gegen Ende des 18. Jahrhunderts bekannt. In Gottlob Wilhelm Burmanns (1737-1805) Liederbuch fürs Jahr 1787 steht die Melodie dem Text Lebe! Strebe; froh zu seyn Jahr aus, Jahr ein. Im Jahr 1842 wird die Melodie im Liederbuch für Kleinkinderschulen, Kaiserswerth 1842, dem Wiegenlied Stille, stille, kein Geräusch gemacht unterlegt. Als Bierlied steht die Melodie zuerst im Kommersbuch für den Deutschen Studenten, Magdeburg 1855.

Etwas verwunderlich ist, dass ausgerechnet in Deutschland, wo Bier gelegentlich scherzhaft als Grundnahrungsmittel bezeichnet wird, Bierlieder erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufkamen. Doch in den Jahrhunderten zuvor dominierte der Wein die Welt der Trinklieder. Erst um die Jahrhundertwende komponierte Otto Alexander Victor Lob (1834-1908) Studentenlieder, die auch das Bier verherrlichten wie beispielsweise »Beim Rosenwirt am Grabentor« und »Freunde, trinkt in vollen Zügen musenstädtschen Gerstensaft«.

Heutzutage gibt es viele Bierlieder, doch am allgemeinen Image hat sich bis heute kaum etwas geändert: Wein gilt weiterhin als Getränk der »feinen Gesellschaft« während Bier das Getränk der Arbeiterklasse und der übermütigen Jugend ist. Einen »edlen Tropfen« geniest man im Restaurant oder zuhause, ein Bier in der Kneipe. Dazu lud im Jahr 2000 auch DJ Ötzi ein mit »Gemma Bier trinken«. Und gibt es keines, dann grölen alle im Chor: Bier her!

Tom Borg, 9. November 2023

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